Ein kurzes Mail Ende Jahr, in dem sich der Gemeindeschreiber Markus Rösti «ins zweite Glied» verabschiedete, tönte es an: Die Gemeindeverwaltung startet nach einer internen Reform mit einem neuen Organigramm ins neue Jahr. Dieses soll demnächst publiziert werden.
Die Änderungen sind der übriggebliebene Teil einer Verwaltungsreform. Der Entwurf dazu hat dem Gemeinderat im Sommer 2019 viel Gegenwind aus dem Dorf beschert. Gemeindepräsident Marti heute: «Im Rückblick muss ich sagen: Das war gut.» Die Gemeinde stoppte damals einen Teil dieser Reform: «Wir verschieben das auf nach den Wahlen», hiess es. Themen waren u.a. eine neue Funktion eines Geschäftsführers, die Streichung/Zusammenlegung von Kommissionen, neue Formen der Partizipation. Von Mitte-Links kam wie gewohnt das Thema Gemeindeparlament.
Intern verändert sich in der Verwaltung nun einiges. Man werde dies bald auf der Website der Gemeinde herausfinden. Dass sich der bisherige Gemeindeschreiber formal-korrekt am 31.12.2020 aus seiner bisherigen Funktion verabschiedete (er wird eine 60%-Stelle in der neuen Abteilung «Sicherheit» antreten), ist eine der Änderungen – die Abteilung «Präsidiales» wurde nun aufgelöst.
Weitere Änderungen sind:
Schaffung einer neuen Abteilung «Sicherheit», Chef ist Beat Gasser. Die Gemeinde sehe es «als Gewinn, wenn es für die Belange der Sicherheit einen Ansprechpartner gibt.»
Die Abteilung «Bau» wird zur Abteilung «Planung und Infrastruktur», Chef bleibt Göri Clavuot. Hier kommt neu der Bereich Liegenschaften «inkl. der Hauswarte» dazu. Bisher waren die Liegenschaften unter den Finanzen angesiedelt, «was inhaltlich artfremd war». Die Gemeinde schafft für ihre Immobilien eine neue Leitungs-Stelle, die mit Zaklina Mitkova besetzt wird. Marti: «Das Ziel ist, ein echtes Liegenschafts-Management zu haben. Wir glauben, dass sich das auch wirtschaftslich bezahlt macht. Es geht um eine konzeptionelle Führung auch in den grossen Liegenschaftsprojekten, die auf Belp zukommen, und sicher auch um die bessere Bewirtschaftung zum Beispiel unseres Dorfzentrums.» Der bisherige Leiter Erich Hönger bleibe Sachbearbeiter in dieser Abteilung.
Die Abteilung «Bildung und Kultur» heisst neu «Familie und Bildung», Chef bleibt Michel Weber. Auch hier gehe es darum, «einen Ansprechpartner für die Belange von Familien zu haben – von der frühen Förderung über die Volksschule bis zur offenen Kinder- und Jugendarbeit».
Die Abteilung Soziales wird ergänzt um das Thema der Generationen, integriert wird hier auch die Kultur. Man wolle dem Thema Generationen ein «ganz anderes Gewicht» geben, der gesellschaftliche Wandel mache dies nötig, der Bedarf zeige sich in der aktuellen Lage deutlich. «Die Verschiebung der Aufgaben hat ermöglicht, dass neue personelle Ressourcen vorhanden sind, um die Rolle der Gemeinde im Zusammenleben unserer Gesellschaft dauerhaft wahrzunehmen.»
Für das Thema Abwasser werde eine neue Stelle geschaffen, «finanziert wird sie aus der Spezialfinanzierung Abwasser», so Marti. Das Belper Abwassernetz solle damit besser unterhalten werden, man hoffe auf weniger Störungen – «das sollte sich unter dem Strich bezahlt machen.»
Eine neue zentrale Stabsstelle wird ab 1. März besetzt sein, mit der Funktion «Leiterin Führungsunterstützung». Bis dahin wird diese Aufgabe ein Spezialist ad-interim übernehmen. Am 1. März beginnt also nicht nur der neue Leiter Finanzen Thomas Reusser an der Gartenstrasse mit seiner Arbeit, sondern auch Annina Straub – in der Führungsunterstützung. Straub «wechselt die Seite». Sie ist momentan noch im Beratungsbüro Puma Consult angestellt und war Mandatsträgerin der Gemeinde Belp in der Verwaltungsreform. Sie werde eine wichtige Unterstützung sein für den Gemeinderat, für die Geschäftsleitung und den Präsidenten, so Marti, «sie kennt uns ja nun sehr gut von innen.»
Martis Antwort auf die Frage, ob das nun also doch die kontrovers diskutierte Geschäftsführerin sei: «Nein, es ist keine Geschäftsführung, sondern eine Stabsstelle. Die operative Leitung bleibt bei mir. Es gibt neu das Gremium ‹Geschäftsleitung›, bestehend aus allen Abteilungsleitern, der Führungsunterstützung, dem Präsidenten und bei Bedarf der Personal-/Kommunikations-Verantwortlichen.»
Steigen nun die Stellenprozente an? «Wir haben eine laufende Tabelle geführt mit den Stellenprozenten der Verwaltung, bis auf 1 Prozent genau wollen wir den Status Quo erhalten. Im Zeitraum der nächsten vier Jahre, auch mit mehreren Pensionierungen, wollen wir dort sein, wo wir bisher waren.»
Also bei 68 x 100%, auf 90 Personen verteilt.
Marti sagt abschliessend: «Wir haben investiert – und wir zählen darauf, dass das rentiert.» Nicht nach linearem «Milchbüechli», wo die Ausgaben immer tief gehalten werden, um mehr Geld im Kässeli vorweisen zu können. Sondern in einer längerfristigen Planung, deren Entscheide als Investition eben mit einem «Return on Investment» gesehen werden sollen.
Richard Cescatti meint
Bravo, es geht also doch etwas kreativer als zuvor gedacht.
Und wie wird das politische System reformiert?