«Geschichten, wie sie auch früher geschrieben wurden.» Davon sprach der Festrededner Hans Jörg Rüegsegger an der Belper Bundesfeier. Die Eidgenossenschaft sei aus dem Willen entstanden, für Sicherheit und Freiheit einzustehen. «Und dazu gehört ja auch der Boden. Denn unsere landwirtschaftliche Nutzfläche geht uns verloren.»
Rüegsegger ist Landwirt, Grossrat und Präsident des Berner Bauernverbandes. Er machte seine Argumente anschaulich. «Wir brauchen unseren Boden zur eigenen Ernährung. Im Sekundentakt gehen uns aber Bodenflächen verloren. Pro Jahr pro Einwohner sind es vier Quadratmeter.» — «Um zum Beispiel für Belps Bevölkerung genügend Kartoffeln zu ernten, braucht man die Fläche von 630 Fussballfeldern. Und das ist noch ganz ohne Milch, Gemüse, Fleisch.»
Rüegsegger hinterfragte auch den Konsum von Süssgetränken (RedBull und ähnliches, wegen des grossen Zuckerverbrauchs) und machte beliebt, mehr einheimische Erdbeeren zu essen. «Wir brauchen wieder mehr gesunden Menschenverstand. Nahe Kreisläufe, regional und saisonal einkaufen, regionales Unternehmertum. Das sind Geschichten von früher, die heute wieder mehr gelten sollten.»
Applaus erhielt Rüegsegger auch von SCL-Fans, als Gemeindepräsident Benjamin Marti ihn über die SCL Tigers ausfragte. Ein Sohn Rüegseggers spielt dort in der ersten Mannschaft, «was uns im Winter natürlich oft nach Langnau fahren lässt.»
Der offizielle Teil der Feier war wie immer umrahmt vom Lampionumzug, Ballonwettfliegen, Anzünden des 1.-August-Feuers, Unterhaltungsband und Gastronomie (Marti: «Nächstes Jahr werden wir schauen, dass es weniger lange Warteschlangen gibt.»)
Richard Cescatti meint
Ist das mit der Warteschlange schon ein Wahlkampf versprechen?
Oder ein Vorsatz zum neuen Jahr?
Beides ist mit Vorsicht zu geniessen!
Frank Pfirter meint
Bodenständige Bundesfeier? Gespannt waren wir alle auf die Ausführungen des Gemeindepräsidenten und natürlich auf die Rede vom Festredner Hans Jörg Rüegsegger – kaum ein Wort haben wir verstanden, nicht einmal nach mehrmaligen Platzwechseln – sogar bei der Nationalhymne konnte man kaum die Melodie ausmachen! Ein ganz wenig Anstand für nur etwa 20 Minuten Ruhe hätte man wirklich von allen erwarten können. All die Mühe für die grossartige Toneinrichtung, für die Redevorbereitung und das effiziente Organisationsteam (inkl der Sponsoren) schien vielen Besuchern völlig egal – wenn sie nur selber ohne geringstes Engagement auf ihre Rechnung kamen. Ist das der neue Egoismus? Soll das im 2020 auch so ablaufen?
Tom Mayer meint
Bin ganz Ihrer Meinung. Ist jedes Jahr das Gleiche. Wir postieren uns jeweils draussen, da ist der Ton viel besser – DER Geheimtipp für die Belpbundesfeier.
Die Respektlosigkeit während Rede / Hymne kann man wohl nicht einfach so ändern. Viele Schweizer haben ganz grundsätzlich vergessen, warum es ihnen so gut geht. Gleichgültigkeit.
«Zuhause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland» (Jeremias Gotthelf) – tönt heutzutage etwas pathetisch, ist deswegen aber kein bisschen weniger wahr.
Clöde meint
Also in Rubigen wird immer sehr aufmerksam zugehört. Aber da halten auch Leute aus der Gemeinde und nicht Politiker die 1. August-Rede. (vor warmer Luft hat man vielleicht einfach weniger Respekt als vor einem ehrlichen, lange vorbereiteten Beitrag eines Bürgers). Vielleicht ein Ansatz für Belp?