«Es ist eine Offerte des Flughafens Bern an alle Berner», so umschreibt die Flughafen Bern AG ihre Idee der virtuellen Airline FlyBAIR. Diese Idee, der Name, die Organisationsform, das Geschäftsmodell hat am 1. November die Gäste der Medienkonferenz ziemlich erstaunt. Ob das gut kommt oder nicht? Diese Meinung mussten sich die Anwesenden erst mal bilden.
Die Verantwortlichen der neuen flyBAIR haben sich voll ins Zeug gelegt, um ihre Idee schmackhaft zu machen (siehe Titelbild, v.l.): Verwaltungsratspräsident Urs Sieber, langjähriger Aviatik Manager / Verwaltungsrat André Lüthi, Group President Globetrotter / Verwaltungsrat Urs Ryf, CEO Flughafen Bern / Geschäftsführer José González, Tourismus- und Regionalaviatik-Experte.
Impulsgeber der Idee ist die Flughafen Bern AG, die seit gut einem Jahr mit dem Rücken zur Wand steht. Es sei ihre letzte Chance, dem Belpmoos Leben in Form von Linienflügen einzuhauchen. Andernfalls werde man zum reinen Business-Airport.
«Wir glauben dran, dass etwas daraus wird», sagte VR-Mitglied André Lüthi, erfolgreicher Gründer der Globetrotter Reisebüros. Er ist wohl die interessanteste Personalie in diesem neuen Projekt. Sehr geschickt und authentisch baute er bei den skeptischen Reise-Profis erstes Vertrauen auf. «Ich brauchte schon ein Weilchen mit der Antwort, als man mich fragte, ob ich in dieser verrückten Idee als Verwaltungsrat mitmachen wollte. Ich habe mirs gut überlegt. Und war plötzlich immer mehr begeistert. Weil es vielleicht die erste Volks-Airline ist, die ich kenne.»
Die neue flyBAIR werde versuchen, es nun richtig zu machen – im Unterschied zu all ihren Vorgängern. «Wir bauen zum Beispiel nicht ein breite Destinationen auf und suchen danach die Leute, die vielleicht dahin fliegen wollen. Sondern ertasten zuerst das Bedürnis, um danach das Angebot rundherum zu bieten.»
Lüthi ist auch der richtige Mann, um auch die urbane Kundschaft abzuholen: «Jetzt haben wir alle die einmalige Chance, um zu zeigen, dass wir in Bern einen sinnvollen und ökologisch vertretbaren Publikumsverkehr haben wollen: als Tourismusregion, als Bundeshauptstadt mit Hub-Anbindung in die Welt».
Ein weiteres Argument, das gemäss den Initiatenten Erfolg verspreche, ist das adjektiv «virtuell». FlyBAIR wird fürs operative Fliegen – Flugzeug, Crew, Versicherungen, Unterhalt – alles zumieten. «Operated» wird die neue Airline durch die Lion’s Air, die eine kleine, aber feine Business-Flotte unterhält und für dieses Projekt auch die Lizenz trägt.
Eine virtuelle Airline halte Fixkosten tief. «Und wir bleiben flexibel. Es wird nur so viel Kapazität abgerufen, wie nachgefragt wird», sagt Ryf.
flyBAIR ist noch eine 100%-ige Tochter der Flughafen Bern AG. 250’000 Franken sind das Startkapital. Durch die breite Abstützung soll die Airline aber eben immer mehr allen gehören, die sich verbindlich mit Kapital engagieren.
Einen Plan B wollte man am 1. November nicht aufzeigen. «Wir reden heute vom Plan A. Ist die Nachfrage genügend gross, soll nach zwei Jahren mit einer schwarzen Null abgeschlossen und anschliessend ein positiver Cashflow erzielt werden.»
Auch Berner VIPs wie Nicole Loeb, Pascal Berclaz, Nina Burri oder Alec von Graffenried geben (jedenfalls mündlich) ihre Unterstützung für die flyBAIR.
Auch in der kommerziellen Aviatik bleibt alles anders.
In Sachen Existenz von Airlines – regelmässige Geburten und Beerdigungen von Airline-Marken.
In Sachen Besitzverhältnisse und Klarheit – Airline V fusioniert mit W, wird gekauft von X, die zur Y-Gruppe gehört, auf dem Flugzeug klebt Logo Z.
In Sachen konkreter Buchung – wenn ich Angebot X buche, welche Airline fliegt mich dann? Und welches Logo steht auf dem Flieger? Wenn der Hinflug schon mal geklappt hat (ouff): Kann ich noch mit meinem (gebuchten) Rückflug rechnen?
Und nun in Sachen Geschäftsmodell – Hinz und Kunz besitzen eine Airline und werden Überlebenshelfer eines Flughafens. But why not?
Alles bleibt anders.
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