Der Flughafen will wachsen, mehr bieten, vorwärts machen. Kaum hat er die Medien über den geplanten Ausbau zwecks Entflechtung informiert, kam das OK der Behörden für die technischen Einrichtungen, welche die Südanflüge möglich macht.
Nachdem das Bundesgericht im November grünes Licht für die weitere Ausbau-Etappe gegeben hat, konnten die Strategen der Flughafen Bern AG endlich weitermachen mit konkreten Plänen zur allgemeinen Entflechtung der Infrastruktur.
Der Flughafen stellte der Öffentlichkeit nun seinen Masterplan für die nächsten 4 Jahre vor. Neuer Rollweg, Lärmschutz-Gebäude, in dem Düsentriebwerke Testläufe im Stehen machen können («Standlaufshelter»), Hangare und Vorfeldflächen für die Kleinaviatik, alles auf der Südwestseite, wo heute die Segelflieger zuhause sind. Dazu kommt ein Business Aviation Center auf der Nordseite («hier sehen wir grosses Potential»). Ebenfalls wünscht sich der Flughafen ein neues Hotel-Restaurant, «was aber nur teilweise in den Händen des Flughafens liegt.» 17,7 Millionen Franken kostet diese Entwicklung, es braucht dazu externe Investoren. Der Regierungsrat hat schon mal zwei Millionen Franken gesprochen.
Schon im Januar 2014 wurden Ausbaupläne veröffentlicht.
Aktuell sieht der Plan so aus:
Ist Linienfliegerei «Öffentlicher Verkehr»?
Wie immer taucht damit die Frage auf, ob die Linienfliegerei «Öffentlicher Verkehr» ist oder nicht – ob der Staat diese fördern soll oder nicht. Für die Chefs des Flughafens ist es klar: «Öffentlich» – sie haben den Flughafen mit einem Bahnhof verglichen.
Braucht Bern den Flughafen Belpmoos? Bund-Redaktor Markus Dütschler meint Ja: «Der Kanton Bern, der für Investoren oft nicht die erste Adresse ist, muss zur Anbindung an die weite Welt Sorge tragen.» Im Bund-StadtGespräch dazu kommen wie zu erwarten in den Kommentaren alle (un)möglichen Argumente pro und kontra zur Sprache…
Süd-Anflüge im Anflug
Kaum waren die Medienmeldungen zum Ausbau geschrieben, erschien schon das nächste Pressemitteilung. Der Flughafen erhält das OK der Behörden für die Einrichtung des satellitengestützten Instrumentenanflugverfahrens auch von Süden. Somit sei der Flughafen Belp nicht mehr ein «Sackbahnhof».
Die genaue Erklärung in der Pressmitteilung: «Der Flughafen Bern verfügt derzeit über kein instrumentenbasiertes Anflugverfahren und ist damit in Bezug auf Instrumentenanflüge mit einem ‹Sackbahnhof› vergleichbar. Die Einführung des geplanten Verfahrens vereinfacht den Betrieb des Flughafens und zielt darauf ab, Durchstartmanöver und Ausweichlandungen zu reduzieren. Die Ab- und Anflüge fliegen sich mit dem neuen Verfahren künftig nicht mehr entgegen und das Kreuzen von Flugwegen wird reduziert. Dies vermindert Wartezeiten in der Luft und am Boden, ist wirtschaftlicher und ökologischer, stärkt die Sicherheit und entlastet die Flugsicherung. Gleichzeitig verursacht ein kontinuierlicher Sinkflug, wie er künftig für Instrumentenanflüge angewendet werden soll, weniger Emissionen (Lärm, Schadstoffe) als das heutige «Circling»-Verfahren. Die Siedlungsgebiete von Bern, Muri und Allmendingen werden entlastet, ohne dass besiedelte Gebiete neu durch Fluglärm übermässig belastet werden. Die Immissionsgrenzwerte der Lärmschutzverordnung werden wie bisher eingehalten, mit Ausnahme von vier Liegenschaften in unmittelbarer Nähe des Flughafens, bei welchen bereits heute ein Immissionsgrenzwert (ES III) überschritten ist.»
Will heissen, dass die Gegner des Südanflugs ihren Kampf verloren haben. Der Flughafen rechnet mit durchschnittlich 8 bis 10 Landungen pro Tag aus südlicher Richtung (3’300 pro Jahr, bei total 47‘644 Flugbewegungen im 2017).
Bis alle technischen Einrichtungen installiert sind, soll es aber noch rund eineinhalb Jahre dauern.
Chnübeli am Belpberg meint
Verloren ist noch gar nichts;
Für diese paar Luxusflieger soll der ganze obere Aaretalluftraum geschlossen werden – wir werden sehen.