Zwischen Thun und Bern wird sich auch in den nächsten Jahren einiges verändern an der Aare. Der Kanton nimmt dazu nun einen zweiten Anlauf, nachdem sich das Projekt «aarewasser» als «zu starr und wenig flexibel» erwiesen habe, wie der Kanton sein eigenes Projekt nun beurteilt. Im aktuellen Projekt wird zum Beispiel zwischen Aare und Giessenbad nichts verändert. Dort, wo es wirklich nötig ist, hingegen schon: Vom Campagna aufwärts bis zur Badi Münsingen, inklusive neue Brücke dort zur Badi.
Der ganzen Aare entlang hat man viele Ansprüche an diesen wunderschönen Fluss: Die Aare soll das Umland nicht überschwemmen. Sie soll das Grundwasser speisen und damit unsere Trinkwasserversorgung garantieren. Sie soll Tieren und Pflanzen wertvollen Lebensraum bieten. Und natürlich soll die Aare uns Menschen bei Freizeit und Sport tolle Erholung ermöglichen.
Um all dies unter einen Hut zu bringen, plant der Kanton Bern zwischen Thun und Bern grössere und kleinere Wasserbauprojekte. In der oberen Belpau zwischen Schützenfahrbrücke und Hunzigenbrücke soll der Hochwasserschutz verbessert werden.
Bei der Gestaltung wird der Kanton Bern eng mit Behörden, Grundeigentümern und Interessenverbänden zusammenarbeiten. Das Tiefbauamt des Kantons Bern schreibt:
Flexibilität dank gestaffelter Projekte
Eigentlich sind die Ansprüche nicht neu. Schon das Projekt «aarewasser» verfolgte diese Ziele. Doch das Mammut-Projekt mit 25 Massnahmen hat sich als zu starr und wenig flexibel erwiesen. Deshalb will die bernische Bau- und Verkehrsdirektion die gleichen Ziele nun mit aufeinander abgestimmten, aber flexiblen und zeitlich gestaffelten Einzelmassnahmen erreichen: So lässt sich Dringendes rasch umsetzen, und die Projekte können laufend auf das Fliessverhalten der Aare abgestimmt werden. Das ist wichtig, ist doch die Aare ihr eigener Baumeister.
Obere Belpau – jetzt gehts los
Ein zentrales Projekt umfasst die obere Belpau zwischen Schützenfahrbrücke bei der Badi Münsingen und Hunzigenbrücke. Wie dort auf beiden Seiten der Aare Hochwasser- und Trinkwasserschutz unter Berücksichtigung von Ökologie und Naherholung verbessert respektive gesichert werden könnten, wird in einem sogenannten Wasserbauplan erarbeitet. Handlungsbedarf ist gegeben, da der heutige Damm auf Belper Seite teilweise zu wenig hoch und zu schwach ist. Um gegen heftige Hochwasser auch in Zukunft gewappnet zu sein, muss auch die Schützenfahrbrücke ersetzt werden.
Übrigens: Die umstrittene Aufweitung der Aare auf der Höhe des Giessenbads ist nicht Bestandteil dieses Wasserbauprojekts und steht nicht mehr auf der Prioritätenliste des Kantons. Gemeindepräsident Benjamin Marti: «Dieser Aspekt ist für Belp zentral. Der Aaredamm beim Giessenbad ist intakt und bedarf aus der Optik Hochwasserschutz keiner Massnahme. Anders ist es in der Oberen Au. Hier besteht eine Sicherheitslücke, die geschlossen werden muss. Deshalb begrüsst die Gemeinde, dass der Kanton hier rasch handeln will. Wir arbeiten eng mit Kanton und Burgergemeinde Belp als Grundeigentümerin des Waldes zusammen.»
Gemeinsam mit Betroffen und Interessierten
Was genau sich zwischen Schützenfahr- und Hunzigenbrücke ändert, ist noch offen. Die Arbeiten erfolgen in mehreren Etappen: Am Anfang stehen verschiedene, von Experten entwickelte Varianten. Danach diskutiert, ändert oder verwirft ein Fachausschuss diese Vorschläge. Allenfalls entwickelt er auch neue Möglichkeiten. Im Fachausschuss sind die Gemeinden Belp, Münsingen und Rubigen sowie Bund und Kanton vertreten. Die vom Fachausschuss bereinigten Varianten werden voraussichtlich gegen Ende Januar 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann liegen also die Fakten auf dem Tisch – die öffentliche Debatte kann beginnen. Thomas Wüthrich vom zuständigen Tiefbauamt: «Wir gehen offen ans Werk. Die unvoreingenommene Zusammenarbeit mit allen ist für eine erfolgreiche Projektumsetzung zentral.»
Anschliessend nimmt eine Begleitgruppe die Varianten unter die Lupe. Die Begleitgruppe vereinigt unterschiedlichste Interessen. Sie setzt sich aus Vertretern von Grundeigentümern, Interessengruppen, Umweltverbänden und lokalen Parteien zusammen. Auch hier wird um optimale Lösungen gerungen. Und schliesslich können sich auch alle Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Mitwirkung äussern. Das dürfte etwa im Frühling 2018 der Fall sein. Alle vorgebrachten Einwände und Vorschläge werden geprüft, angenommen oder verworfen – selbstverständlich stets mit einer Begründung. Die aus diesem Gestaltungsprozess hervorgegangene, «finale» Variante wird schliesslich weiter vertieft und frühestens 2019 öffentlich aufgelegt.
Weitere Projekte entlang der Aare:
- Münsingen oberhalb Schützenfahrbrücke: Ab Januar 2018 werden die zerstörten Betonbuhnen durch Blocksteinbuhnen ersetzt.
- Chesselau (Münsingen, Wichtrach): Hochwasserschutz für Autobahn und Trinkwasserleitung. Die Planung läuft.
- Thalgut (Gerzensee): Hochwasserschutz für Gebäude unterhalb der Brücke. Die Planung läuft.
- Eichholz / Dählhölzliwald (Köniz, Bern): Hochwasserschutz für ARA und Trinkwasserleitung. Die Planung wird vorbereitet.
- Gebiet Kiesen – Jaberg: Hochwasserschutz für Autobahn und Trinkwasserleitung. Die Planung wird vorbereitet.
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