Drei Varianten hat der Gemeinderat am Infoabend fürs neue Mühlematt vorgestellt. Bei jeder Variante hat er sich Muss-Kriterien vorgelegt. Unter anderem, dass der Schulbetrieb weiterlaufen müsse während den Jahren der Bauphase; dass es keine Provisorien geben darf, also keine Schule im Container; dass man langfristige Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit hohe Priorität habe. Beim Zeigen der Modellbilder betonte der begleitende Architekt Fritz Schär, dass es hier erst um grobe Machbarkeiten gehe und nicht um Detailstudien.
Variante 1 «Rucksack»
Bestehende Gebäude werden saniert und ausgeweitet («Rucksack»). Dies sei die günstigste Lösung, aber schwierig umsetzbar u.a. wegen des Naphtalins. Die Anforderungen des Lehrplans 21 könnten so auch nicht genügend erfüllt werden.
Variante 2 «Sanierung + Ergänzungsbauten» (Titelbild)
Die Naphtalin-Bauten werden totalsaniert, bestehende Substanz hat aber weiterhin ihren Wert und wird erhalten. Das Raumangebot wird ausgebaut, voraussichtlich werden aus drei Schulzimmern deren zwei, die mittleren Zimmer werden zu Gruppenräumen. Ergänzungsbauten im Bereich der heutigen Turnhallen + neue Dreifachturnhalle, aber kein Lehrschwimmbad mehr. Etappiertes Bauen, keine Provisorien, Schulbetrieb läuft weiter.
Variante 3 «Alles komplett neu»
Areal komplett abreissen und alles neu bauen – zum Beispiel in einer in Dänemark oft genutzten Pavillion-Typologie oder mit einem (1) riesigen Gebäude, wo das ganze Mühlematt kompakt und nah zusammenkommt. Schär: «In Zürich wird demnächst eine solche Schulanlage – 1 einbziges Gebäude – als neues Schulmodell fertiggestellt. Günstiger bauen geht nicht.» – der Gemeinderat habe dieses 1-Gebäude-Modell aber rasch ad acta gelegt.
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Entscheid des Gemeinderats:
Variante 2 – Sanierung Altbau + Ergänzungsbauten
Vize-Gemeindepräsident Stefan Neuenschwander: «Wir haben nach eingehender Beratung die Variante 2 gewählt. Aus verschiedenen Gründen – auch deshalb, weil sie uns flexibler hält, wenn wir in 30 Jahren dann wieder vor ähnlichen Fragen stehen. Eine Teilfrage dieser Variante zwingt uns aber zu einem politisch heiklen Entscheid. Als Ersatz zu den alten Turnhallen sehen wir eine neue Dreifachturnhalle vor. Und – der Saal ahnts: Es gibt kein Lehrschwimmbad mehr.»
Nachfolgend ein paar Zahlen des Gemeinderats (die Fotos hier ab Beamer), Bäup.ch hat Ihnen den Kontext der Zahlen (welche Zahl gehört zu welcher Variante) noch genauer eingebaut. Irgendwo stand da auch noch der schöne Ausdruck «Approximative Kostengrobschätzung»…



Der Zeitplan: «10 Jahre dauert so etwas normalerweise»
Gemeindepräsident Benjamin Marti: «Im besten Fall… geht es so weiter: März 2020 sagt die Gemeindeversammlung ja zum Projektierungskredit für einen Wettbewerb, es entstehen schon mal Kosten von 420’000 Franken. Dann kommt der Architekten-Wettbewerb, die Selektion und daraus ein konkreter Kostenvoranschlag. Im März 2021 gehts mit detailliert ausgearbeiteten Plänen wieder vor die Gemeindeversammlung. Im Oktober 2022 gelangt der definitive Verpflichtungskredit an die Urne, es geht um 50 Millionen Franken. Die konkrete Bauphase wird in Etappen stattfinden – Fertigstellung wäre im November 2027. Im Besten Fall…» — «Wir beschränken uns auf ein Selektives Wettbewerbsverfahren – es werden nur etwa 10–15 Architektenteams eingeladen. Begleitet wird alles durch Schär Buri Architekten. Vorgesehen ist übrigens auch ein zweiter Nahwärmeverbund der Energie Belp, an welche natürlich auch die Schulgebäude angeschlossen werden.»
Der Architekt gab auch einen Überblick zu den Etappen: «Nach Abbruch der Turnhalle kommt der erste Ergänzungsbau dorthin, der nach Fertigstellung durch die Schule bezogen wird; danach kann mit der Sanierung der alten Schulgebäude begonnen werden.» Man sei sich bewusst, dass es zu Einschränkungen im Schulbetrieb kommen werde, man tue aber alles, damit zwischen Schule und Baustelle möglichst wenig Friktionen entstünden.

Kein Lehrschwimmbad mehr
Stefan Neuenschwander eröffnete mit dem Stichwort «Lehrschwimmbad» das Thema, das viele Anwesende am meisten bewegte. «Wir mussten eine Abwägung machen»: Der Gemeinderat gewichte eine neue Dreifachturnhalle höher als das weitere Bestehen eines Lehrschwimmbades. «In der Variante 2, die wir nun weiter verfolgen, gibts kein Lehrschwimmbad mehr.» Das Lehrschwimmbad sei mit sehr hohen Kosten verbunden, nicht nur permanent im laufenden Betrieb, sondern auch im aktuellen Zustand, wo vieles grundsätzlich saniert werden müsse. «Wir haben nachgefragt – von der Schule heisst es, man sei nicht angewiesen aufs Lehrschwimmbad, man habe ja das Giessenbad».
Diese Aussage erstaunte den Saal spürbar – Bäup.ch fragte direkt nach bei Adrian Kubli. «Es ist so gemeint: Die Schule bestätigt uns, dass sie das Schwimm-Angebot für ihre Klassen organisatorisch auch ohne das Lehrschwimmbad realisieren kann – also im Giessenbad.»
Das Thema Lehrschwimmbad war dominierend in der Fragerunde. Der Gemeinderat versuchte, die Dreifachturnhalle attraktiv zu machen, drang aber nicht ganz durch. Gemurmel gabs zum Beispiel zu dieser Aussage: «Es gibt für die Schwimm-Bedürfnisse ja gute Alternativen in der Umgebung, in Kehrsatz oder in Münsingen. Der Gemeinderat ist auch bereit, sich dafür einzusetzen, dass man Abmachungen mit diesen Nachbar-Bädern trifft, hat aber noch keine Abklärungen getroffen.»
Ein Lehrschwimmbecken sei allgemein, auch bei sehr guter Auslastung durch private Anbieter, nur zu 60% selbsttragend. Neuenschwander: «Einnahmen aus privaten Bad-Nutzern sind es derzeit 45’000 Franken, der Betrieb kostet jährlich 65’000, was aber wohl zu tief veranschlagt ist. Wenn das Bad saniert werden würde, würden die laufenden Kosten noch höher.» Derzeit müsste man Lüftung, Duschen und Beleuchtung sanieren, es bräuchte 125’000 Franken für eine provisorische Instandstellung. «Das ist Pflästerli-Politik, und die ist unter dem Strich immer teuer.»
Dem standen mehrere Voten der Anwesenden gegenüber, sinngemäss widergegeben:
«Warum lasst ihr uns Belper nicht grundsätzlich abstimmen zur Variante mit/ohne Lehrschwimmbad?»
«Wir überlegen uns, für das Lehrschwimmbad kämpfen. Wir brauchen es. Kleines Beispiel: Viertklässler für den Wassersicherheits-Check vorzubereiten, mit zwei Besuchen im Giessenbad – das reicht einfach nicht.»
«Warum will man Geld sparen, das Schwimmen abklemmen? Wo ist hier Bildung?»
«Die Freude der Kinder, die den Schwimmunterricht geniessen, ist jeweils unbeschreiblich. Schade, dass niemand der Offiziellen mal gekommen ist, um da zuzuschauen.»
«Meine Tochter kann jetzt schwimmen wie ein Fisch im Wasser. Wegen des Lehrschwimmbads und den Kursen dort.»
«Die Turnhalle Neumatt steht leer, man kann/will nicht sanieren, aber protzt mit einer neuen Dreifachturnhalle im Mühlematt. Das ist vielleicht schon gut, aber bitte denkt das Thema Lehrschwimmbad nochmals durch.»
«Ein Lehrschwimmbad gehört zur Bildung. Es ist gut gebucht, und umliegende Bäder sind ebenfalls ausgebucht. Man kann nicht so schnell rasch mal ausweichen.»
(Ein privater Schwimmkursleiter:) «Die Zahlen der laufenden Kosten sprechen klar, liebe Belper: Ihr geht mit euren Kindern für rund 25’000 Franken jährlich schwimmen. Ihr könnt das ja auch extern machen, schauen was das kostet. Andere Gemeinden machen das. Car füllen mit Schülern, wegfahren, schwimmen, zurückfahren, der Halbtag ist vorbei.»
Gemeindepräsident Benjamin Marti versuchte nach diesen Bemerkungen aus dem Saal noch mal, das Positive an der Variante 2 hervorzuheben. «Es wird in dieser Fragerunde etwas fest nur das beleuchtet, was man verliert. Man könnte ja auch die Vorteile der neuen Dreifachturnhalle etwas mehr betonen, für die Schule, für die Vereine, für die Bevölkerung.»
Richard Cescatti meint
Wird das Projekt Mühlematt zur Jahrhundert – Sanierung oder eventuell zum grossen Desaster für Belp?
Vieles müsste am besten gestern gemacht werden. Bis es fertig ist wird es MINDESTENS 10 Jahre dauern. Kinder die 2020 eingeschult werden können also vielleicht mit ihren Babys zur Einweihung.
Mich erstaunt, dass bei den Plänen kein Wort über das Dorfschulhaus gesagt wird und nur versprochen wird, dass die marode Turnhalle in der Neumatt „bald“ eine Zwischennutzung erhält.
Da die alte Turnhalle Neumatt nach maximal 10 Jahren Zwischennutzung sowieso abgerissen werden muss um den dann höheren Schulraumbedarf zu decken, könnte man es doch jetzt machen? Oder besser wäre gewesen VOR 2 Jahren.
Man könnte auf dem dem untersten Niveau ein Schwimmbecken einbauen und den Schulraum der entstehen wird für Klassen aus der Mühlematt nützen. Dadurch schneller mit der Sanierung in der Mühlematt voranzukommen wäre das Ziel. Das die Jugend einer so grossen Gemeinde ein Wetter unabhängiges Schwimmbecken im Dorf braucht sollte selbstverständlich sein. Zumindest dann, wenn man genau zugehört hat als Adrian Kubli die Notwendigkeit einer guten, vielseitigen und menschenwürdigen Infrastruktur für die Schule erklärt hat. Es ist eine Investition in die Zukunft der nächsten GENERATIONEN.
Welche der vorgestellten Varianten die Beste ist weiss ich nicht. Doch der Gemeinderat sehr gut, sogar so gut, dass dieser entschieden hat nur 1 Variante überhaupt bis zur Realisierung weiter zu entwickeln.
Ich frage mich ob nicht die Bevölkerung diese Entscheidung abschliessend beantworten sollte und ob es wirklich nur 3 Varianten gibt?
Ich bin überzeugt, wenn man bei der gesamten Planung die Turnhalle Neumatt und den Bedarf und die Notwendigkeiten im Dorfschulhaus mit einbezieht, gibt es bestimmt noch eine 3. oder 4. Variante.
Zugegeben ich habe keine Ahnung ob dies so oder so ähnlich machbar ist, aber mir ahnt, dass die Möglichkeiten sinnvoller, vorausschauender Planung noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Zu teuer?
Wer glaubt, dass 50 Millionen für das vorliegende Projekt reichen soll glaubt auch, dass der Samichlaus Kinder mitnimmt. Wenn ich richtig mitbekommen habe sind die Zahlen alles andere als sicher, also als Entscheidungsgrundlage wenig aussagekräftig.
Wer glaubt das keine Steuererhöhung “ in Sicht“ ist, wie der Gemeindepräsident meinte, hat vergessen, dass bereits Wahlkampf ist. Wie soll das ganze ohne Erhöhung gehen?
Wer glaubt es geht jetzt schneller vorwärts hat übersehen, dass in der laufenden Legislatur zwar eine Behörden- und Verwaltungsreform und ein Leitbild mit viel Geld und Zeitaufwand erarbeitet wurde die im Moment aber beide nur den Wert des bedruckten Papier haben.
Der Gemeinderat muss wohl seine Prioritäten überprüfen?
Wäre Zeit und Geld nicht besser zu verwenden gewesen?
Wer sagt, früher wurde alles schlechter gemacht sollte mal die Zukunft abwarten.
Auch fehlt bis heute eine neue Kommunikationsstrategie der Gemeinde bei der die Menschen in Belp rechtzeitig, breit und klar publiziert, erfahren wann sie von Beschlüssen, eigentlich sind es nur Pläne, des Gemeinderat im Detail informieret werden. Die kurzfristigen Einladungen zu Informationsabenden der Gemeinde sind ja schon bald Kult.
Bin gespannt wann und wie früh die nächste Einladung kommt und ob ich zufällig davon höre.
Richard Cescatti
Einwohner von Belp
Gottfried Zaugg meint
I däm Fau auso chli witer dänke u Variante 3 mache!