Farbig statt eintönig, abwechslungsreich statt gleichförmig, Augenweide statt Monotonie: So wollen es immer mehr Eigentümer rund um ihr Haus haben. Denn viele eintönigen Rasenflächen werden oft gar nicht (mehr) als Spielwiese genutzt. Wenn aus knapp geschnittenen «englischem Rasen» eine Wildblumenwiese wird, haben alle etwas davon: Zum Beispiel für die Bienen gibts mehr willkommene Arbeit, für den Menschen gibts weniger Arbeit, fürs Auge ist es eine Wohltat.
Diese Wildblumenwiesen, auch Ökoflächen oder Bienenweiden genennt, werden «extensiv» bewirtschaftet. Das Gegenteil von intensiv, man hat also viel weniger Arbeit damit.
Am Birkenweg haben sich mehrere Familien entschlossen, weniger Arbeit zu haben: Rebers, Thomanns, Aeschlimanns. Hans Aeschlimann, ehemaliger Gemeinderat und pensionierter Landwirtschafts-Berater, hat Bäup.ch eingeladen, sich die Wildblumenwiesen auf mehreren Parzellen am Birkenweg anzuschauen. Wir kraxeln durch Hänge und Wiesen, es ist eine bewusste Wildnis mitten in Belp. Nicht weit davon ein Wohnblock, mit «perfekt» geschnittenem Rasen, eher eintöniges Grün. Aeschlimann dazu: «Auch Immobilienverwaltungen könnten sich doch vermehrt überlegen, ob es zwingend diesen eintönigen Rasen um absolut jeden Block haben muss. Schon nur, wenn sie mit Wildblumen auch noch Kosten sparen könnten…»
Aeschlimann erklärt die wesentlichen Elemente einer Wildblumenwiese:
- Keine Düngung, also kein nährstoffreicher Boden
- Nur wenige Schnitte. In der Regel zweimal pro Jahr, erstmals in der zweiten Hälfte Juni, das zweite Mal Ende August. Gras trocknen als Heu, also nicht mulchen bzw. liegen lassen, sonst entsteht Aufdüngung, was man nicht will
- Das Resultat ist eine deutlich grössere Pflanzenvielfalt, Wildblumen und Klee-Arten können blühen
- Das Gegentil wäre die intensive Wiese, dort werden Pflanzen vor der Blüte geschnitten
«Es gibt verschiedene Arten von extensiven Wiesen. Es werden meist die gleichen mehrjährigen Gräser und Wildblumen angesät, auch einjährige Wildblumen. Es gibt Samenmischungen mit oft 40 bis 50 verschiedenen Arten. Diese gibts für eher nährstoffreiche Böden, für magere Böden, auch für trockene Standorte. Es sind oft mehrjährige Arten. Einjährige Wildblumen wie Ringelblume, Kornblume oder Mohn müssen blühen und absamen können, sonst verschwinden sie», sagt Aeschlimann.
Rund um einen Sitzplatz, oder wenn es doch ein Platz zum Spielen haben soll, brauche es selbstverständlich regelmässig gemähte und gepflegte Rasenflächen. «Aber warum nicht beides? Rund um den Sitzplatz etwas Rasen, aber weiter weg eine nur wenig oder selten betretene Fläche sinnvollerwiese als Wildblumenwiese nutzen?»
Man spürt die Leidenschaft des ehemaligen Landwirtschaftsberaters. Aeschlimann kommt immer wieder auf die Vorteile einer Wildblumenwiese zu sprechen:
- Weniger Aufwand, da in der Regel nur noch zweimal im Jahr gemäht wird statt manchmal fast jede Woche – damit auch tiefere Kosten
- Keine Düngung und auch keine Bewässerung (im Vergleich zu herkömmlichem eintönigem Rasen)
- Schöner für das Auge, wenn vielfältige Flora und Blüten
- Ökologisch wertvoll, Nahrung für diverse Insekten, Honigbienen und Wildbienen, Schmetterlinge
«Auch mitten in einer Wohnsiedlung können wir mit ökologisch wertvollen Wildblumenwiesen einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten. Und gleichzeitig Kosten sparen», betont Aeschlimann. Wer sich am Rasenmäherlärm stört, wird auch eher Wildblumenwiesen bevorzugen.
Das Fachwissen und Einsatz der Landschaftsgärtner sei dabei weiterhin gefragt: «Für die Ansaat der Wildblumenwiese, die Pflege, das Mähen zweimal pro Jahr mit Heu-Abtransport und die Kontrolle von Problemunkräutern/Neophyten ist weiterhin – oder erst recht – gutes Fachwissen und Arbeit erforderlich.»
Sieben goldene Regeln für das Anlegen einer Wildblumenwiese
Aeschlimann Hans meint
Vielen Dank für die Rückmeldungen und Anregungen von Esther Brunner und Franziska Gerber.
Bezüglich der Bemerkung von Frau Gerber zum giftigen Jakobskreuzkraut kann ich folgendes erwähnen: Dieses wie auch andere Problemunkräuter sind mir bekannt; nach den Fotos, vor dem Mähen der Wiese habe ich das Jakobskreuzkraut ausgerissen (bei feuchtem Wetter kam die Wurzel ohne weiteres mit) und die Blütenstände im Kehricht entsorgt, den Rest der Pflanze im Kompost. So gelangen keine Samen in den Boden oder ins Futter und das Heu war einwandfrei, ohne giftiges Kraut.
Es ist, wie Frau Gerber betont sehr wichtig, die Problemunkräuter gerade zu Beginn im Auge zu behalten nach dem Motto „Wehret den Anfängen“. Wenn es noch wenige Exemplare hat, könne sie mit relativ wenig Aufwand kontrolliert werden. In einem anderen Teil der Ökowiese haben Sebastian Thomann und ich, vor dem Mähen auch noch etliche Blacken und einjähriges Berufskraut ausgerissen.
Das Berufskraut ist auch in Belp leider noch oft anzutreffen: Eine Pflanze produziert Tausende von Samen, welche mit dem Wind verbreitet werden, nebst dem betreffenden Land wird auch die nähere und weitere Nachbarschaft mit dem Unkraut „beglückt“ ………….
Franziska Gerber meint
Ein Mix an Blumenwiese und gemähtem Rasen ist eine enorme Bereicherung für Kinder. Unglaublich wie viel Bienen, Hummeln und Vögel plötzlich zu Gast sind. Und in der Bibliothek in Belp gibt es wunderschöne Bilderbücher und Geschichten dazu. Wie Herr Aeschlimann betont ist die Kontrolle der Problemkräuter äusserst wichtig und sie sollten bereits während dem Wachstum gejätet und im Sack entsorgt werden. Leider ist auch die abgebildete Wildblumenwiese mit Jakobskreuzkraut gemischt und als Futterheu für die Tiere tödlich, da dieses Kraut die Leber irreversibel schädigt. Dieses Heu müsste zwingend in der Kehrichtverbrennung vernichtet werden, damit die vielen, vielen Samen nicht weitere Nutzflächen verseuchen.
Esther Brunner meint
Wildblumenwiese
Die Bilder sind beeindruckend. Sie veranschaulichen auf starke Weise den Unterschied zwischen Rasenfläche und eben einer solchen Wildblumenwiese.
Wenn aber der Schnitt fällig ist, ist es harte Arbeit.
Als nächstes müsste Hans Aeschlimann einen Kurs im Gebrauch der Sense anbieten. Das können nicht alle.
Ich danke Hans Aeschlimann für seinen Einsatz zur Bereicherung der Biodiversität und zum Mut machen, es selber zu probieren.