Kein zweites Hochhaus, dafür viele Quartiere mit Geschoss-Aufstockungen, neue Mehrfamilienhäuser mit bis zu sieben Stockwerken und wenige Landwirtschaftsflächen, die dereinst umgezont werden sollen: Das ist der Vorschlag von Planern und Bauherren, wie sich Belp bis 2035 weiter entwickeln soll.
Heute Nachmittag hat die Gemeinde an einer Medienorientierung einen Überblick gegeben über das, was morgen Dienstag (24. April 2018, 19.30 Uhr, Aaresaal) der Bevölkerung vorgelegt wird.
Belps Einwohnerzahl soll bis 2035 um etwa 15 Prozent wachsen. Will heissen von 11’547 Personen (1.1.2018) auf 13’300 Personen im 2035. Dazu brauche es ein Baulandäquivalent von rund 13,4 Hektaren (19 Fussballfelder). Dies ist in Belp fast nur mit Bau-Wachstum in die Höhe möglich.
Das bebaute Dorf Belp ist fast komplett umgeben von Landwirtschaftsland. Das Gesetz will, dass Landwirtschaftsland (Fruchtfolgefläche), welches zu Bauland umgezont wird, ein-zu-eins kompensiert wird. Und frei auf der alleinstehenden grünen Wiese darf eh nicht mehr gebaut werden – ein Riedli oder Eisselquartier wäre heute nicht mehr denkbar. Darum lautet die Devise: «Baulücken auffüllen – kompakten Siedlungskörper schaffen».
Wenige Umzonungen
In drei Gebieten ist die Gemeinde mit dem Kanton in Verhandlungen mit dem Ziel, dereinst Umzonungen zu erreichen. Es geht um den Muracher (hinter der Post), die Ankenmatt West (zwischen den Hühnerhubeln) und um das Gebiet rund ums ehemalige Restaurant Traube.
Teils schon konkrete Pläne und ein 3D-Modell
Umgezont und schon mit Modellen in Diskussion ist das Feld zwischen der Jordi AG und QCM. Dort sollen Wohngebäude in stolze Höhen schiessen – siehe Foto des Modells.

Viele Anfragen, viele Möglichkeiten – aber nicht alle dürfen, was sie wollen
«Wir wurden fast überrannt mit Vorhaben und Wünschen», so die Verantwortlichen der Gemeinde über die Anfragen von Eigentümern, welche nach der Phase 1 (Grobplanung, 2016) vorstellig wurden mit ihren Bau-Wunschvorhaben. «Wir konnten auf vieles eingehen, auf einiges auch nicht», so der Leiter Bauabteilung, Göri Clavuot. «Irgendwo mitten im Grünen ein paar Häuser hinstellen geht heute einfach nicht mehr.»

Siedlungsentwicklung nach innen
Wo wird sich in Belps Quartieren bis 2035 am meisten ändern?
Kurzfristig – Wohnen:
Hühnerhubel/Neumatt, Schafmatt, Hohburg, Eichholzweg West (zwischen Jordi AG und QCM)
Kurzfristig – Mischnutzung:
Eichholzweg Ost, Amtschreibermatte, Steinbach, Mühlestrasse, Wyhus Belp, Eichholzweg Nord.
Mittel-/langfristig – Wohnen:
Schönmatt, Baumgarten Süd, Husmatt, Montenach, Schützenweg, Werkhof Eissel, Ängi Süd.
Mittel-/langfristig – Mischnutzung:
Spital, Güter-/Sägetstrasse, Sternen, Rössli, Steinbachstrasse, Rubigenstrasse.

Beispiel Schafmattquartier: Rasche Einigung, Pläne schon auf dem Tisch
Wo die Eigentümer gemeinsam auftreten und es keine grossen Bedenken zum Beispiel bezüglich Ortsbild gibt, liegen sehr konkrete Vorschläge auf dem Tisch. So in der Schafmatt (Eigentümer u.a. Migros-Pensionskasse) oder beim Hochaus (Eigentümer AXA Winterthur, siehe 3D-Modell Titelbild). Je konkreter die Vorschläge, desto besser kann in der Mitwirkung diskutiert werden.
Änderungen Baureglement
Im Zug einer Ortsplanungsrevision werden auch gewisse Regelungen im Baureglement angepasst: Grenzabstände (Vereinheitlichung); Gebäudehöhen (höher wird möglich); Kernzone viergeschossig (statt bisher drei-); Verzicht auf maximale Nutzungsmasse (Ausnutzungsziffer) in den Regelbauzonen; Anpassungen der Attikabestimmungen (weniger Rücksprung = grössere Attika-Wohnflächen).
Verkehr: Gerne weniger Autos, mehr Velos
Betreffend Verkehr sieht die Ortsplanung keine neuen Strassen vor. Vielmehr will die Gemeinde darauf hinwirken, dass weniger Autos und mehr Fussgänger / Velofahrer unterwegs sind. Die ÖV-Anbindung sei im flachen Belp gelöst.
Belpberg: Mehr geht nicht
Die kantonalen Vorgaben verhindern auf dem Belpberg jegliche Entwicklung. «Eigentlich bedauern wir das ein wenig, weil wir den Belpberg in den Fusionsgesprächen damals als letzte Möglichkeit sahen, in der Gemeinde Belp noch Einfamilienhäuser zu bauen», so Benjamin Marti.
Workshops und stufenweises Vorgehen
Die Mitwirkung läuft schon seit 13. April, morgen Abend (Infoanlass 19.30 Uhr im Aaresaal) wird sie so richtig anlaufen.
Für verschiedene Teilgebiete sind Workshops geplant, um eine breite Mitwirkung zu ermöglichen.
Nicht jedes Gebiet wird gleich behandelt. Bei grösseren Gebieten gibts eine Zone mit Planungspflicht ZPP (kommt zur Abstimmung), bei anderen ohne Abstimmungsbedarf wird direkt eine Einzonung / Umzonung / Aufzonung realisiert.
Zeitplan
Aktuell bis ende Mai 2018: Mitwirkung
Herbst/Winter 2018/2019: Vorprüfung
Sommer 2019: Öffentliche Auflage
November 2019 (voraussichtlich): Abstimmung
Dokumentation
Die Mitwirkung findet auf verschiedene Arten statt. Auf der Website der Bauverwaltung Belp sind auch alle Dokumente zum Download parat – «diese Dokumente decken sich mit denen, die in der Gemeinde Aufliegen», so Göri Clavuot. «Wir in der Bauverwaltung sind für alle Interessierten da, um Fragen zu beantworten und Unklarheiten zu beseitigen.» Besonders für Eigentümer, deren Standort durch die Ortsplanung betroffen ist, seien die Sprechstunden eine gute Möglichkeit, Klarheit über die Möglichkeiten zu erhalten.
Es wird in den nächsten 17 Jahren jedenfalls so aussehen in Belp, wie es sich Benjamin Marti zu Beginn der Medienorientierung wünschte: «Ein Dorf ohne Baukran ist ein Dorf im Rückschritt. Wir aber wollen uns weiter entwickeln. Erneuerung heisst Zukunft, heisst Wachstum, heisst Lebensqualität.»
Marti ist soeben von einer Reise nach New York zurückgekehrt. Er habe sich schon etwas inspirieren lassen von dieser Metropole, «zum Beispiel die Einbahnstrassen dort machen alles viel einfacher», meinte er lakonisch.
Eine wichtige Frage hinter «Belp 2035» wird mit vorliegenden Zahlen, Plänen, Prognosen und vielen neuen 4-/5-/6-/7-geschossigen Gebäuden wohl definitiv beantwortet sein: Belp wird Stadt.
Schaffen wir Belper es, trotzdem nicht anonym zu werden?

heinz gerber meint
schade eigentlich, dass der mut nach einem zweiten hochhaus schon weg ist. das wäre ein besseres projekt (mit freier landfläche) gewesen als projekt „mäander“ oder projekt „knochen“.