Vor 113 Jahren war nicht nur Wengen oder Adelboden der Sehnsuchts-Ort für Wintersport, sondern auch: Belp. In den Lokalarchiven, die von Peter Beutler laufend ausgebaut werden, hat er entsprechende Artikel herausgefischt, Fotos und Texte gescannt. Lesen Sie vom offiziellen Schlitteln vom Belpberg und von Zimmerwald herunter – von den «Ski, die sich allerorten rasch eingebürgert haben» – vom Schlitteln als Gesundheitsturnen:
Prächtiger Wintertag
13. Januar 1909, Mittelländisches Volksblatt, Jordi AG, Belp
War das ein prächtiger Wintertag gestern! Wie extra für die Jugend geschaffen. Wie sich das allerorten tummelte auf Schlitten und Schlittschuhen. Aber nicht etwa nur die Schuljugend, auch die Erwachsenen beteiligt sich heute in einem Masse am Schlittelsport, wie man sich das vor Jahren nicht träumen liess. Namentlich ist es auch der Schneeschuh, am Schlittelsport, die Ski, die sich allerorten rasch eingebürgert haben. Als wir selber noch in Schule gingen, schlittelte man zwar auch, aber es gab damals noch gar so viele Kinder, die es nie zu diesem Rüstzeug brachten. Und erst die Schlittschuhe! Nur einige von den Vornehmsten hatten es dazu gebracht, die andern mussten sich mit «Ziberlen» begnügen, wo etwa eine glatte Eisfläche aufzutreiben war.
War das gestern ein Leben am hiesigen Bahnhof, wie eine riesige Schlange wälzte sich der Halbdreiuhr-Zug heran. Eine wahre Schlittlerinvasion hatte sich aus der Stadt über unser Dorf ergossen. In der Zimmerwald-Hohle (Hohstrick) wurde es infolgedessen zeitweise etwas ungemütlich. Auch der Belpberg hatte seine Liebhaber.
Einigen ist er zwar zu wenig steil, aber diese werden eben nicht die richtigen Partien ausgesucht haben. Man muss auch auf diesem Gebiete Entdeckungen zu machen wissen.
Ein wahres Dorado für kühne Schlittler ist auch der Gelterfinger Stutz. Wir hatten gestern Gelegenheit zuzusehen, wie sie da hinabsausten. Wie jubelten die Stimmen und glühten die Wangen!
Wir Ältern zogen uns freilich bald zurück hinter einen Schoppen in der warmen Stube, um alte Erinnerungen auszutauschen oder an neuen Projekten zu zimmern. Was wäre z.B. die Drahtseilbahn Belp – Zimmerwald oder Belp – Belpberg für die Wintersportler eine wundervolle Einrichtung!
Bewilligung zum Schlitteln
2. Januar 1909, Intelligenzblatt Bern
Die Gemeinderäte von Belp und Belpberg haben in verdankenswerter Weise die Bewilligung zum Schlitteln auf der Strasse Belpberg–Belp und Zimmerwald–Belp erteilt. Sowohl der Belpberg als auch Zimmerwald sind von der Bahnstation Belp aus in 50–60 Minuten leicht erreichbar. Während die Strasse auf den Belpberg sanft und gleichmässig ansteigt, ist diejenige nach Zimmerwald ziemlich steiler und eignet sich daher besonders für Schnellfahrer und geübtere Schlittler. Für gute Unterkunft und Verproviantierung ist in genannten Ortschaften reichlich Gelegenheit vorhanden.
17. Januar 1909, Mittelländisches Volksblatt, Jordi AG Belp
Den zahlreichen Schlittlern der Bundesstadt kann mitgeteilt werden, dass ihnen in Belp ein in jeder Hinsicht geeigneter Platz zur Verfügung gestellt werden kann. Der gemeinnützige Verein Belp hat sich Mühe gegeben, einen solchen aufzusuchen und die Erlaubnis zur Benützung zu erwerben. Er liegt am Fusswege nach dem Belpberg. vom Walde weg bis beinahe zum Dorfe, rechts des sogenannten Breitengrabens entlang; als Rückweg kann die linke Seite des Grabens benutzt werden, so dass absolut keine Gefahr vorhanden ist. Die Bahn ist wenigstens ein Kilometer lang und ist prächtig gelegen, von jedem Punkt aus hat man schöne Übersicht über das ganze Treiben. Es fehlt nur noch die gehörige Schneeschicht; kommt diese, so kann das fröhliche Spiel beginnen.

Wintersport am Belpberg
12. Januar 1909, Der Bund
Wie vorauszusehen war, hat das schöne Winterwetter vom letzten Sonntag die Schlittlerwelt der Bundesstadt in Massen hinausgelockt in das liebliche Gelände von Belp. Wer Gelegenheit hatte, die nach Hunderten zählende lebensfrohe Schlittlerschar zu beobachten in ihrem muntern Treiben, der musste sich sagen, dass ein solcher Sport das beste Gesundheitsturnen für jung und alt bildet. Der eine Teil der Schlitter hatte sich die Strasse Zimmerwald–Belp erwählt, während der andere sich am jenseitigen Talhang, da her am Belpberg, tummelte. Schon der Spaziergang durch die prächtige, sonnige Winterlandschaft zum Belpberg hinauf, welcher von der Station bequem in Fünf-vietelstunden erreicht werden konnte, war ein hoher Genuss.
Dann ging‘s in schneller Fahrt den Waldabhang hinab in das sonnige freie Feld hinaus. Wer am Start die pfeilschnell heransausenden Schlittler beobachtete, hatte den Eindruck, als wollten sie Waldgeister, ergrimmt über die jähe Störung in ihrem herrlichen Waldfrieden, alle Eindringlinge mit roher Gewalt aus dem stillen Waldidyll hinauswerfen!
Schliesslich hin und wieder ein «Purzelbaum» in das weite Feld hinaus hat nur zur Erhöhung der Fröhlichkeit und des Reizes beigetragen.
Am Abend besiegelte ein improvisiertes Tänzchen im geräumigen Saale des Hotels «Kreuz» den prächtigen Sportanlass.
Die langjährigen guten Beziehungen zwischen Bern-Stadt und Belp haben am vergangenen Sonntag eine neue kräftige Bestätigung erfahren und es hat sich wohl mancher im stillen gefragt, warum denn nicht schon in früheren Jahren dieses Gelände zum eigentlichen Sportplatz der Bundesstadt auserkoren worden ist. Die Interessenten von Kehrsatz werden am letzten Sonntag die vollbesetzten Züge der Gürbetal-Bahn, die mehrere hundert Personen nach Belp führten, mit eigenartigen Gefühlen betrachtet haben.
Wir sind davon überzeugt, dass bei günstiger Witterung auch an den kommenden Sonntagen eine grosse Menschenmenge zum Sportvergnügen nach Belp hinziehen wird, woselbst auch für die Skifahrer ein günstiges Gelände vorhanden ist.
Wir Schlittler wollen uns aber versprechen, eingedenk der allseitig zuvorkommenden Aufnähme, uns wieder einzufinden zur Pflege des gesunden, frohen Sportlebens in Belp!
Impressionen aus dem Belper Winter um 1910:
Drahtseilbahn Belp-Zimmerwald
28. August 1910, Der Bund
Sicherem Vernehmen nach sind gegenwärtig Unterhandlungen im Gange zur Erstellung einer Drahtseilbahn Belp—Zimmerwald, welchem Unternehmen jedenfalls die ganze Bevölkerung des Längenberges ihre vollste Sympathie und Unterstützung zuteilwerden lässt.
Durch diese Bahn würde unsere an landschaftlicher Schönheit so reiche Gegend erst recht erschlossen werden. Auch Belp würde gewinnen und sicher nicht zurückstehen, das Werk fördern zu helfen.
Der Weg, der gegenwärtig die beiden Ortschaften verbindet, ist eigentlich dem 20. Jahrhundert nicht mehr angemessen und würde wohl eher in einem abgelegenen Gebirgstal vermutet werden. Kaum zwei Stunden von der Bundesstadt entfernt, wäre die Bahn zu begrüssen.
Ähnliche Gedanken wurden auch für eine Drahtseilbahn von Belp auf Belpberg geäussert; hoffentlich wird die Sache energisch an die Hand genommen und zu gutem Ende geführt.
Schreibe einen Kommentar