Sauber herausgeputzt stand im Giessenbad anfangs dieses Woche alles parat. 3.25 Millionen Liter frisches Grundwasser strahlen in den Becken – am Dienstag, 1. Mai, ging das Giessebedli in die neue Saison. Es ist das erste Freibad der Region, das eröffnet.
Am letzten Freitagmorgen war ich im Bedli. Das Team hatte nur noch Details und Aufräumarbeiten zu erledigen. Was gibts Neues im 2018? «Nicht vieles ist auf diesen Saison total neu. Zu erwähnen ist das Beachvolleyfeld. Dort haben wir einen Rahmen betoniert», so Chef-Badmeister Marcel Glauser. «Bis jetzt ist der Rasen dauernd in den Sand hineingewachsen.» Glauser habe diese Arbeiten mit Unterstützung des Werkhofs in Eigenregie realisiert, nur die Materialkosten seien budgetrelevant gewesen für diese Betonumrandung.
Als neu bezeichnen kann man noch immer die Anlagen des Familiebedlis. Im letzten Sommer neu eröffnet, ist dies eine optimale Ort der Erholung für junge Familien.
Viele Kinder freuen sich auch auf etwas anderes im Familiebedli. Glauser weiss das: «Ich werde ich nächste Woche natürlich auch wieder meine zwei Chüngle mitnehmen. Sie haben eine neue Ecke, etwas mehr im Schatten.»
< Donnerstag. 19. April: Die ersten Liter Wasser fliessen ins Schwimmerbecken. Der Wassereinlass beginnt vier Tage vor Inbetriebnahme der Technik, bei welcher dann vor allem die Chloranlage durch eine zertifizierte Firma kontrolliert wird. Bis das Schwimmerbecken voll ist, vergehen 36 Stunden.
Schon vier mal hat Glauser in den letzten Wochen den Rasen gemäht. «Je nach Regen mähe ich 1–2 Mal pro Woche», so Glauser. Er ist Landwirt und Bademeister, im Giessebedli ist er seit 15 Jahren angestellt. Sein Bauernhof liegt in Freimettigen. «Wir machen zuhause Ackerbau, heute ja vor allem mit Maschinen. Es ist so organisiert, dass in der Saison hauptsächlich Lohnunternehmer mit ihren Maschinen meine Felder bewirtschaften. Das kann man heute mit wenigen Telefonanrufen erledigen», lächelt er. Glauser ist von der Gemeinde Belp zu 90 Prozent angestellt. Während der Badesaison können auch mal 12–15 Stunden im Tag zusammenkommen. Intensiv sind auch die Monate der Vorbereitung und des Zusammenräumens. So wird dann im Winter kompensiert.
Gemäss Erich Hönger, Leiter Liegenschaften Belp, sind im Giessebedli zwei Bademeister fest angestellt (180%), weiter sind es in der Saison drei Assistenz-Bademeister/-innen und zwei Personen an der Kasse.
Das Giessebedli kann sich mit vielem rühmen. Mit der Aussicht, mit der wunderbar eiskalten Giesse mitten durchs Bad, mit dem einmaligen Planschen zmitts im Schilf, mit dem Charakter als relativ ruhiges Bad ohne grossen Wasservergnügungspark. Und sicher auch damit, dass das Badewasser direkt aus dem Grundwasser des Belpmoos’ entnommen wird. An drei Fassungen am Rand des Schwimmer- und Sprungturmbeckens, man sieht sie an den Dolendeckeln, holen das Wasser in die Becken. «Näher, frischer, sauberer gehts nicht», sagt Glauser. «Unsere Wasserqualität ist eben auch etwas, was das Giessebedli ausmacht.»
Glauser zeigt mir den ganzen Reinigungsprozess. Der Reinigungsdurchlauf des Wassers läuft ähnlich wie beim Wasserfilterkrug, den Sie vielleicht zuhause haben. Wasser fliesst durch Sand und kommt gereinigt wieder raus. Beim Giessebedli fliesst das Wasser aus den Becken mit Druck durch eine grosse Sandkammer und dann gereinigt wieder ins Becken. Regelmässig wird dieses Sandbecken rückgespült, «und dieses Abwasser ist das einzige Beckenwasser, das von hier in die ARA fliesst.» Das Giessebedli-Wasser bleibt also eine ganze Saison lang zum grössten Teil das gleiche, immer wieder gereinige Wasser.
Auch in Belp, wie überall, bleibe als dann noch der Zusatz von Chlor das beste Mittel, um das Wasser reinzuhalten. Penibel genau achtet das Team der Badmeister darauf, dass die PH-Werte und der Chlorgehalt der Becken eingehalten werden.
Die 38-jährige technische Anlage, pneumatisch-mechanisch-elektrisch, funktioniert auch heute noch einwandfrei. Glauser habe zwar bei einigen Funktionen und Reglern seine Tricks, das Alter der Anlage ist nicht zu verbergen. «Aber es ist immer wieder einfach faszinierend, wenn ich etwa 10 Tage vor Badi-Öffnung zum ersten Mal den Schlüssel drehe. Ohne überall Einzeltests zu machen, setzen sich alle Systeme, Ventile, Pumpen und Regler schön brav nacheinander in Funktion.»
Der technisch heikelste Teil ist aus Altersgründen das Heizsystem des Badewassers. Es müsse auf die Saison 2019 hin ersetzt werden. «Es wird ein neues System mit Absorbermatten auf den Dächern der Gebäude geben», so Glauser.
Wie das ganze Team freut sich auch Marcel Glausers Frau Sandra, die hier teilzeitlich als Bademeisterin arbeitet, auf die Eröffnung. Man kennt sich unter den Stammgästen. «Wir fragen uns jeweils: Sehen wir gewisse ältere Stammgäste auch dieses Jahr wieder?» Man spürt auch in diesen Gedanken die freundliche Atmosphäre, die das Giessebedli prägt.
Egal welches Wetter am 1. Mai: Schwimmen geht doch fast besser, wenns regnet…
Bruno Minder meint
Danke für diesen wunderschönen Ort !
Freue mich wieder da zu verweilen.
Wünsche alles Gute !
Bruno