Heute gehen nur die Segelflieger und einige Helikopter am Selhofensträssli in die Luft, in vielleicht zwei Jahren sollen dies dort auch die Privatflieger, weitere Helikopter, die Flugschüler und Werkflieger tun. Mehrere Hangars, grosse Standflächen und weitere Aviatik-Gebäude sind in der Flughafen-Ausbauetappe 4 geplant. Die erste Phase davon wird im Februar zur öffentlichen Auflage kommen.
Nicht ganz vorgesehen war, dass schon letzte Woche Infos über den geplanten Südanflug an die Öffentlichkeit gingen; zwischen dem Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL und der Alpar war der Kommunikations-Fahrplan zuwenig genau abgesprochen – die offiziellen Infos der Alpar über den Südanflug fanden gestern statt.
Die Aufregung von letzter Woche war nur scheinbar gross, wohl wieder mal von uns Medien gemacht (Mehr Lärm im Aaretal! Flugplatz Thun schliesst! Gleitschirmflieger müssen einpacken!). Jedenfalls lief der Informationsanlass gestern sehr sachlich und klar ab.
Für Belp interessant sind wohl nicht so sehr die paar Masten, welche in Wiese und Wald gestellt werden für den neuen Südanflug.
Viel mehr, und das ging gestern eher unter, verändert das geplante neue Süd-Terminal unsere Gemeinde. Der Flughafen-Ausbau sieht die von der Alpar schon lange ersehnte Entflechtung der Aviatik-Nutzungsarten vor.
Im bisherigen Terminal finden weiterhein die Linien- und Charterflüge statt (die «Grossen»), im geplanten neuen Terminal Süd die General Aviation: Privatflüge, Flugschulen, Privathelikopter, Werk-/Arbeitsflüge, weiterhin die Segelfliger – die «Kleinen».
Der wichtigste Grund dafür ist Schengen. Weil bis heute fast alles sich in den Terminals Nord abspielt, muss eigentlich jedes Grosi, das auf einen kleinen Voralpenrundflug will, ihre Handtasche röntgen lassen und (je nach Laune des Sicherheitsbeamten) die Schuhe zur Kontrolle ausziehen. Auch jeder Sanitär-Installateur, der ein Wasserrohr reparieren soll, muss seinen Schraubenschlüssel zuerst kontrollieren lassen. Denn wer dort «drin» ist, ist auch im Schengen-Aussenraum der Linien- und Charterflüge drin, und diese Zone muss gemäss europäischen Aviatik-Regeln geschützt werden. «Das haben nicht wir so erfunden», sagte die Alpar schon vor ein paar Jahren, als sie für die Schengen-Sicherheit umbauen musste. Sie möchte nun diese mühsamen und letztlich unnötigen Prozeduren eben beenden, «und dies geht nur mit einer räumlichen Entflechung – mit dem Terminal Süd.»
Die ersten Details zum Süd-Terminal wurden gestern präsentiert. Projektiert sind: 23’000 m2 Abstellfläche, maximal 36’000 m2 Hallen/Büros/Werkstatt und ein Triebwerkstandlaufplatz mit Schallschutzgebäude. Viele Aviatik-Firmen sollen vom Nord- ins Süd-Terminal zügeln. Die Erschliessung ist weitgehend durch die neue Entlastungsstrasse gesichert.
Die geplanten Änderungen im gesamten Perimeter (PDF, Juni 2013)
Alpar-Chef Mathias Häberli informierte gestern: «Dieser Flughafen-Ausbau wird nicht mehr Fluglärmbelastung mit sich bringen. Die maximal erlaubten Flüge bleiben gleich wie bisher. Durch Lärmschutzwände werden die Triebwerkstandläufe sogar leiser als bisher, wo man dies an der freien Luft machen musste.» Im Bereich Umweltverträglichkeit sei man für einen gewissen Ausgleich besorgt. «10 Hektaren Boden sind insgesamt betroffen, davon 2,3 Ha ersatzpflichtiger Halbtrockenrasen. 4,2 Ha Boden werden neu versiegelt. Innerhalb des Flughafengeländes werden Ersatzmassnahmen getroffen, so dass neue, für die Natür wertvolle Flächen entstehen. Auch ist vorgesehen, die Hangardächer zu begrünen, und es sind auch Solarpanels geplant.»
Die Alpar werde die Standflächen selber finanzieren können, müsse aber Investoren finden, welche die Hochbauten realisieren. «Wir sind aber zuversichtlich, vielleicht schon im 2015 die Standplätze, den Rollweg und die Infrastruktur vorerst ohne Hochbauten realisieren zu können», so Häberli.
Ingenieur Peter Jaberg (Bächtold&Moor, Bern) erklärt gegenüber Bäup.ch, dass das genaue Aussehen der Hochbauten entlang der Selhofenstrasse erst ein Projektentwurf ist. «Wie gross die Bauten werden, welches genaue Aussehen sie haben, wann welches Gebäude erstellt wird – dies ist alles noch nicht festgelegt. Klar ist: Die Flächen und Gebäude werden sicher nicht grösser als auf den Plänen und Projektbildern.»
Die Landbesitzerin ist die Stadt Bern. Es ist eine spezielle Flughafenzone, welche die Alpar im Baurecht bewirtschaftet, weshalb es hier auch nicht um eine Umzonung geht. Saniert und umgebaut wird im Zusammenhang des Projekts auch der Strassenteil von der neuen Stockmattbrücke (welche ab 2014/2015 hinüber zur Hühnerhubel-Industrie führt) bis zum Terminal. «Diese Strassensanierung beinhaltet auch ein Gehweg», so Belps Bauverwalter Martin Pfister.
Ab 27. Januar 2014 kommen die Pläne für die Standflächen (vorerst ohne Hochbauten) sowie der Umweltverträglichkeitsbericht (fürs ganze Projekt) während 30 Tagen zur öffentlichen Auflage.
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