Die Aktionärsversammlung der Flughafen Bern AG ist der Rückblick aufs letzte Geschäftsjahr, aber nicht nur. Es ist immer auch ein Treffen der Bäupmoos-Freunde. Denn bei dieser AG ist es ähnlich wie bei einer Bergbahn: Man hält nicht Aktien, um einen Gewinn zu machen, sondern weil man ideell hinter einem Unternehmen steht.
Und man springt auch zusätzlich ein, wenns nötig wird: Die Pistensanierung in diesem Frühling/Sommer konnte nur dank einer Aktienkapitalerhöhung realisiert werden. Privatpersonen (12,6%), Gemeinden/Kantone (7,3%) und Vereine (1,8%) sind nur ein kleiner Teil der Aktionäre der Flughafen Bern AG. Der grösste Teil der Aktien gehört verschiedenen Unternehmen.
Die Stimmung im Hangar war gelöst, obwohl VR-Präsident Dr. Beat Brechbühl zu Beginn ein eher düsteres Bild malte. Er sprach vom Damoklesschwert, das dauernd über dem Flughafen hänge. Kürzlich eben der Entscheid der Skywork, eines ihrer Angebote mit Abend-Anflug wegen zuviel Nebels im Belpmoos zu streichen; oder die BMI Regional, die sich im Dezember vom Flughafen verabschiedet habe; oder das Flughafenrestaurant, das auf eine Lösung warte. «Aber wir lassen uns nicht einschüchtern. Es sind die Menschen, die den Flughafen ausmachen!»
Was man an der GV gut spürte. Der Ort der Generalversammlung ist traditionell einer der Hangars – attraktiv nicht nur für Aviatiker. Vor, hinter und über den Tischen sind Privatflugzeuge parkiert. Die grossen Tore wackeln im Wind, Düsentriebwerke von startenden Jets und ab und zu der Fernweh-Duft von verbranntem Flugpetrol geben der GV den perfekten Rahmen.
Es gab ja auch Positives zu berichten. Genau in der Nacht nach der GV fand die letzte nächtliche Bauphase der Pistensanierung statt. «Ich danke vor allem auch der Bevölkerung fürs Verständnis», so Brechbühl. «Neben der erneurten Piste sind ein weiterer Pluspunkt die Satelliten-gestützten Anflüge, die Ende Jahr beginnen sollten.»
Finanzchef Martin Leibundgut zeigte auf, dass der Flughafen im operativen Linien-Geschäft weniger, dafür in der Business-Aviation wie auch im nicht-aviatischen Bereich mehr Erträge gemacht hat. Die Flughagen Bern AG schliesst auch im 2016 positiv ab, aber «nur» mit 99’800 Franken Unternehmenserfolg (Vorjahr: 147’639).
Es gab auch dieses Jahr keine Dividende – keine Überraschung für die Aktionäre. Dann kam aber doch eine Überraschung: Als Geste erhalten alle Aktionäre einen Gutschein an einen Flug, in Relation zum Aktienanteil, «aber auch für Kleinaktionäre etwas, das Wert hat», so Brechbühl.
Der zweite Teil der GV bekam eine sehr interessante Note, in Form eines kleinen Podiums. Der dominierende Gast war Oscar J. Schwenk, VR-Präsident und Patron der Pilatus Flugzeugwerke AG. Gesprächsleiter war Dr. Sebastian Friess, Leiter Standortförderung Kanton Bern, mit auf dem Podium war auch Dr. Beat Brechbühl, VR-Präsident der Flughafen Bern AG.
«Was ist einfacher, ein Flugzeug zu bauen oder die Exportbewilligung dafür zu erhalten?» war die Einstiegsfrage – Punktlandung mitten im Thema. Schwenk ist ein Erzähler, ein Patron der guten alten Schule, mit purer Leidenschaft für Fliegerei und Unternehmertum. Weil der neue Pilatus-Jet PC-24 nun bald auf den Markt kommt (mit vielen Vor-Bestellungen), ging es vor allem um dieses Flugzeug. Aber auch darum, wie Unternehmertum als Flugzeughersteller in einem regulierten Umfeld funktionieren kann. Zitate von Schwenk: «Unsere Testflüge in der Schweiz finden quasi in einer Schuhschachtel statt.» — «Mein Motto: Tue recht und scheue niemand.» — «Man muss ich wehren. Wenn man nicht laut wird, wird man nicht gehört.» — «Ich will eigentlich in allem ein Resultat sehen.» — «Wir hatten die Berater von McKinsey drin, ich hab sie aber dann rausgeworfen.» (Applaus im Hangar) — «Swissness, das sind unsere Schweizer Tugenden. Hohe Professionalität, Zuverlässigkeit, Chef als Vorbild, Kunde kommt zuerst. Der Fokus auf dem Kunden steht bei uns nicht nur im Prospekt, sondern jeder Mitarbeiter, einfach jeder muss das begreifen und leben.» — «Der Dienstweg ist nicht immer optimal. Ich habe immer Zeit für jeden, von 05 bis 06 Uhr und 19 bis 20 Uhr. Wer dann zu mir kommt, dem ist es etwas Wert.» – «Unsere Unternehmenswerte müssen wir immer wiederholen, fast suggestiv.» — «Die Marschrichtung muss unmissverständlich sein.» — «Wenn die Mitarbeiter wissen, wie der Chef denkt, können sie vieles selbständig entscheiden.»
Das Podiumgsgespräch im Film (Kopfhörer empfohlen)
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