«Schulbetrieb mit betrieblichen Massnahmen gefahrlos möglich»: Das ist das Fazit aus den Untersuchungen zum Schadstoff Naphtalin in den Mühlematt-Schulzimmern. Die Lehrerschaft, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern wurden heute direkt über den aktuellen Stand informiert. Es werden neu Luftreinigungsgeräte eingesetzt und es soll fleissiger gelüftet werden.
In gewissen Zimmern hatten Lehrpersonen und Schüler/-innen immer mal wieder Kopfweh – seit Dezember 2018 weiss man, dass es nicht (nur) wegen strapazierter Nerven war, sondern wegen des Schadstoffes Naphtalin im Boden.
In der Zwischenzeit hat die Gemeinde, unterstützt von einer Spezialfirma, genauer hingeschaut und -geschnuppert. Resultat. «Die Höhe der Konzentration löst unmittelbar nur betrieblichen Handlungsbedarf aus» – will heissen, dass man die Schule nicht schliessen muss. «Es braucht also kein Containerdorf auf dem Spielrasen», sagt Gemeindepräsiden Benjamin Marti gegenüber Bäup.ch.
Der Gemeinderat wolle trotzdem nun aber «eine langfristige Planung der gesamten Anlage» in Angriff nehmen.
Der Text aus der Medienmitteilung im Detail:
«Vorgehen und Ziel
Eine anerkannte, auf Raumluft spezialisierte Firma hat am 3. Januar 2019 sämtliche Räume der Schulanlage Mühlematt auf Teergeruch beurteilt. Aufgrund der Ergebnisse sind gleichentags in zehn repräsentativen Schulzimmern aus allen Trakten Luftmessungen durchgeführt worden. Die Messungen sind in ungelüftetem Zustand der Zimmer erfolgt und sollten die Frage beantworten, ob in der Raumluft flüchtige PAKs (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), zu denen auch Naphthalin gehört, in auffälligen Konzentrationen festgestellt werden können.
Resultate
Die nachgewiesene Konzentration von Naphthalin liegt zwischen 0 und 18. Bei den ebenfalls nachgewiesenen Naphthalin-ähnlichen Bizyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen liegen die Werte bei 0 bis 52 (Richtwerte siehe Kasten). In fünf der zehn untersuchten Räume sind keine auffälligen Konzentrationen von PAKs nachgewiesen.
Interpretation der Resultate
Von den sieben untersuchten Trakten der Schulanlage Mühlematt finden sich in vier Gebäuden keine Indizien für eine relevante PAK-Quelle; in den drei Trakten Oberstufe Altbau, Primarschule und im Hauswirtschaftstrakt ist hingegen von PAK-Quellen auszugehen. Bei der Höhe der Konzentrationen ist zu berücksichtigen, dass die Messung in ungelüftetem Raumzustand der Vergleichbarkeit dient, dass sich die Anwendung der Richtwerte jedoch auf die üblichen Nutzungsbedingungen bezieht. Regelmässiges Fensterlüften – und das ist wissenschaftlich erwiesen – führt zu einer wesentlichen Abnahme der Konzentrationen. Die Gemeinde Belp orientiert sich bei der Interpretation konsequent am Richtwert I (siehe Text unten). Es ist davon auszugehen, dass die Konzentrationen von PAKs in einigen Räumen auch bei regelmässigem Fensterlüften (Stosslüften) über diesem Wert liegen werden.
Beschlossene Massnahmen
Neben dem regelmässigen Fensterlüften sind folgende Massnahmen durch den Gemeinderat beschlossen worden:
1. Sämtliche Räume mit potentiell auffälligen Konzentrationen von PAKs werden mit Luftreinigungsgeräten ausgerüstet.
2. Bei jahreszeitbedingt wärmeren Temperaturen werden Nachmessungen in allen Räumen der genannten drei Trakte durchgeführt.
Es ist den Verantwortlichen bewusst, dass es sich bei der Installation der Luftreinigungsgeräte um eine kurz- bis mittelfristige Massnahme handelt. Neben diesen betrieblichen Massnahmen wird dem Gemeinderat noch vor den Frühlingsferien ein Planungskredit zur Weiterentwicklung der «Machbarkeitsstudie Mühlematt» aus dem Jahr 2018 unterbreitet. Damit soll ein definitives Sanierungskonzept aufgezeigt werden.
Für die drei Räume, in welchen im Dezember 2018 Naphthalin-Konzentrationen von bis zu 79 Mikrogramm je m3 nachgewiesen worden sind, liegen Luftmessungsresultate unter dem Einsatz von Luftreinigungsgeräten vor. Diese sind sehr erfreulich, konnte doch eine Abnahme der Konzentration von Naphthalin auf 2 Mikrogramm je m3 nachgewiesen werden.
Fazit
Der Betrieb der Schulanlage Mühlematt kann unter Einhaltung der obgenannten Massnahmen weitergeführt werden. Der vorliegende Expertenbericht weist zur Sanierung der Anlage baulichen Handlungsbedarf aus, allerdings keinen unmittelbaren. Diese fachlich fundiert begründete Einschätzung ist für die Gemeinde Belp eine gute Nachricht und löst Erleichterung aus.
Richtwerte für Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs):
Für flüchtige PAKs bestehen 2 Richtwerte:
− Der Richtwert I bezeichnet die Konzentration, bei welcher auch bei lebenslanger Exposition von empfindlichen Personen keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist. Der Richtwert liegt bei 10 Mikrogramm je m3.
− Der Richtwert II bezeichnet die Konzentration, welche unverzüglichen Handlungs-bedarf nach sich zieht, weil bei Daueraufenthalt die Gesundheit insbesondere von empfindlichen Personen gefährdet sein kann. Der Richtwert liegt bei 30 Mikrogramm je m3.
Eine mögliche gesundheitsschädigende Wirkung ist die Reizung im Bereich der Nase und die entsprechenden Folgen. Die Quelle der PAKs ist wahrscheinlich eine Teersplitt-schüttung unter dem Unterlagsboden.»
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