Die höchste Standortqualität im ganzen Kanton Bern habe die Gemeinde Belp. Das weiss der Handels- und Industrievereein des Kantons Bern (HIV). Er hat die Gemeinden im Kanton Bern zum sechsen Mal verglichen. Belp hat in diesem Ranking schon immer einen Spitzenplatz «abonniert», vor 4 Jahren wars auch schon der erste Platz.
Der HIV misst mit fünf Kriterien (siehe unten). Die Leute des HIV sitzen dabei an ihren Schreibtischen und gehen in ihrer Sekundär-Marktforschung von Daten aus, die sie auf Statistikämtern finden oder welche direkt von den Gemeindeverwaltungen strukturiert geliefert werden.
Wer nun genau welchen Gesamtrang hat, wie die Punkte-Zehntel verteilt sind – das ist sicher nicht das Wichtigste an einem solchen Ranking. Interessanter ist, welche Tendenz man ablesen kann: Welche Gemeinden hat sich über die Jahre nach vorne oder hinten bewegt?
Der HIV verfolgt zwei Ziele mit seiner Umfrage: «Einerseits soll der Bericht den Gemeinden ihre Stärken und Schwächen der unternehmerischen Standortbeurteilung im Quervergleich zu den anderen Gemeinden aufzeigen (Benchmark), andererseits finden interessierte Unternehmen, Kadermitarbeitende, Wirtschaftsförderungen und Beratende darin nützliche Informationen zur Standortqualität.»
In keiner der fünf Teilkategorien ist Belp Spitzenreiterin. «Aber in der Summe machen wir das Rennen», sagt Gemeindepräsident Benjamin Marti in der Medienmitteilung des HIV. «Das scheint mir typisch, denn wir besteuern moderat und haben ein ÖV-Angebot, das keine Uhr bedingt, weil immer wieder ein Zug fährt. Wir sind entwicklungsfreundlich, was die Landpolitik betrifft, und eine Unternehmung wird als ein Faktor des Wohlstands erkannt, nicht als Verursacherin von Emissionen.»
Ein Pluspunkt sei auch, dass die Gemeinde sehr wirtschaftsfreundlich abstimme. Bis jetzt jedenfalls, gibt der bürgerliche Gemeindepräsident zu bedenken. Den direkten Zusammenhang zwischen «links wählen» und «sinkende Chance auf Wohlstand» bringt er so auf den Punkt: «Wir müssen die Wirtschaftsfreundlichkeit weiterhin pflegen. Denn auch in Belp ist der politische Trend der Agglomerationsgemeinden erkennbar. Den Menschen geht es derart gut, dass der Stimmzettel immer häufiger nach dem Motto ‹irgendwoher wird das Geld schon kommen› ausgefüllt wird.»
An Belps Politik soll es jedenfalls bis jetzt nicht liegen. Das Standortmarketing bleibe ein wichtiges Ziel für die Gemeinde. «Wir möchten als Gemeinde im Spiel von Angebot und Nachfrage gerade bei verfügbaren Arbeitsflächen vermehrt als Türöffner auftreten und eine interessante Partnerin der kantonalen Wirtschaftsförderung sein.»
Die Kriterien
Steuern und Gebühren
Steuer- und Liegenschaftssteueranlage, Gebühren (Strom, Wasser, Abwasser, Abfall), Mehrwertabschöpfungsregulierung
Verkehrsanbindung
Individualverkehr IV-Erschliessung, Öffentlicher Nah- und Lokalverkehr, Öffentlicher Fernverkehr
Bauen, Reglemente, Flächen
Baurechtliche Grundordnung, Verfügbarkeit und Preis von Bauland, Verfügbarkeit und Preis von Arbeitsflächen
Weiche Standortfaktoren
Beschäftigte und Arbeitsstätten, Wirtschaftspolitik und Organisation (Öffnungszeiten, E-Government, Kennzahlen), Wirtschaftsfreundlichkeit der Bevölkerung
(Abstimmungen)
Versorgung und Ortsangebot (Finanzdienstleister, Öffnungszeiten, Business Infrastruktur)
Umgebung und Lebensqualität
Umgebung und Umwelt (Naherholung und Grünanteil, Nachhaltige Entwicklung)
Schule und Ausbildung (Sekundarschule, Gymnasium, Lehrabschlüsse)
Familien- und Jugendarbeit (Betreuungs- und Tagesschulangebot, Jugendarbeit und -förderung)
Wohnen (neu erstellter Wohnraum, Mietpreis)
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