Die Aktionärsversammlung der Flughafen Bern AG war dieses Jahr nicht «geng wie geng». Der Flughafenbetreiber steht mit dem Rücken zur Wand.
«Das Jahr fing gut an, ging aber schlecht zu Ende», dies die Kurfassung des Flughafgenjahres 2018.

Zuerst steigende Passagierzahlen, dann ein denkwürdiger Nachmittag (YB kommt als Sieger von Zagreb zurück), wenige Stunden danach eine noch viel denkwürdigere Nacht – mit einer Nachricht «aus heiterem Himmel»: Die Skywork ist definitiv gegroundet. Der Belper Martin Leibundgut, langjähriger Finanzchef: «Diese Nachricht hiess bei uns: Raus aus den Federn, ins Büro, telefonieren, Sitzungen, Entscheide treffen, Medienmitteilung schreiben – und hoher Kaffeekonsum in dieser Nacht…»
Skywork war mit Abstand grösster Kunde der Flughafen Bern AG. Um fast 67 Prozent fielen die Passagierzahlen ab September 2018. Und haben sich seither auch nicht annähernd wieder erholt (keine neue Linienflüge). Es seien wohl Ideen im Raum, man knüpfe fleissig Kontakte, aber eine neue Liniengesellschaft sei nicht im Anflug. VR-Präsident Beat Brechbühl: «Wenn wir 11 Millionen Umsatz erreichen, überleben wir knapp. Ab 14 Millionen gehts uns gut.» Im 2018 warens 9,8 Millionen Franken. Ein Verlust von 988’000 Franken habe sich trotz radikalen Sparmassnahmen im Herbst 2018 nicht verhindern lassen. Er kann fürs 2018 noch knapp aufgefangen werden.

VR-Präsident Beat Brechbühl zeigte den Aktionären auf, welche Varianten man für die Zukunft habe. Da wäre eine Reduktion auf einen Business-Airport («wir schliessen dieses Szenario nicht a priori aus») – aber, viel lieber, eine langfristige Zukunft als weiterhin öffentliches Angebot. «Dies neu mit Mantelnutzung, aviatik-nahem Business, Startups, digitaler Mobilität. Ein Beispiel wären E-Helis von Belp nach Gstaad.»
Urs Ryf, neuer CEO im Belpmoos, bestätigte seine vorerst «konventionelle» Haupt-Stossrichtung: «Unser Ziel 2020: Wieder täglicher Linienverkehr im Belpmoos. Wir werden alles dran setzen, dass unser Slogan wieder wahr wird: Einfach. Schnell. Weg.» Es könne auch eine virtuelle Fluglinie sein, schlank und flexibel, mit gutem Marketing aber ohne zu grosse Kapitalbindung. Ryf: «Ich mag under promise – over deliver.» (Nicht zuviel versprechen, die Erwartungen dann aber übertreffen)
Damit man weitere Monate Durststrecke überleben könne, brauche es nun aber konkretes Commitment des Kantons. Brechbühl: «Wir wollen keine Staatskrücken. Aber es muss allen klar sein, dass wie keine normale AG sind. Wir bringen Leistung zugunsten der Allgemeinheit, also soll diese auch mittragen. Wie es in Lugano, Sion oder Payerne ja auch geschieht.»
In Referaten haben Alex Bristol (Chef Skyguide), Christoph Ammann (Regierungsrat) und Urs Ryf (CEO des Flughafens Belp) ihre ihre Sicht dargelegt. Die Skyguide sei zu teuer und wolle ihre Preise für Belp senken; der Kanton Bern sehe den Flughafen weiterhin als sehr relevant an und wolle sich mit rascheren Entscheidungswegen und mehr Aktienbesitz auch finanziell beteiligen, was ja derzeit mitten in der politischen Diskussion stehe.
Eine Fragerunde mit diesen drei Herren am Schluss der Versammlung kam nicht so richtig zustande – niemand mochte mehr etwas Fragen.
Fehlte dem Flughafen der Mut, wenn schon ein kontradiktorisches Podium zur realisieren? Denn es kam schon etwas Gegenwind an dieser Versammlung. Bei der Wiederwahl des Verwaltungsrates (in globo) erhielt Max Ungricht das Mikrofon. Er sprach durchaus für ein paar Aktionäre mehr als nur für sich selber. Ungricht ist Medienschaffender, Ex-Pressesprecher der Skywork, Büromieter am Flughafen und ehemals Akrobatik-Pilot. Er bewies viel Chuzpe, indem er nicht wie die meisten andern jährlich in der Halle 6 alles, was vom VR kommt, absegnet, sondern auch ein paar unbequeme Fragen stellte (vor ein paar Tagen schon in der BZ). Brechbühl reagierte ziemlich gereizt, Ungrichts Wortmeldung geriet auch zum strategischen Referat, schliesslich stellte man ihm, nach Vorwarnung, das Mikrofon ab.

Ungricht stellte konkrete strategische Fragen und forderte, dass langjährige Herren im VR doch endlich jüngeren Kräften Platz machen sollten. «Wenn wir schon von Digital und so reden.» Als ein zweiter Votant dieses Anliegen verstärkte, kam die Antwort von der Bühne: «Ja, das hätten wir eh so gewollt, werden wir machen auf die nächste Aktionärsversammlung.»
Das Wort «Disruption» fiel ein paar Mal an diesem Abend. Eine disruptiven Stimme, die formal vielleicht nicht ganz regelkonform auftrat (also disruptiv), wurde vorerst mal das Mik abgestellt.
Das wirtschaftlich und/oder aviatisch gesinnte Schweizer Mittelland ist nun gespannt, ob der zu 0% veränderte Verwaltungsrat mit dem neuen CEO es schafft, den Flughafen in seiner heutigen Form zu erhalten. Ryf zu seiner grössten Herausforderung: «Der Faktor Zeit liegt uns im Nacken. In der Zwischenzeit erzählen Sie aber bitte ihrem ganzen Umfeld, dass hier weiterhin geflogen wird. Es gibt da ein paar falsche Meinungen, dass im Belpmoos nichts mehr laufe…»
Also: Über diese Reisebüros und Agenturen können Sie ab Belp direkt in die Erholung fliegen:

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