Belp ist und bleibt Dorf, darf sich aber durchaus Gedanken zu einem zweiten Hochhaus machen. Und ob jetzt die Vereine oder die Behörden mehr Macht haben, hat auch der BZ-Redaktor nicht schlüssig herausfinden können. Vielleicht haben gestern aber einige der Besucher, die ihre Stimme noch nicht final vergeben haben, herausfinden können, welchen Namen sie nun auf den Zettel «Gemeindepräsident» schreiben wollen. Es bleiben noch knapp zwei Wochen.
Das Bäup.ch/BZ-Podium gestern war gut besucht, rund 130 Leute fanden sich im Gürbesaal ein. «Man hört, dass es fast zuviel an Werbung ist, was in Belp derzeit verteilt wird», so Stephan Künzi, Leiter Ressort Region der Berner Zeitung und Moderator der Podiumsdiskussion. Das Publikum nickte seufzend. Und war gespannt, ob man an diesem Abend eben doch noch ein paar Unterschiede der Kandidierenden herausfinden werde.
Der hinten am Tisch sitzende BZ-Redaktor Johannes Reichen musste sehr genau hinhören, um ein paar unterschiedliche Statements herauszuschälen. Er schrieb noch länger an seinem Laptop, nachdem der Saal wieder leer, die Technik abgeräumt, das halbe Licht schon gelöscht war. Und hats auf den Punkt gebracht: Wer wird das Dorf regieren?
Die Diskussion ging länger als geplant, die Gabe der kurzen Rede findet man leider immer seltener – unter Politikern besonders selten? Immerhin blitzte doch ab und zu eine klare Position auf, die auch mit kurzen, klaren Worten unterstrichen wurde.
Zweites Hochhaus neben dem ersten? Es waren alle dafür, dass Belp schon etwas Mut dazu haben darf. Die einen konkret (Bachmann: endlich die zweite Sicherheitstreppe fürs bisherige Hochhaus, falls das neue dicht drangebaut wird / Marti: ein Hochhaus ermöglicht viel Grün rundum), die anderen lavierten eher etwas herum (Neuenschwander: man muss dann in der entsprechenden Planungsphase schauen, ob man kann / Grimm-Arnold: es muss ja nicht so hoch sein wie das bisherige).
Gratisnutzung von Infrastruktur für Belper Vereine? Neuenschwander: das ist doch richtig, die Vereine machen schliesslich viel fürs Dorf, müssen etwas zurück erhalten / Grimm-Arnold: wenn man ein wenig bezahlt, ists einem auch etwas Wert, und mit klaren Spielregeln hat man das Problem auch besser unter Kontrolle, dass Auswärtige sich in Belp als Verein einschreiben, um Belper Räume gratis nutzen zu können.
Aus dem Publikum kam die Frage nach der Südumfahrung, dem möglichen Strassen-Korridor zwischen Viehweid und Toffenholz-irgendwo. Klare Voten einerseits (Oester: ich bin dafür, der Verkehr muss fliessen, weil das für die Wirtschaft und damit für die ganze Bevölkerung wichtig ist. / Grimm-Arnold: ich bin klar dagegen), etwas weniger Festlegung andererseits (Bachmann: ein Tunnel wär doch gut, aber ich weiss, das geht nicht; man muss die Option jedenfalls offen halten, und dann später weiterschauen / Marti: es hat ja mit der gesamt-regionalen Planung zu tun, auch mit der Verkehrsentwicklung in Zukunft, darum sollte man sich diese Variante offen halten).
Die Idee des «Ragusa»-Riegels mitten im Dorf – der Ost-Abschluss des Schloss-Areals –, die in Belp mehr Skepsis als Begeisterung auslöst, hat unter den Kandidierenden auch ein paar feine Nuancen herausgeschält. Bachmann: Es ist doch gut, wenn die Gemeindeverwaltung dorthin zügeln kann, man platzt aus allen Nähten. Oester: Ich stelle nicht fest, dass man in der Verwaltung aus allen Nähten platzt – jedenfalls können wir uns nur zwei Etagen in diesem Riegel nicht leisten, wenn wir dauernd von Verdichten reden, da muss vielleicht die Denkmalpflege eben doch noch mal über die Bücher.
Nach eindreiviertel Stunden war die Diskussion soweit beendet. Es wurde heiss im Saal – nicht, weil man um Positionen kämpfte, sondern weil die Lüftung zu kämpfen hatte.
Die politische Kultur in Belp ist jedenfalls auf Konsens und Respekt ausgelegt. Der/die noch Unentschlossene hat gestern vielleicht auch herausgefunden, dass es wohl gar nicht so drauf an kommt, wen man wählt – dass es mit jeder/jedem Kandidierenden irgendwie gut rauskommen wird. Bauchentscheid…
Und wer gerne sieht, wie an einem Podium die Fetzen fliegen, muss halt wegziehen, nach Washington, Berlin, Zürich.
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