Gemeinderat Stefan Neuenschwander zeigt auf die Fensterfassade der alten Neumattturnhalle, die ziemlich wasserdurchlässig und innen permanent feucht ist.
Dass die alte Neumattturnhalle aus diesen Gründen geschlossen bleibt und die Gemeinde scheinbar nichts dagegen unternimmt, ärgert betroffene Vereine. Es gibt frontale Kritik gegenüber dem Gemeinderat – man lese die Kommentare hier oder hier.
Ich habe dem verantwortlichen Gemeinderat Stefan Neuenschwander Fragen zur Situation gestellt:
Tom Mayer: Stefan, warum findest Du diese Kritik unberechtigt?
Stefan Neuenschwander: Wir sind im Gemeinderat echt bemüht, dass diese Halle wieder genutzt werden kann. Mit gewissen Sätzen aus dem Gemeindeleitbild wird uns ja vorgehalten, wir würden nicht nachhaltig und für kommende Generationen handeln. Dabei ist es das ja gerade: Durch die strategisch angegangene Schulraumplanung handeln wir sehr präzis nachhaltig und für die nächsten Generationen.
Was sind also die Grundzüge dieser Strategie?
Als nächstes gehts um die Anlage beim Dorfschulhaus. Die alte Dorf-Turnhalle soll ersetzt werden durch ein Mehrzweckgebäude. Da gehören dazu: Eine Turnhalle nach BASPO-Norm, also grösser als die aktuelle, dann ein Doppelkindergarten, Werkräume, eine Schulraumerweiterung, vielleicht eine Art Aula, eine Autoeinstellhalle, eine Erweiterung der Nahwärmezentrale und eine umfassende Umgebungsgestaltung. Die Planung läuft. Gebaut wird wohl in den nächsten 2–4 Jahren. Das Ganze hat auch einen Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanung, die vom Volk ja noch gutgeheissen werden muss. Ebenso können vermutlich Synergien mit dem Wohnbauprojekt Amtsschreibermatte, hinter dem Dorfschulhaus, genutzt werden. Im Mühlematt spielt momentan die leidige Naphthalin-Geschichte in die Planungen rein. Wir müssen dort nun eine Gesamtsicht der kompletten Infrastruktur in die Strategie nehmen. Vielleicht wird im Mühlematt nicht nur saniert, sondern abgerissen und neu gebaut. Dies müsste übrigens vorzugsweise bei laufendem Schulbetrieb stattfinden, um kein Geld für teure Provisiorien ausgeben zu müssen.
Wie steht die Gemeinde zum Vorwurf, dass sie den Vereinen zu wenig Infrastruktur zur Verfügung stelle?
Also zuerst mal: Den Auftrag, Sport-Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, hat die Gemeinde nur gegenüber der Schule. Und genau die Schule hat sich nun anders organisiert, sie braucht die alte Neumattturnhalle nicht mehr.
Aber klar, auch die Vereine sind uns wichtig. Wir kennen die Engpässe wegen der alten Neumatthalle. Direkt oder indirekt, mehr oder weniger betroffen sind diese Vereine: Badminton, Satus Frauen, Unihockey, Handball und Tischtennis. Ich werde mit diesen Vereinen sprechen. Wir schauen auch die Belegungspläne nochmals an, um vielleicht irgendwo noch freie Zeitfenster zu finden.
In den nächsten Jahren soll also die Neumatthalle mit dem Betonboden in Rohform zwischengenutzt werden. Wie stellt sich die Gemeinde das vor?
Wir hatten soeben mit der zuständigen Liegenschafts-, Freizeit- und Sportkommission Sitzung und haben das Vorgehen besprochen. Es soll eine sportliche Nutzung sein und nicht etwa als Lagerhalle genutzt werden – was schon wegen der Zone nicht geht. Und wir fragen nun Vereine und Interessierte an, sich zu melden. Es sind auch Inserate in Lokalzeitungen geplant. Bevorzugt werden Vereine und Personen aus Belp.
Rohbeton-Boden sieht nicht so sportlich aus. Eine interessierte Körperschaft muss einen provisorischen Boden also selber einbauen?
Nicht unbedingt… Wir sind durchaus gespannt, was für Ideen kommen. Schwinger könnten ja ihr Sagmehl streuen, andere ähnliche Sportarten gibts auch. Eine Anfrage hat die Gemeinde schon vom Bouleclub erhalten. Ich bin zwar dort im Vorstand, trete aber in dieser Sache quasi in den Ausstand. Alle, die Ideen haben, sollen sich nun melden. Wir wollen, dass die Halle möglichst sinnvoll genutzt wird.
Was wird letztlich dann mal aus der Neumatt-Turnhalle?
Das hat wieder einen starken Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanung – diese muss zuerst mal vom Stimmvolk verabschiedet werden. In der Schafmatt, im Hühnerhubel und auf der Wiese zwischen dem Jordi Medienhaus und QCM würden bei einem «Ja» Dutzende von neuen Wohnungen entstehen. Das gibt viele neue Familien mit Kindern. In Planung ist demzufolge, am Ort der alten Neumatthalle ein neues Schulhaus zu bauen – das wäre etwa im 2030. Dannzumal stehen im Dorf und Mühlematt neue Sporthallen. Es wird dann also insgesamt mehr Sport-Infrastruktur geben als heute.
Man wirft der Gemeinde vor, der beigezogene Bau-Gutachter verstünde nichts von der Sache…
Wir erhielten beim ersten Gutachter ein Preisschild von rund 900’000 Franken. Beim zweiten Gutachter verlangten wir «superlight» – das ergab immer noch 500’000 Franken. Es geht dabei auch um System-Installationen, Sicherheit und so weiter. Diese Kosten schleckt nun mal keine Geiss weg. Und sie lassen sich auch nicht weiter nach unten drücken.
Was wäre die Schmerzgrenze in Sachen Budget für ein «Provisorium alte Neumatturnhalle» gewesen?
Für 300’000 Franken hätten wirs wohl gemacht. Aber natürlich auch dann ungern, weil es eigentlich im Widerspruch zur aufgegleisten Schulraumplanung steht.
Es geht also um «nur» 200’000 Franken, die den Ausschlag geben – das scheint im Kontext Gemeinde-Infrastruktur nicht viel…
Naja, bei einer prognostizierten Nutzungsdauer von nur 5 bis 7 Jahren zum Preis von 500’000 Franken sind das pro Jahr rund 100’000 Franken, die wir anderswo besser einsetzen können. Eine nachhaltige Gesamtsanierung der alten Neumatthalle wäre übrigens auf rund 2 Millionen Franken zu stehen gekommen. Auch das macht wegen der Schulraumplanung für den Gemeinderat keinen Sinn.
Abschliessend möchte ich noch sagen: Was wir mit der Schulraumplnaung machen, ist koordiniert, dauert eben 5 bis 15 Jahre und zielt auf neue, effektive und nachhaltige Lösungen. Wenn wir von diesem Weg abweichen, ist es unkoordiniert und kommt immer teurer.
Die neu gebaute Dorfturnhalle wird wieder attraktiver für die Vereine sein – was sie verständlicherweise jetzt nicht mehr so ist. Auch mit den dereinst neuen Anlagen im Mühlematt wird Belp sich nicht mehr beklagen können, man hätte zu wenig Turnhallen.
Es braucht nun eben ein paar Jahre Geduld und gute Lösungen während der Übergangszeit.

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