Die Gemeinde Belp hat heute der Öffentlichkeit ihr neues Leitbild vorgestellt. «vorORT – vorBild – vorBern» ist der selbstbewusste Slogan, der nun unter dem Logo der Gemeinde prangt.
In einem mehrmonatigen Prozess, begleitet von einer für Behörden spezialisierten Agentur, haben der Gemeinderat und das Verwaltungskader sich überlegt, was für die Gemeinde Belp strategisch wichtig ist. «Es sind nicht nur Grundsätze bis zu den nächsten Wahlen – was man uns Politikern ja manchmal vorwirft. Nein, es sollen Leitlinien für rund 10 Jahre sein», so Gemeindepräsident Benjmanin Marti. Er stellte das neue Leitbild heute morgen gemeinsam mit seinem Vize Stefan Neuenschwander (rechts im Bild) vor.
«vorOrt» soll aussagen, dass hier in Belp alles vor Ort da ist. «Infrastruktur, Schulen, Erholung und Natur, Arbeitsplätze, Top-ÖV, Flughafen… – das hat nicht jede Gemeinde», so Neuenschwander.
«vorBild» – diesen Anspruch könne und wolle Belp durchaus haben», so Marti. «Es ist uns klar, dass wir dies dann sofort vorgehalten bekommen, wenn mal etwas nicht so rund läuft», lächelt Marti. «Aber es ist ja so: Wir sind Zentrumsgemeinde. Rundum schaut man immer mehr, wie es ‹die in Belp› machen. Das können wir ruhig mal so unters Logo schreiben.»
«vorBern» – Neuenschwander wollte das zuerst mal – oder eigentlich «nur» – geografisch verstanden wissen. «Wir sind eine Agglogemeinde vor Bern.» Dass man es auch mehrdeutig, quasi als Rangliste sehen kann, «ist etwas, das der Gemeinderat so nicht will.» Eigentlich… «jeder kann das ja so sehen, wie er will…» Und Marti lächelt verschmitzt: «Wir sind jedenfalls nicht hinter Bern.»
Die beiden Chef-Gemeinderäte blätterten dann durch die sechs einleitenden und 28 detaillierten Punkte in der Leitbildbroschüre (Dowload unten). Da geht es die drei «offiziellen» Säulen der «offiziellen» Nachhaltigkeit, um Zentrumsfunktionen von Belp, um «gesundes Wachstum», Digitalisierung, Freiwilligenarbeit, Steuern (sie sollen «attraktiv und wettbewerbfähig» sein), Liegenschaften und deren Sanierungen und mehr – um alles, was an Aufgaben einer Gemeinde anfällt.
Ein Leitbild ist ein strategisches Werkzeug, da ist nicht viel Konkretes zu finden. «Wir wollen aber, dass es in unserer Arbeit im Gemeinderat wie auch der Verwaltung konkret wird», so Marti. «Es ist in diesen Tagen, wo wir es öffentlich machen, wie die Geburt eines Babys. Wir haben Freude daran.» – Neuenschwander: «Am Anfang waren einige im Gemeinderat schon eher skeptisch, heute sind wir alle davon überzeugt und wollen nun auch mit diesem Leitbild vorangehen.»
Man werde ab heute eigentlich in allem, was behandelt werde, auch immer das Leitbild vor dem (inneren) Auge haben. «Und es ist uns klar, dass viel Konkretes in diesem Leitbild auch von der Bevölkerung abhängt», so Neuenschwander. «Beispiel Verdichtung in der Ortsplanung – das wird nur klappen, wenn die aktuell laufende Ortsplanungsrevision von der Bevölkerung auch gutgeheissen wird.»
Der BZ-Journalist wollte dann wissen, ob denn so etwas wie der Wasserschaden, der jetzt in der alten Neumatt-Turnhalle für Verdruss sorgt, mit so einem Leitbild nicht mehr vorkomme. Marti: «Ein Leitbild geht ja längerfristige Phasen an. Wie eben auch Liegenschaften und deren Sanierungen. Was früher in Belp praktiziert wurde – Primat der Finanzen, jedes Jahr werden genau 3,5 Millionen für Sanierung gesprochen, egal wieviel es wirklich bräuchte – wird heute eben anders gelöst. Es geht zuerst um die Aufgaben, die natürlich mit Sicht auf Finanzen priorisiert werden müssen. In dem Sinne haben wir baulich schon noch Nachholbedarf. Und da kann eine Leitbild als Leitplanke durchaus helfen, dass die Sanierungsfälle dann mal ins Lot kommen.»
Die Introseite:
Das Leitbild liegt in der Gemeindeverwaltung ab sofort auf – mit einem Klick auch auf Bäup.ch: Gemeinde Belp Leitbild 2018 (PDF)
Haussener Heinz meint
Ich hätte es schön gefunden, wenn die zwei Herren bekannt gegeben hätten, wie viel dieser Papiertiger den Steuerzahler gekostet hat. „Papiertiger“, weil man zum Beispiel in Sachen Turnhalle Neumatt gesehen hat, dass Belp eben nicht „eine engagierte Gemeinde im Vorwärtsgang“ ist. Im Gegenteil! Drei Jahre lang hat der Gemeinderat mit allen Mitteln gebremst und verhindert, dass die Halle den Sportvereinen möglichst schnell wieder zur Verfügung steht. Eine Turnhalle drei Jahre vor sich hinserbeln lassen, das gab und gibt gibt es in keiner anderen Gemeinde! Und wenn man weiss, wie schlecht der Zustand der beiden fast 50-jährigen Mühlematthallen, von denen jederzeit eine aussteigen kann, ist, dann graut mir! Mein Wunsch: Der Gemeinderat beweist mir, dass das Leitbild kein Papiertiger ist und der Satz „Der Gemeinderat geht den Werterhalt ihrer Liegenschaften strategisch und vorausschauend an.“ jetzt sofort umgesetzt wird!