Meinung / Es sieht nach langer ToDo-Liste aus, die sich der Flughafen nun selber gibt. Viel Neues ist da aber nicht. Weiterhin will und soll die Flughafen Bern AG ihre Hausaufgaben verlässlich machen, in den Bereichen, die bisher schon Standbeine sind.
Ziemlich lauter geworden sind die Töne, die mehr öffentliche Gelder verlangen.
Die ToDo’s, die der Verwaltungsrat an Externe verteilt, werden wieder neues fuel in die ewige Diskussion schütten: Ist Flugverkehr «ÖV»? Was zur Frage führt (die unbedingt auch bei der Bahn- oder Strasseninfrastruktur gelten sollte): Wie weit ist der Staat dafür verantwortlich, dass wir überallhin jederzeit und so billig wie nur möglich mobil sind?
Interessant und wirklich neu sind die Töne nur am Schluss der «neuen» Strategie: Das Etikett «Traffic Hub». Indivisualisierter Flugverkehr, Flugtaxis in Form von Drohnen für Menschen, eine neue Art Hop-On/Hop-Off Flugverkehr, vermutlich eher mit Strom statt Fuel… Auch als Nicht-Experte in der Aviatik spüre ich: sowas ist nicht mehr weit weg.
Als «Traffic Hub» könnte sich Bern-Belp eine sehr gute Chance für wieder mehr und verlässliche Frequenz erarbeiten. Das Kunststück ist, auf das zu setzen, was wirklich dem Mobilitätswunsch der Menschen entspricht. Und nicht zu früh / zu sehr auf irgendwelche Trendforscher (v.a. solche, die oft das Wort «digital» brauchen).
Reicht dieses Standbein fürs Überleben des Flughafens? Wie fest kann eine «alte Aviatik-Garde» diese neuen Technologien wirklich umarmen? Ist ein Ex-Militärpilot und Generalstabler der richtige Mann dafür? Muss man in Zukunft «Flughafen» sein, um als Traffic Hub zu gelten? Es sind hochinteressante Fragen. Sie müssen im Zeitraum von drei, sechs, neun Jahren beantwortet werden. Und das US-Prinzip «Just Do It» / «Try & Error» würde sicher helfen. Z.B. die aktive Ansiedeling einer Ehang-Filiale in Belp? (siehe Video unten).
Kurzfristig bleibt wohl nur: Hinhören auf und Abdecken von real existierendem Marktbedürfnissen, nicht mehr, nicht weniger; gleichzeitig sich auf den Weg machen zu neuen Mobilitätsformen, die Marktbedürfnis sind, werden und auch Marktbedürfnis schaffen. Das braucht auch Risiko-Investitionen, muss mögliches Scheitern nicht als Tabu sehen, kann nicht zu fest staatsabhängig sein und auch nicht regulations-blockiert, falls es fliegen soll. Alles sehr schwierig für die Schweiz…
So nebenbei: Warum heute immer noch mit dem Etikett «digital» hantiert wird, weiss ich auch nicht. «Digital» ist keine Positionierung. Sondern Normalfall. Überall, auch auf dem Flughafen. Non-digital-natives wie ich trösten sich höchstens noch, dass jedes Fluggerät analog fliegt. Physisch. Luft bleibt analog. Hingegen selbstfahrende Autos (was suchen die eigentlich in einer Flughafenstrategie?) haben wir ja heute, sie werden immer mehr, immer normaler, auch sie sind keine «Positionierung» oder «Strategie» mehr.
Ob digital oder nicht – wichtig und erfolgreich ist: Den Menschen mit ihren Bedürfnissen dienen.
Foto: Wikimedia Commons
Man kann lächeln drüber. Oder sich langsam, aber sicher darauf vorbereiten. Was der Flughafen Bern nun scheinbar versucht.
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