Am meisten für die Bienen macht man, indem möglichst viele unterschiedliche Bäume, Blumen, Hecken und Sträucher. Dies ist eine Haupterkenntnis aus dem Abend des Bienenzüchervereins Belp und Umgebung. Präsident Peter Probst (Titelbild links) hat alle Werbetrommeln in allen Kanälen bedient. Das hat immerhin 110 Bienen-Freunde, lange nicht alle Imker, aus dem halben Kanton nach Belp gelockt.
Referent war Ruedi Ritter, Leiter Fachstelle Bienen Kanton Bern (Titelbild rechts). In breitestem Emmentaler Berndeutsch sprang er von Thema zu Thema, unterstützt von vielen schönen und informativen Fotos. Man spürte seine Leidenschaft für Bienen vom ersten bis zum letzten Wort. Er kam in seinem langen Referat bei vielen höchst unterschiedlichen Fachthemen vorbei, die von erfahrenen Imkern begierig aufgesogen wurden.
Er begann mit gewissen Konflikten zwischen Imkern und Bauern: «Ich breche eine Lanze für die Bauern. Sie haben genauso Leidenschaft für ihre Sache wie wir Imker. Und sie müssen wirtschaftlich handeln.»
Oder er sprach davon, dass es gar nicht unbedingt mehr Hobby-Imker brauche, die ihr Hobby etwa noch durch Crowdfunding bezahlen lassen. «Wir brauchen nicht mehr Bienenvölker. Wenn jemand kommt und voller Begeisterung mit seinem neuen Hobby Imken starten will, bin ich vielleicht etwas böse und erkläre dieser Person: Bienensterben ist so dramatisch nicht, als dass wir mehr Imker und/oder Völker bräuchten. Ich selber habe meinen Bestand mittlerweile halbiert.» Ritter ist denn auch etwas skeptisch gegenüber Statistiken, die ein Insektensterben überdramatisieren würden.
Er klärte auch grundsätzlich auf: «Das landläufige Wort Bienen teilt man auf in Hummeln, Solitärbienen und Honigbienen. Es gibt 30 Arten Hummeln, 550 Solitärbienen (die sind alleine, nicht im Volk) und 1 Art Honigbienen (darunter mehrere Rassen).»
Wie man diesen wichtigen Insekten helfen könne? «Nahrung bieten! Und mit Insektiziden höchst zurückhaltend umgehen!»
1 Gramm Insektizid, «effektiv verstreut», könne über 100 Mio Bienen, also 3000 Völker töten. «Planzenschutzmittel, wenn wirklich nötig, also bitte bitte sehr sorgfältig einsetzen. Einschränkungen strikte beachten. – Mir rief mal eine Frau an, wir unterhielten uns über Bienen, das Gartnen, ihr Hobby. Also Läuse habe sie dann schon gar nicht in ihren Pflanzen, weil sie ja Insektizid YZ nutzt, und zwar auso de scho gnue, die Läuse müssen ja weg. – Genau das tangiert Bienen eben massiv. Ich apelliere hier doch sehr an alle Hobbygärtner!»
Ritter sprach von Bienenvergiftungen («Melden beim Zentrum für Bienenforschung / Bienengesundheitsdienst»), von neuen Erkenntnissen zu Glyphosat («hat Auswirkungen auf Darm-Organismen, also die Krankheitsabwehr der Bienen. Man weiss aber noch zu wenig.») oder, dass die Zulassungskriterien für Pflanzenschutzmittel seitens der Behörden erst in der letzten Zeit auch Hummeln und Soltärbienen beachten.
Man lernte (als Laie) an diesem Abend vor allem das Wort «Trachtlücke» gut kennen. Es ist die Zeit im Jahresablauf, wenn wenig Bienennahrung vorhanden ist, weil z.B. die Landwirtschaft dann überall frisch gemäht hat. In dieser Zeit besonders ist Biodiversität das Zauberwort für Bienen. «Eine vielfältige Wiese, also ein hohes Trachtgangebot, bietet mehr Wildbienenarten Nahrung, mindert das Wetterrisiko und reduziert die Gefahr einseitiger Ernährung.»
Im Hausgarten könne man ein Wildbienenhotel aufstellen («unbedingt mit scharf gebohrten Löchern. Und das Hotel dann auch richtig anwenden»), eine wenig bewachsene Böschung dürfe man durchaus auch so sein lassen, weil viele Solitärbienen im Boden nisten. Totholz stehen lassen, Bäume fällen mit einem Stammstück, das hinausragt, Humusreserven «wild» stehen lassen, eher nicht-gefüllte Blumen ziehen, damit die Biene überhaupt hinein zur Blüte kommt. Gut für Bienen ist u.a. die Kornelkirsche, Ahorne, Rosskastanien (und viele Pflanzen mehr wurden aufgezählt). «Und im Frühling dä cheibe Rasemäjer nid zschnäll fürenäh!» Also mit wenig Aufwand viel Wirkung für Bienen erzielen. Auch Dachbegrünung aktiv angehen.
Hansjörg Rüegsegger aus Riggisberg, Geschäftsführer des Berner Bauernverband, informierte die Anwesenden dann auch von seiner Seite. «Man fordert mehr Effizienz auf den Bauernbetrieben. Gleichzeitig aber mehr Ökologie. Der Ökologische Leistungsnachweis der Bauern gibts seit mehr als 20 Jahren. Wir haben Labels, wir fördern die Reduktion bei Pflanzenschutzmitteln, wir versuchen die Mähzeitpunkte zu beeinflussen. Der Kanton Bern macht nicht nichts, aber – ja – wir können noch mehr. – Wir fördern die Entwicklung der «Bienenweide», auch mit Saatmischungen, die in trachtloser Zeit blühen. Sowas ist heute in der Agrarpolitik integriert und wird unterstützt. Es gibt ein Berner Pflanzenschutzprojekt, wo viele Bauernfamillien mitmachen. Wir wollen Teil sein der Lösung. Es wird immer Probleme geben, ab er mit Aufklärung und Sensibilisierung gehts Schritt für Schritt voran. Auch bis zu Änderungen im Lehrplan der Landwirtschaftsschulen.»
Inforama – dort findet man auch Ruedi Ritter
Kontakte und viel praktisches Wissen vom organisierenden Verein: belperbienen.ch
Peter Probst meint
Habe den Bericht, richtiggehend eingesogen, Vortrag vom 21.11.2018 „Was können wir für die Bienen tun?“. Sehr gut wiedergegeben, sachkundig. Ich habe doch sehr sehr viele positive Reaktionen entgegen nehmen dürfen. Sogar sind um die 50 Unterschriften für Insektensterben.ch zusammen gekommen, konnte dies knapp aber fristgerecht den NFS Schweiz einsenden. Aller Respekt gebührt Bäup.ch von meiner Seite. Werde den Link unseren Mitgliedern zukommen lassen. Es erstaunt auch mich, dass nur 20 Mitglieder in Belp wohnhaft sind und 46 in der Umgebung. Dies konnte ich feststellen weil mein Aufruf durch den VVB für die Gemeindeversammlung wichtig ist, in Bezug neues Reglement zur Benutzung der öffentlichen Einrichtungen zur Abstimmung kommt. Mit Dank!