Dieter Schneider ist eine der treibenden Kräfte der Belper Energie-Initiativen. Er war SP-Gemeinderat in Belp und hat sich das Thema Energie und Umwelt auf seine Fahne geschrieben. Bäup.ch sprach mit ihm über die Initiativen, welche an der nächsten Gemeindeversammlung (Donnerstag 5. Dezember) zur Abstimmung gelangen.
Bäup.ch: Herr Schneider, wie verlässlich ist dieses Umweltrating, in dem Belp so schlecht abschneidet?
Dieter Schneider: Es kommt vom Verkehrsclub Schweiz VCS und WWF und hat schon fast eine gewisse Tradition. Ich habe mich da sehr genau eingelesen und muss sagen, dass diese Leute es sehr sorgfältig machen. Das aktuellste Rating wurde in diesem Jahr erstellt.
Die Initiative stellt fest, in Belp werde zuwenig koordiniert an Umweltprojekten gearbeitet. Wo zum Beispiel?
Beim Nahwärme-Projekt im Dorfzentrum war ich als Gemeinderat sehr eng involviert, ich habe es mit angestossen. Es gab im 1998 eine Energiekommission, wir erarbeiteten ein Konzept und einen Vorschlag, was dann aber keine Mehrheit erhielt und in der Schublade landete. Als der Sturm Lothar im 1999 auch in Belp viel Fallholz verursachte, kamen die Förster und sagten, man müsse dieses Holz doch irgendwie nutzen. Hastig wurde das Nahwärmeprojekt aus der Schublade gezogen. Man konnte die Bauherren des neuen Coops quasi in letzter Minute, bevor sie ihr Projekt zuschnürten, zum Mitmachen am Nahwärme-Projekt bewegen. Mit Coop im Boot wurde das Projekt letztlich rentabel. Die Nahwärmeversorgung im Dorf kam nur zustande wegen dem Sturm – eher unkoordiniert.
Jüngst hat Belp Solaranlagen auf Schulhäusern, Kindergärten und Sportanlagen montiert. Es scheint auch ohne Label, Energieartikel oder Beratungsstelle zu gehen?
Diese Projekte sind als solche sicher gut. Wenn ich aber genauer hinsehe, fehlt mir die Koordination. Die Solaranlage auf dem Mühlemattschulhaus entstand ja nur, nachdem Fukushima alle aufrüttelte. Man packt es nicht in einer ganzheitlichen Planung an, sondern macht hier, da, dort etwas.
Neben diesen Solarprojekten sehen die Migros-Bauherren gemeinsam mit der Gemeinde bei der geplanten Überbauung ein weiteres Nahwärme-Projekt vor. Was wären hier die Vorteile des Energieartikels und der Beratungsstelle?
Zuerst mal ist es gar nicht so sicher, wie es überall den Eindruck macht, dass diese Nahwärmeversorgung im Steinbach kommt. Es ist vorerst nur auf Papier, man prüft derzeit, ob es rentabel betrieben werden könne. Es braucht nämlich mehr Abnehmer der Wärme als nur diejenigen, welche in der Überbauung involviert sind.
Könnte es also sein, dass diese Nahwärmeversorgung gar nicht zustande kommt?
Es braucht auf jeden Fall mehr Sensibilisierung, mehr Öffentlichkeitsarbeit, viele Gespräche mit vielen Hauseigentümern. Da sind Ressourcen und Fachkompetenz gefragt, wovon heute zuwenig vorhanden ist. So gesehen steht die Nahwärmeversorgung der neuen Migros auf wackligen Füssen. Und auch darum braucht Belp ein Ja für beide Initiativen. Es geht ja auch nicht nur um die neue Migros. 70 Prozent aller Liegenschaften in Belp sind sanierungsbedürftig – es gibt viel zu tun.
Reicht die kantonale Energieberatung nicht aus?
Diese Beratung ist eher minimal. Ich weiss es aus eigener Erfahrung, als wir die kantonalen Berater zu einem Sanierungs-Gespräch ins Haus holten, wo ich in Stockwerkeigentum wohne. Sie waren etwa eine Stunde da, dann gingen sie wieder, fertig. Mir ist schon klar, es gibt ja auch Architekten in Belp, welche diese Beratung machen können. Denen wollen wir ja mit der Beratungsstelle keinesfalls Arbeit wegnehmen, diese Beratung erstetzt einen Architekten natürlich auch nicht. Wir sind überzeugt: Belp braucht mehr Beratungs-Ressourcen, um in Umwelt- und Energiethemen vorwärts zu kommen.
Danke, Herr Schneider, für das Interview!
// Argumente im Detail für ein JA lesen Sie auf der Website der SP Belp
Foto: Tom Mayer

Dieter Schneider meint
Hi Tom
Das ist ein Super-Interview. Ich gratuliere. Es gibt von meiner Seite kein Jota zu meckern. Ich hoffe, Du machst auf bäup.ch weiterhin so gute Arbeit.
Gruss Dieter
Tom Mayer meint
Danke für die Blumen…