Betrachtungen über Popcorn von Kinodani (Kino um die Ecke): Bädele im Öl, Holland-Popcorn, der Duft von nassen Socken, eine geheimnisvolle Lösung und die Hauptsache: das beste Popcorn gibts in Belp.
«Wahrscheinlich haben Sie zu Hause auch schon mal Popcorn gemacht. Und eventuell haben Sie dabei schon mal feststellen müssen, dass Maiskörner ohne Öl in der Pfanne nicht tun was man sich wünscht. Öl bzw. Fett wird also nicht nur für den Geschmack benötigt oder weil Gewürze und Salz so besser am Popcorn haften bleiben, sondern vor allem, damit das Maiskorn in ölig heisser Flüssigkeit angenehm «bädelen» und es sich anschliessend voll und ganz in seiner Herrlichkeit entfalten kann. Öl (oder Fett) dient also dazu, die Hitze vom Pfannenboden auf das Maiskorn zu übertragen.
Mit dem «nicht anhöcklen» am Pfannenboden hat Öl übrigens auch nichts zu tun. Schliesslich haben Popcornmaschinen nach Kino-Bauart ein Rührwerk, also ein Stab, der sich wenige Millimeter über dem Pfannenboden dreht.
Das eigentliche Problem beim Popcorn beginnt bei der Wahl des Öls. Viele Kinos haben bei ihren Popcornmaschinen längst auf eine Öl-Pumpe und somit auf die automatische Zufuhr von Öl umgestellt, sofern sie denn überhaupt noch selber Popcorn herstellen und es nicht per Lastwagen vakuumverpackt aus Holland kommen lassen.
Vor zwei Jahren wurde der Import der amerikanischen Naks Pop Fettbarren eingestellt. Einige Kinos (ohne automatische Ölpumpe an der Maschine) haben auf Popcorn-Öl aus der 1 Liter Blechbüchse umgestellt. Auch wir haben dieses Öl schon ausprobiert. Doch aus der Blechbüchse von Hand dosiert gibts oft eine ölige Schweinerei. Dazu kommt, dass, dem Gewicht nach zu urteilen, noch eine grössere Menge verfestigtes Öl in der leer scheinenden Blechbüchse verbleibt. Man wirft also nicht nur eine Menge Blechbüchsen weg, sondern auch noch viel Öl, welches nicht aus der Dose kommen will. Und am Ende ist der Geschmack gegenüber den früheren Ölbaren aus U S und A auch noch ein Rückschritt.
Wir, stolz wie ein Schnitzel auf die besten Popcorns, mussten uns nach einer Alternative umsehen, die geschmacklich wieder top of the top ist. In der Schweiz sind nur noch die Poppy-Ölbarren erhältlich. Viele Kinos wie auch deren Besucher wurden durch den Geruch in der Luft aber eher an nasse Socken oder Käsefüsse erinnert. Am fertigen Popcorn wars OK, aber in der Luft eben recht «grauslich».
So blieben die «nassen Socken» bei uns nicht lange im Einsatz. Wir haben auf Fettbarren aus Deutschland umgestellt. Der Geschmack am fertigen Popcorn war zwar noch näher an den ursprünglichen Fettbarren dran, aber es gab neue Probleme. Zwei Kisten Popcornfett sind auf dem Weg in die Schweiz wegen der grossen Sommerhitze restlos ausgelaufen. Dazu kommt, dass bei diesen Fettbarren auch Palmöl enthalten ist… und wer ist heute schon begeistert von Palmöl?
Unser nächster Versuch war Sonnenblumen- und Rapsöl. Das Resultat: Leicht bitteres Popcorn.
Geschmacklich geeignet wäre Erdnussöl. Problem: Es reagieren immer mehr Kinder schwer allergisch auf Erdnüsse und deren Öl.
Weitere Möglichkeit: tierisches Fett. Geschmacklich zwar endlich endlich das gewünschte Resultat, hingegen für Vegetarier nicht geeignet.
Bratbutter war leider auch nix. Viel zu teuer, spritzt und raucht bei 180 Grad in der Pfanne recht heftig.
Kokosnussöl auch etwas teuer, aber immerhin besser als Bratbutter.
Man kann also nehmen was man will, entweder ist der Geschmack nix, oder jemand ist allergisch, oder Vegetarier.
Es bleibt also nur noch eine einzige Lösung, welche für absolut alle verträglich ist! Dieses einzigartige Popcorn-Öl nennt man «Wasser». Null allergische Reaktionen, vegetarischer gehts nicht, bitter riecht das Popcorn nachher auch nicht, selbst die Wärmeübertragung vom Pfannenboden aufs Korn ist gegeben. Da haben wir also wirklich das Ei des Kolumbus gefunden!
Sollte das Popcorn nicht mehr knusprig, sondern unerwünscht feucht sein, so liesse sich selbst dieses Problem mit einem Mixer elegant beseitigen: Bitteschön, ein für alle wunderbar verträgliches Popcorn-Shake! Nachsalzen jederzeit möglich.»
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