Derzeit ist der nächste Belper Architektur-Wettbewerb im Aaresaal ausgestellt. Er dreht sich um das Lehrschwimmbad, das anstelle der alten Neumatt-Turnhalle gebaut werden soll. 26 Architektenteams haben eingereicht. Gewonnen hat «Neptun» eines Architekten-Zusammenschlusses aus Lugano und Milano.
Das Siegerprojekt «Neptun»:
Selektive Auswahl quer durch die 26 Projekte:
In der Dokumentation heisst es zum Siegerprojekt: «… eine Anlehnung an die ursprüngliche, schachbrettartige Anordnung von Einzelvolumen.» — «…die Schwimmhalle öffnet sich mit einer grosszügigen, raumhohen Verglasung gegen die Weite des Spielfelds.» — «Im Quervergleich die kleinste Geschossfläche als auch das kompakteste Volumen, was sich äusserst positiv auf die Erstellungskosten auswirkt» — «… Ansatz des Weiterbauens im Sinne der ursprünglich geplanten Anlage.»
Durch die Platzierung von «Neptun» brauche es auch nur wenig (kostenintensive) Aushubarbeiten.
Die 15-köpfige Jury unter der Leitung des Gemeindepräsidenten Benjamin Marti und in Begleitung des Architekten Fitz Schär hat neben den üblichen Kriterien (Städtebau, Architektur, betriebliche Anforderungen) vor allem eine gute Wirtschaftlichkeit als sehr starkes Kriterium gewichtet.
Im Aaresaal sind diese Woche sehr interessante Entwürfe zu sehen. Ein Team schlägt zum Beispiel vor, den Bider-Hangar in eine sinnvolle Nutzung hinüber zu holen – eben als Schwimm-Halle.
Ein formaler Auftrag für einen Neubau eines Lehrschwimmbades hat die Belper Bevölkerung dem Gemeinderat nie gegeben. In den emotionell geführten Diskussionen rund ums Mühlematt-Projekt haben diverse Stimmen angemahnt, es gehe also gar nicht, dass Belp kein Lehrschwimmbecken mehr habe. Ein entsprechender (informeller) Antrag wurde am Schluss der denkwürdigen Gemeindeversammlung im Herbst 2020 in der Neumatt-Dreifachhalle gestellt.
Es sind natürlich die Schulen, aber auch private Schwimmkurs-Anbieter und schliesslich Eltern, die sich für ein neues Lehrschwimmbad einsetzen.
Die Kosten werden (geschätzt) 8–9 Millionen betragen, voraussichtlich eröffnet sein soll das «Schüelerbedli» anfangs 2024 — dies ist aber keineswegs sicher.
In der Gemeindeverwaltung wälzt man momentan diverse Excel-Tabellen. Mühlematt-Projekt (70 oder 80 Millionen?), Lehrschwimmbad (9 Millionen?), neue Dorfturnhalle (10–15 Millionen?) — jeweils Unterhaltskosten — dazu der nächste Anlauf für eine realistischere Ortsplanungsrevision — und all dem gegenüber der Belper Steuerfuss, dessen Schuh unweigerlich wächst.
Was heisst das für Belp? Es braucht einen Kassensturz. Der Gesamtüberblick kommt vermutlich im Verlauf dieses Frühlings/Sommers auf den Tisch. Die Stimmbürger stehen dann in der Verantwortung, Wünsche, Budgets, Zusammenhänge, die «need-to-have» und «nice-to-have» zu beurteilen und werden den Gemeinderat entsprechend beauftragen. Nach diese Debatte müsste dann klar sein, wann was wo gebaut werden wird.
Das Hauptthema in der Gemeindepolitik_2022 ist jedenfalls gesetzt.
Und schon jetzt ist klar: Sie wird sich nicht mehr umgehen lassen – die Steuererhöhung. Schöne neue Schulen, Turnhallen und Schwimmbäder kann es nicht mit gleichbleibend tiefem Steuerfuss geben. Muss es auch nicht.
Marcel G. meint
Ein Schwimmbad ist ein tolle Sache für Belp. Schön wenn man in Belp mal ein Hallenbad zum Schwimmen mit Sauna für alle hätte.
Für den Schulsport könnte es Blockzeiten geben. So würde es sich auch zb. positv auf die Finanzplanung auswirken.
Richard Cescatti meint
Der Gemeinderat spürt das Volk nicht mehr? Die Politik bis zum Parlament in Bern und Bundesrat spüren das Volk nicht mehr. Warum? Weil das Volk sich nicht darum kümmert was die Politik macht. Hauptsache ich habe was ich will. Daran hat die Pandemie auch nichts geändert es jedoch sichtbar gemacht. Scheint jedoch immer noch nicht deutlich genug zu sein. Mich wundert dies alles nicht (mehr).
Siegenthaler meint
Mir ist das ein Rätsel, wo das Geld her kommt, und wer dass, das bezahlen soll? Es tönt dann sicher wieder, wir müssen die Steuern erhöhen. Na dann bravo😠
Richard Cescatti meint
Steht schon im Beitrag. Steuern erhöhen.
Wenn wenigstens etwas sinnvolles gemacht würde mit dem Geld. Statt hohe Beratungshonorare für Reformen von Politik und Verwaltung die nichts taugen, Kosten für ein Leitbild ohne wirklichen Sinn für die Bevölkerung würde besser endlich mal an den Bushaltestellen Richtung Bahnhof Wetterschutz gebaut und so den ÖV fördern. Aber diese Idee wollte schon vor Jahren niemand etwas wissen. Vieleicht kann man diese im Budget für Schulhaus und Bad gleich integrieren? Anders kommen anscheinend vergleichsweise billige Investitionen nicht zustande.
Das Budget wird eh nicht eingehalten.
Pascal Tobler meint
Wie sollen die 8-9 Mio. fürs „Lehrschwimmbad Neumatt“ finanziert werden, wenn doch schon für den „Ersatzneubau Mühlematt“ neuerdings mit 80 Mio. gerechnet wird? In der „Vertiefungsstudie Mühlematt“ vom Herbst 2019 war noch die Rede davon, dass ein Komplettersatz Mühlematt „nur“ 63-70 Mio. kosten sollte. Im Finanzplan vom Herbst 2021 ist dann von 75 Mio. die Rede, aber neuerdings spricht man im Gemeinderat sogar von 80 Mio.! Woher kommt diese Kostensteigerung? Scheinbar hat man beim Projektwettbewerb keine Budgetvorgaben gemacht! Ob Belp möglicherweise 10-15 Mio. sparen könnte, wenn man sich für ein anderes Projekt statt „fil rouge“ entschieden hätte? Klar ist, dass ein überrissenes Neubauprojekt den finanziellen Rahmen für andere Vorhaben einschränken wird.
Fürs „Lehrschwimmbad Neumatt“ sind im aktuellen Finanzplan 6,5 Mio. eingestellt. Wie kommt es, dass man die Kosten neu auf 8-9 Mio. schätzt?
Ich meine, der Gemeinderat sollte sowohl für den „Ersatzneubau Mühlematt“ als auch für das „Lehrschwimmbad Neumatt“ offenlegen, wie die hohen Kosten zu Stande kommen – und was die anderen (nicht gewählten) Projekte gekostet hätten.
Ausserdem sollten die anstehenden grossen Investitionen in einer langfristigen Finanzplanung sinnvoll auf eine Zeitachse gelegt werden. Dann wird sich zeigen, dass wir nicht alles haben können. Ich befürchte – bei aller Sympathie für ein Lehrschwimmbecken -, dass es warten muss. Vielleicht werden die Belper Schulen während Jahren mit einer Übergangslösung ohne Lehrschwimmbad in Belp leben müssen, zumindest während der Winterzeiten.
Aber was ich in Anbetracht der finanziellen Lage, auf die wir zusteuern, überhaupt nicht verstehe, sind Versuchsballone wie das „Mybuxi“ – ein Ruftaxi, das andernorts wieder abgeschafft wurde, weil es auf zu wenig Nachfrage gestossen ist und nicht rentierte. Der Gemeinderat „hat beschlossen, einen zweijährigen Pilotversuch durchzuführen, um zu erfahren, ob das Angebot bei der Bevölkerung auf Anklang“ stösst – ein Pilotversuch, der notabene 175’000.- kosten soll (siehe Protokoll zur Gemeindeversammlung vom 9.12.21). Könnte man nicht vorab und viel kostengünstiger ermitteln, ob das Interesse überhaupt besteht? Und zwar bevor man das Geld ausgibt?
Leider wurde an der letzten Gemeindeversammlung der Antrag auf Streichung dieses Budgetpostens abgelehnt. Der Gemeinderat, der am „Mybuxi“ festhalten will, zeigt auch bei diesem Thema erneut, dass er planlos in die Zukunft steuert, was die Finanzen betrifft. Ich hoffe, dass er – anders als bei der Ortsplanungsrevision – endlich einen langfristigen Finanzplan (15-20 Jahre) in Varianten vorlegt, so dass wir sehen können, wie sich die verschiedenen geplanten Investitionsentscheidungen finanziell auswirken. Dass aber Sparen angesagt ist, scheint mir offensichtlich zu sein. Alles nur auf Kosten der Steuerzahler zu finanzieren, kann nicht der richtige Weg sein.
Su Jost meint
Der Blick in die Zukunft ist immer auch Teil von Geschichte(n). In diesem Sinne und auf dass sich alle weiterhin ein Bild von den Planungen machen können, zeigen wir neben dem Modell «Le Fil Rouge» zur Mühlematt ab kommendem Samstag, 5. Februar nun auch das Modell «Neptun» in der aktuellen Ausstellung im Ortsmuseum im Schloss.
Die Ausstellung «Ab id Schuel!» ist jeweils samstags 10-16 Uhr und sonntags 13-16 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei, es gelten die aktuellen Vorgaben zur Covid-Prävention.
Schär Martin meint
Man stellt sich die Frage woher kommt das Geld für ein Projekt das nicht von der Bevölkerung gefordert wurde.
Und wäre da nicht nur eine Minderheit die den Nutzen hätte? Fakt ist nunmal das hier offensichtlich die Prioritäten vertauscht wurden. Oder geht es hier auch in Richtung (Gemeinderat spürt das Volk nicht mehr)?
Nun denn wenn’s vors Volk kommt sieht dann manches anders aus.