Noch knapp vier Wochen, dann soll das Giessenbad öffnen (8. Juni). Es geht in die 100. Saison! Das ursprünglichene Bad ist heute der lauschige Familienbereich hinter der Brücke. Der Teil des Giessenbads, den man gleich nach dem Eingang betritt, wurde im 1980 eingeweiht. Im «Familienbedli» hat die Gemeinde im 2017 die Bassins, Wasserspiele und Technik komplett erneuert.
Erneuert wurde auch auf diese Saison hin, nämlich die Technik zur Aufheizung des Wassers. Neu werden Absorbermatten auf den Dächern der Gebäude das Wasser heizen. Bei viel Sonne wird das Wasser wärmer – und umgekehrt. Die Gemeindeversammlung hat im Juni 2019 diesem Vorhaben (inkl. Erneuerung der alten Chlorgas-Anlage) für 400’000 Franken zugestimmt.
Mit dem offiziellen Baden in der Giesse begann es im Jahr 1920, mit 30 Franken Pachtzins für 6’410 Quadratmeter.
Lokal-Chronist Fritz Sahli hat sich über Dokumente und Foto-Archive gebeugt. Sahli schreibt: «Träger des Giessenbades war zuerst viele Jahre der seit langem nicht mehr existierende Gemeinnützige Verein. Nach vermutlich nicht einfachen Verhandlungen gelang es dem Verein, mit Unterzeichnung am 31. März 1920 vom kantonalen Kreisforstamt VII ein 6’410 m2 grosses Stück Auwald an der Giesse zu pachten. Am 15. April 1920 wurde das Dokument von Forstdirektor Regierungsrat Dr. Carl Moser genehmigt und damit vor etwas mehr als 100 Jahren rechtskräftig. Der jährliche Pachtzins für die Waldparzelle betrug damals 30 Franken!»
Der Zweck: «Errichtung einer öffentlichen Badanstalt mit Tummelplatz und Sonnenbad.»
Also musste Rasen her statt Auwald. Sahli schreibt: «Das Kreisforstamt verpflichtete sich, im Winter 1920/21 auf der gepachteten Fläche den Oberholzbestand in zweckdienlicher Weise zu lichten. Das Unterholz durfte die Pächterin entfernen und sich ‹aneignen›. Der Zeitpunkt der Ausholzungen zeigt auf, dass die dadurch neu entstandene Wiese im Auwald erst im Jahr 1921 benützbar war.»
Es musste ja auch ein hölzerner Steg über die Giesse gebaut werden (vom heutigen Parkplatz gegenüber der Mountain Flyers direkt ins heutige «Familiebedli»).
Sahli hat Überlieferungen, gemäss denen an dieser Stelle der Giesse schon immer gebadet wurde.
Interessant ist obige Giessenbad-Planskizze. «Der 1920 offensichtlich freihändig im Massstab von 1:1’000 gezeichnete Situationsplan zum Vertrag zeigt die Bereiche Frauenbad (1), Männerbad (2), Sonnenbäder (3) mit trennenden Ladenwänden (4). Ungefähr dort, wo ‹Frauenbad› eingetragen ist, stehen seit 1966 der damals neue Kiosk und die Garderoben. Erste Umkleidekabinen, die zum Teil heute noch stehen, gab es aber schon seit 1941/42.»
1941 habe die Gemeinde die Anlage übernommen. «Das Bad wurde vorher während rund 20 Jahren durch den Gemeinnützigen Verein – stets unterstützt durch die Lehrerschaft – betrieben. Die Gemeinde habe schon seit Jahren finanzielle Beiträge geleistet. Sie habe im 1942 mit dem Kreisforstamt auch einen neuen Pachtvertrag abgeschlossen.»
Sahli hat für diese Informationen im Manuskript «100 Jahre Giessenbad» geforscht, die Inhalte in eine zeitliche Reihenfolge gebracht und u.a. die vorliegende Planskizze digitalisiert. «Wenn alles rund läuft, wird die Geschichte nach Abschluss dieser 100. Saison im alten Bad-Teil fertiggeschrieben und auf Ende Jahr zu lesen sein.» Sahli kann sich auf wertvolle Vorarbeit stützen. «Zeitlebens hat sich hat sich Peter Wittwer † stark für die alte und dann die neue Giessenbad-Anlage eingesetzt, er hat auch den Werdegang des Giessenbades aufgezeichnet.»
Auf den Karten der Swisstopo kann man eine Karten-Zeitreise machen. Bäup.ch hat ein paar Zeitsprünge festgehalten. Auf den ersten Kartenwerken gab es noch keinen Flughafen. Die Alpar begann im 1929 mit ersten Flügen, seit dann ist in den Landeskarten auch «Flugplatz Bern» eingetragen.
Eine Flugpiste mit Festbelag ist übrigens erst ab 1963 eingezeichnet. Hier gehts zur Swisstopo-Landeskarte (> Menu_links «Zeitreise – Kartenwerke» anklicken)
Richard Cescatti meint
Tradition und wichtig für die Bevölkerung.
Doch warum bringt es Belp nicht zustande das Bad teilweise zu öffnen? Nach der gelockerten Verordnung möglich. Münsingen und viele andere machen es vor?
Die Leidtragenden sind die Schwimmer, die Gesundheit sowie die Angestellten und der Pächter.
Ob wohl nach neusten Erkenntnissen diverse Bürgerinnen und Bürger an die Gemeinde geschrieben hat geschieht nichts.
Die politische Verantwortung hat der Gemeinderat.
Doch der schweigt und…