Mit dem neuen Flughafen-Chef will die Berner Flughafen AG das Belpmoos auch mit einer neuen Strategie in die Zukunft führen: «Wir wollen den Flughafen als moderne Mobilitätsplattform positionieren.»
Ohne Skynews schliesse das Jahr 2018 mit einem Defizit von rund 1 Millionen Franken ab, die Zahlen für 2019 würden auch nochmals tiefrot ausfallen. Liquid bleibe der Flughafen aber, dank strikter Kostenkontrolle, einzelnen Entlassungen («sozialverträgliche Personalrestrukturierung») und flankierenden Massnahmen. In einem Businessplan 2024 könne man «den reinen Betrieb in allen Szenarien (best, realistic und worst) finanzieren». Und ab 2021 solle die Durststrecke überwunden sein.
Der Verwaltungrat habe von Szenarien wie «Schliessung des Flugbetriebs» bis zu «Flucht nach vorne mit Billigairlines» viele Optionen durchdiskutiert.
Eine Schliessung werde weder vom Verwaltungsrat noch von den wichtigsten Aktionären noch von der öffentlichen Hand gewünscht. Und Billigairlines würden einen Pistenneubau bedingen – «geringe Realisierungswahrscheinlichkeit».
Bern-Belp solle weitherin als öffentlicher Regionalflughafen dienen. «Ein Flughafen, der auch der breiten Bevölkerung zur Verfügung steht für Charter- und Linienverkehr.» Das brauche aber weiterhin öffentliche Gelder: «Der VR … weist darauf hin, dass eine öffentliche Verkehrsinfrastruktur auch des Engagements und der Investitionen der öffentlichen Hand bedarf.»
Keine Extremszenarien also, aber eine schärfere Positionierung, das sei die neue Strategie. «Die öffentliche Piste bildet dabei nach wie vor die «raison d’être». Um diese herum soll die Infrastruktur für ein modernes Mobilitätszentrum entstehen.»
In der Medienmitteilung wird genauer beschrieben, um was es in der neuen Strategie geht.
Der Flughafen will Infrastrukturplattform sein für…
- den öffentlichen Verkehr (1. Anbindung an Feriendestinationen insbesondere durch Sommercharter 2. Anbindung an europäische Städte insbesondere durch mind. eine Hub-Verbindung, welche den Anschluss-Verkehr berücksichtig – und die direkte Anreise aus der ganzen Welt nach Bern ermöglicht);
- den Verkehr im besonderen öffentlichen Interesse mit den Regierungsflügen, dem diplomatischen Verkehr, in- und ausländischen Militärtransporten sowie den Inspektions- und Prüfungsflügen des BAZL;
- die Allgemeine Luftfahrt, den Individualverkehr als Standortfaktor zur Stärkung des Wirtschafts-, Tourismus-, Medizinal- und Politikstandorts, mit der kommerziellen Geschäftsfliegerei, wie auch für die Leichtaviatik mit der Aus- und Weiterbildung von Piloten, wobei die im Sachplan Infrastruktur festgelegten Grenzwerte beachtet werden;
- Arbeitsplätze in der Luftfahrtindustrie am Boden (Tours Operators, Wartungsbetriebe und flughafennahe Unternehmen)
- die digitale Mobilität (u.a. Test- und Zertifizierungsinfrastruktur für Drohnen, elektronische Flugtaxis und selbstfahrende Autos, um einen «Swiss Digital Traffic Hub» zu bilden).
Der Flughafen verfolge mit dieser Strategie auch seine vierte Ausbauetappe weiter, «wenngleich in modifizierter Form».
Auf den ersten Blick ist da nichts Neues. Auf den zweiten Blick, im letzten Punkt, ein paar neue Töne, die das Wort «digital» drin haben und englisch sind. Die Idee des Traffic Hubs hat noch am meisten Hoffnung eingebaut.
VR-Präsident Beat Brechbühl beklagt, dass der Flughafen eigentlich von Mäzenen bezahlt werde, aber «diese Zeiten sind vorbei.» Die öffentliche Hand müsse vermehrt einsteigen. «Aus Sicht des Verwaltungsrats folgt daraus nicht, dass zukünftig alles durch den Staat bezahlt werden soll. Vielmehr setzt er bei der Entwicklung zum Mobilitätszentrum auf ein partnerschaftliches Engagement von Privaten und der öffentlichen Hand – ein Private Public Partnership Projekt.»
Man sehe dazu eine «Flughafen BRN Infrastruktur AG» vor, eine Tochtergesellschaft der Flughafen Bern AG, die nun für Investoren der Immobilienentwicklung geöffnet werden soll.»
Der Flughafen fordert «alle drei Staatsebenen» (Bund, Kanton, Stadt Bern) sehr direkt dazu auf, hier einzusteigen.
Der Bund solle zum Beispiel in der Finanzierung der Flugsicherung aufräumen – will heissen, den Markt dort spielen lassen, um die Kosten runterzuholen. Entsprechende Dossiers liegen auf den Tischen. Auch als Immobilienbesitzer solle der Bund mithelfen, das Mobilitätszentrum zu entwickeln.
Die Stadt Bern (Grundeigentümerin) möge doch kurzfristig die angespannte Liquidität durch Reduktionen beim Baurechtszins überbrücken helfen. Und langfristig in die Immobilienentwicklung mitinvestieren.
Auch der Kanton möge doch in die Immobilienentwicklung mitinvestieren, an die Kosten für die öffentliche Sicherheit (mehr) beitragen und sich an der Flughafen Bern AG stärker beteiligen.
Brechbühl in der Medienmitteilung: «Wenn sich private und öffentliche Partner an diesem Projekt beteiligen, werden wir den Flughafen Bern-Belp auch weiterhin für die Berner Bevölkerung erhalten können und gleichzeitig ein modernes und zukunftsgerichtetes Mobilitätszentrum, einen Swiss Digital Traffic Hub, schaffen, das für alle einen Mehrwert schafft.»
Schreibe einen Kommentar