Der Gemeinderat empfiehlt der Bevölkerung für die Energie-Initiativen die Ablehnung. Gemeindepräsident Rudolf Neuenschwander ist in der SP, der federführenden Partei der Initianten. Er sei aber Gemeindepräsident von allen Belpern, vertrete den Gemeinderat auch in diesem Interview im Kollegialitätsprinzip. «Darum bleibt das Resultat, wie wir im Gemeinderat über die Abstimmungsempfehlung entschieden haben, wie immer ein Interna.»
Bäup.ch: Herr Neuenschwander, wie wichtig ist dieses Energie-Rating, in dem Belp so schlecht abschneidet?
Rudolf Neuenschwander: Eigentlich schwierig abzuschätzen. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass Belp wegen dieses Ratings ein Image-Problem hätte. Belp ist als Wohn- und Arbeitsort sehr gefragt. Pro Woche fragen zum Beispiel rund fünf Firmen an, ob wir für sie Platz hätten. Das Dilemma ist eher, dass uns die Zonen fehlen um mehr zu realisieren.
Braucht Belp dieses Label?
Auch das ist nicht so sicher. Belp macht ja nicht nichts in Sachen Energie. In den soeben erschienenen Parteiblättern, die man sehr aufmerksam lesen sollte, liest man ja auch zu diesen Initiativen. Zum Beispiel, dass Belp wohl mehr für die Umwelt macht als Münsingen, obwohl Münsingen «Energiestadt» ist und Belp dieses Label halt nicht hat.
Ist dieses Label ein Thema in ihrem Alltag als Gemeindepräsident?
Noch nie. Es war schlicht noch nie ein Thema. Es ist eine Denkhaltung dahinter, die wir in Belp ja auch verfolgen. Aber ohne entsprechende Labels. Wir erreichen das Ziel auch so.
Die Initianten sagen, in Belp sei wegen des rasanten Wachstums auch mehr Koordination nötig. Wie fest wird Belp in den nächsten Jahren wachsen?
Sicher nicht mehr so wie in den letzten Jahren. Aber ein Wachstum brauchts. Wenn wir still stehen, gehts nicht lange und wir fallen zurück. Wenn in Belp das Leben pulsieren soll, muss immer ein gewisses Wachstum da sein.
Gibts zu wenig Koordination in Sachen Umwelt-Planung in Belp?
Naja, das sagen die Initianten so. Schauen Sie mal, wie es bei der Migros-Überbauung mit einer weiteren Nahwärme geplant ist. Wenn man ein wenig überlegt, kommt ja heute automatisch auf sowas. Und wir sind dazu noch in der glücklichen Lage, die Energie Belp im Ort zu haben, welche ja auch der Gemeinde gehört, aber als AG eine wichtige Rolle in Energiethemen wahrnimmt. Davon profitiert die Gemeinde, aber letztlich auch der Bürger.
Kann Energie Belp also die von der zweiten Initiative geforderte Beratungsstelle anbieten?
Eine gewisse Beratung kann die Energie Belp machen. Sicher können sie nicht konkret zu Bauplanungen, Energie-Berechungen und so weiter Auskunft geben. Aber zum Beispiel schon nur unser Solarkataster auf der Website, wo jedes Hausdach in Belp bezüglich Eignung für Solarenergie analysiert wurde. Wir waren da sicher absolute Pioniere. Andere brüsteten sich mit so Sachen, wir machten es.
[Ihr Hausdach finden Sie hier: www.energiezukunft-belp.ch -> auf «Solarkataster Belp» klicken]
Warum wird denn ein solcher Solarkataster nicht in einem Rating oder einer Label-Punktevergabe berücksichtigt?
Das wüsste ich auch gerne…
Wieviel würde der Umweltartikel und die Beratungsstelle kosten?
So genau hat das niemand ausgerechnet. Die Beratungsstelle alleine wird jährlich zwischen 80’000 bis 120’000 Franken kosten, und die beiden Initiativen gehören natürlich zusammen, da gibts sicher Rezertifizierungskosten. Schon nur, um dieses Label per se zu haben und zu halten, muss man viel Arbeit reinstecken. Da wäre man dann fast in einem Käfig drin.
Wieviele Stimmbürger erwarten Sie an der Gemeindeversammlung?
Ich vermute um die 300 Leute, sicher mehr als wenns nur um eine Rechnung ginge, aber wohl weniger als bei der Migros-Überbauung.
Was erwarten Sie beim ersten Traktandum – Budget, Voranschlag, Bestätigung des bestehenden Steuerfusses?
Das wird eine ruhige Debatte geben, eben weils keine grosse Änderungen gibt.
Warum soll man an die Gemeindeversammlung kommen?
Hier erleben Sie direkte Demokratie! Gratis, unmittelbar, Sie müssen nicht mal ein Mandat haben. Und wir verleihen ja am Schluss auch noch den Prix Belp. Nnach der Versammlung steht man noch zusammen, geniesst das offerierte Apéro, trifft sich. Viele Gründe, um zu kommen!
Herr Neuenschwander, Danke für das Interview!
Foto: Tom Mayer
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