Der Bereich Schule in Belp kommt nicht zur Ruhe. Kaum hat man das Naphtalin-Problem einigermassen im Griff, muss die Gemeinde schon das nächste Problem anpacken – und zwar schnell.
Das «Problem»: Die Zyklusschule Belpberg wird mit Anmeldungen regelrecht überrannt. Darum, und aus einem zweiten Grund, informiert Gemeindepräsident Benjamin Marti nun: «Wir kommen nicht darum herum, auf dem Belpberg einen Schulhaus-Neubau zu realisieren.»
Das Modell Zyklusschule soll der Gemeinde ja ermöglichen, dem Kanton eine genügende Anzahl Schüler fürs Belpberger Schulhaus vorweisen zu können. Kinder aus Belp-Dorf sollen freiwillig auf den Belpberg zur Schule gehen (gefahren werden). Eltern aus dem Tal haben sich während der Wintermonate überlegt, ob das für ihre Kinder eine Option wäre. «Und wir wurden völlig überrannt!», informiert Michel Weber, Leiter Abteilung Bildung und Kultur. «Wir haben soviele definitive Anmeldungen, dass wir ab Sommer 2020 mehrere Vollklassen führen müssen.»
Der Gemeinderat habe die Zahlen, die Weber ihm lieferte, mit grosser Überraschung zur Kenntnis genommen. Für Gemeinderat Adrian Kubli, für den Bereich Bildung zuständig, ist dies aber auch eine Chance. «Koinzidenz, könnte man sagen. Denn die vielen Anmeldungen für den Belpberg kommen zusammen mit unserem Sorgenkind Mühlemattschulhaus, genauer: mit dem Naphtalinproblem und seinen Folgen.»
Denn es zeigt sich nach gut zwei Monaten Testphase, dass der vor Weihnachten entdeckte Schadstoff Naphtalin doch nicht so harmlos ist, wie man zuerst dachte. Zwar habe man mit fleissigem Fenster-Öffnen und Luftfiltergeräten die Grenzwerte wieder runtergebracht, «aber nachhaltig ist das nicht», so Kubli. «Das Problem sitzt tief in den Böden.»
Was eben das Szenario «kompletter Abbruch des verseuchten Mühlematt-Schultraktes» auf den Tisch bringt. Mit einem von Grund auf neu gebauten Schultrakt sei es möglich, die Altlasten endgültig loszuwerden. Ein solcher Neubau würde auch mehr Räume enthalten, mit denen der Lehrplan 21 endlich realisiert werden könne. Denn das wichtigste sei ja gemäss den kantonalen Bildungsbeamten: Wieder mehr Kompetenz für Belps Schüler.
«Um das grosse Interesse für die Zyklusschule zu befriedigen und um gleichzeitig Ersatzschulräume während der Bauzeit im OSZ abzudecken, bleibt uns nichts anderes übrig, als auf dem Belpberg neu zu bauen», schreibt die Gemeinde Belp als Fazit. Das in einem kurzfristigen Planungsverfahren projektierte Schulhaus dürfe gemäss Zonenplan nicht mehr Fläche als das alte Belpberger Schulhaus nutzen, darum müsse in die Höhe gebaut werden (siehe Planbild).
In Evaluation ist auch die Anschaffung eines Gemeinde-eigenen Cars. Die Schulzeiten auf dem Belpberg sollen strikt nach Blockzeiten organisiert werden, es soll ein regelmässiger Schulbus-Betrieb lanciert werden.
Belp muss also das teuerste aller Szenarien im Bereich Schulraumplanung ins Auge fassen. «Natürlich wollten wir dieses Szenario möglichst verhindern», so Marti. Die Budgetfolgen seien nicht so erfreulich: «Zusätzliche Investitionen im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich.»
Das Thema Steuererhöhung kann nun sicher niemand mehr kleinreden oder auf die lange Bank schieben. Die GFL hatte im Dezember 2018 den richtigen Riecher.
An seiner nächsten Sitzung will der Gemeinderat beraten, welche anderen Investitionen allenfalls noch zurückgestellt werden könnten. An der Gemeindeversammlung vom 13. Juni 2019 werde im Detail zu den Schulhaus-Projekten informiert.
Adrian Kubli meint
Herzlichen Dank für den äusserst spannenden Artikel.
Der Neubau mit Glasfassade passt als Kontrast sehr gut ins ländliche Ortsbild. Erwähnt sei ebenfalls das neue Schulmodell mit zwei gemischten Klassen von Kindergartenkindern bis 9.Klässler, Sekundar und Realschülerinnen und Schüler, alle zusammen und betreut werden sie von fünf Lehrpersonen gleichzeitig.
Ich wünsche ebenfalls einen schönen 1.April!