In rund zehn Jahren wird das Mühlematt-Areal ziemlich anders aussehen. Mehr Schulraum (Lehrplan 21), eine neue Dreifach-Turnhalle – aber kein Lehrschwimmbad mehr. So plant es der Gemeinderat, der an einem Info-Abend den interessierten Belpern seinen Stand der Planung fürs Mühlematt vorgestellt hat. Immerhin rund 60 Personen waren gekommen.
Es gebe mehrere Gründe, warum man dies nun rasch anpacken müsse. Gemeindepräsident Benjamin Marti: «Weil die Schulanlagen allgemein vernachlässigt wurden; wegen des Naphtalins; wegen den Anforderungen des Lehrplans 21 – und weil Belp weiter wächst.»
Die Traktanden am Infoabend drehten sich darum, wie Schulbildung heute sein muss, was es ums Naphtalin steht und welche Varianten der Gemeinderat für einen Ausbau der Schulinfrastrkutur durchdiskutiert hat. Nachfolgend der allgemeine Kontext des Themas – im Artikel «50 Millionen fürs neue Mühlematt» lesen Sie die Details zum Zwischenstand der Beratungen des Gemeinderats.
Naphtalin: «Keine gesundheitliche Gefährdung, trotzdem eine Belastung»
Zwei Stunden vor dem Infoabend übers neue Mühlematt informierte die Gemeinde die Lehrerschaft in kleinerem Rahmen zum Zwischenstand in Sachen Naphtalin. Marti: «Unter Umständen kann das Naphtalin ein gesundheitliches Risiko bedeuten. Dieses Wissen ist eine Belastung. Die Gemeinde tut alles, um unter den Grenzwerten zu bleiben – wir können den Schulbetrieb mit gutem Gewissen weiter führen. Aber wir sind uns bewusst, dass die ganze Sache eine Belastung ist. Es ist klar: Wir müssen sanieren und auch neu bauen.»
Lehrplan 21: Mehr Raum, mehr Flexibilität
Gemeinderat Adrian Kubli, selber Lehrer in Kehrsatz, stellte in einem Überblick die Vorgaben des Lehrplanes 21 vor: «Individuellere Lernprozesse, mehr unterschiedliche Lernformen, neue räumliche Bedürfnisse – allgemein bedingt das mehr Raum, mehr Räume, flexibler nutzbare Bereiche. Es in der Schule immer mehr um Austausch und Rückzug, Arbeit und Erholung, um ein gutes Lernförderklima». Es brauche also gute Infrastruktur und gesunden und sicheren Lern- und Lebensraum. «Dann haben wir auch motivierte Lehrkräfte und motivierte Kinder und Jugendliche. Das ist im Interesse aller. Das baut unsere Zukunft.»
Zahlen und Entwicklungen
Im Jahr 2040 werde Belp rund 13’000 Einwohner haben (heute: 11’600). Im Mühlematt-Areal gehen heute 1236 Schüler/-innen sowie 177 Lehrer/-innen (inkl. Betreuer Tagesschule) ein und aus. Kubli: «Es fehlt uns schon jetzt 1 Kindergarten. In wenigen Jahren haben wir dann schon 2 Kindergarten zuwenig.» Man müsse also sicher nicht nur auf einen aktuellen Stand ausbauen, sondern dann auch gerade Reserven schaffen.
Die Schulanlagen des Mühlematts wurden zwischen 1951 und 1967 gebaut. An Platz mangle es schon lange, «und zum Zustand der Turnhallen muss ich nichts weiter sagen…» (Lacher im Saal)
«Belp hat generell einen sehr hohen Sanierungsbedarf»
Der Gemeinderat lässt sich in den Vorstudien von den «Schär Buri Architekten» aus Bern begleiten. Fritz Schär zeigte auf, wieviele Aspekte in die Planungsarbeiten einfliessen. Die Vertiefungsstudie basiere auf einer Vorstudie mit umfassender Schulraumplanung, die im Zusammenhang mit dem geplanten Wachstum von Belp erarbeitet worden sei, «Stichwort Ortsplanungsrevision». Es gehe in dieser Gesamtschau um alle Schulstandorte und um alle Schulhäuser, Turnhallen und Kindergarten. «Generell hat Belp einen sehr hohen Sanierungsbedarf. Zum Beispiel entsprechen die Mühlematt-Turnhallen schon lange nicht mehr den BASPO-Normen. Oder wir haben ein mittlerweile sehr altes Lehrschwimmbad.» Dann komme das Naphtalin-Problem dazu. Schär: «Belp hat diesbezüglich vorbildlich reagiert, auch mitten in den Festtagen Messungen durchgeführt, schnell erste Szenarien ausgedacht und rasch mit wichtigen ersten Lösungen reagiert.» Natürlich habe das Thema Naphtalin vieles in der laufenden Schulraumplanung über den Haufen geworfen. Man wolle das nun aber nachhaltig anpacken. Dereinst mal, wenn alle Schulräume à jour sein werden, wird man von 1 Mio. Franken jährlich für den Werterhalt reden. Bis dato habe man 225’000 Franken investiert, «das war über Jahre hinweg viel zu tief.»
Am meisten zu reden in der Fragerunde gab aber weder Naphtalin noch Raumaufteilungen noch Variantendetails und Optionen, sondern das Lehrschwimmbad. Der Gemeinderat sieht vor, es ersatzlos zu streichen, «wir wissen sehr wohl, dass dies ein heikler Entscheid ist», so Vize-Gemeindepräsident Stefan Neuenschwander.
«Wir möchten, dass der Gemeinderat diesen Entscheid nochmals überdenkt», dies war der Tenor mehrerer Stimmen in der Fragerunde; schon vor dem Anlass wussten einige Personen, die rund ums Lehrschwimmbad aktiv sind (Kursleiter, Eltern von Schwimmkurs-Kindern) vom Entscheid des Gemeinderates – sie kamen entsprechend zahlreich und interessiert an den Infoabend.
Marti sagte: «Wir vom Gemeinderat sind heute Abend nicht nur da, um zu reden. Wir wollen auch zuhören.»
Richard Cescatti meint
Wird das Projekt Mühlematt zur Jahrhundert – Sanierung oder eventuell zum grossen Desaster für Belp?
Vieles müsste am besten gestern gemacht werden. Bis es fertig ist wird es MINDESTENS 10 Jahre dauern. Kinder die 2020 eingeschult werden können also vielleicht mit ihren Babys zur Einweihung.
Mich erstaunt, dass bei den Plänen kein Wort über das Dorfschulhaus gesagt wird und nur versprochen wird, dass die marode Turnhalle in der Neumatt „bald“ eine Zwischennutzung erhält.
Da die alte Turnhalle Neumatt nach maximal 10 Jahren Zwischennutzung sowieso abgerissen werden muss um den dann höheren Schulraumbedarf zu decken, könnte man es doch jetzt machen? Oder besser wäre gewesen VOR 2 Jahren.
Man könnte auf dem dem untersten Niveau ein Schwimmbecken einbauen und den Schulraum der entstehen wird für Klassen aus der Mühlematt nützen. Dadurch schneller mit der Sanierung in der Mühlematt voranzukommen wäre das Ziel. Das die Jugend einer so grossen Gemeinde ein Wetter unabhängiges Schwimmbecken im Dorf braucht sollte selbstverständlich sein. Zumindest dann, wenn man genau zugehört hat als Adrian Kubli die Notwendigkeit einer guten, vielseitigen und menschenwürdigen Infrastruktur für die Schule erklärt hat. Es ist eine Investition in die Zukunft der nächsten GENERATIONEN.
Welche der vorgestellten Varianten die Beste ist weiss ich nicht. Doch der Gemeinderat sehr gut, sogar so gut, dass dieser entschieden hat nur 1 Variante überhaupt bis zur Realisierung weiter zu entwickeln.
Ich frage mich ob nicht die Bevölkerung diese Entscheidung abschliessend beantworten sollte und ob es wirklich nur 3 Varianten gibt?
Ich bin überzeugt, wenn man bei der gesamten Planung die Turnhalle Neumatt und den Bedarf und die Notwendigkeiten im Dorfschulhaus mit einbezieht, gibt es bestimmt noch eine 3. oder 4. Variante.
Zugegeben ich habe keine Ahnung ob dies so oder so ähnlich machbar ist, aber mir ahnt, dass die Möglichkeiten sinnvoller, vorausschauender Planung noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Zu teuer?
Wer glaubt, dass 50 Millionen für das vorliegende Projekt reichen soll glaubt auch, dass der Samichlaus Kinder mitnimmt. Wenn ich richtig mitbekommen habe sind die Zahlen alles andere als sicher, also als Entscheidungsgrundlage wenig aussagekräftig.
Wer glaubt das keine Steuererhöhung “ in Sicht“ ist, wie der Gemeindepräsident meinte, hat vergessen, dass bereits Wahlkampf ist. Wie soll das ganze ohne Erhöhung gehen?
Wer glaubt es geht jetzt schneller vorwärts hat übersehen, dass in der laufenden Legislatur zwar eine Behörden- und Verwaltungsreform und ein Leitbild mit viel Geld und Zeitaufwand erarbeitet wurde die im Moment aber beide nur den Wert des bedruckten Papier haben.
Der Gemeinderat muss wohl seine Prioritäten überprüfen?
Wäre Zeit und Geld nicht besser zu verwenden gewesen?
Wer sagt, früher wurde alles schlechter gemacht sollte mal die Zukunft abwarten.
Auch fehlt bis heute eine neue Kommunikationsstrategie der Gemeinde bei der die Menschen in Belp rechtzeitig, breit und klar publiziert, erfahren wann sie von Beschlüssen, eigentlich sind es nur Pläne, des Gemeinderat im Detail informieret werden. Die kurzfristigen Einladungen zu Informationsabenden der Gemeinde sind ja schon bald Kult.
Bin gespannt wann und wie früh die nächste Einladung kommt und ob ich zufällig davon höre.
Richard Cescatti
Einwohner von Belp