Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung entschieden, die Parkplatz-Kontrolleure in Belp ab sofort mit Schulterkameras auszurüsten. Währenddem sie die Blauen Zonen und Gebührenparkplätze kontrollieren, wird ab diesem Monat auch das Verhalten der Fussgänger im Dorf kontrolliert. Die neuen Schulterkameras machen dies automatisch. Mit speziell auf die Wünsche des Belper Gemeinderats hin programmierten Verhaltensprofilen werden die Gesichter der Fussgänger/-innen in Belp visuell gescannt.
Gemäss Medienmitteilung der Gemeinde soll aber nicht wie bei den Parkplätzen bei einem Vergehen gebüsst, sondern bei einem richtigen Verhalten belohnt werden: Mit einer Schachtel Lindt-Pralinés «just wanna say thank you». Auf folgende Verhaltensweisen ist die Kamerasoftware programmiert:
- Zwei Bürger/innen gehen im öffentlichen Raum aneinander vorbei, schauen sich kurz in die Augen und grüssen
- Wie oben, aber sie lächeln, mit oder ohne mündlichem Gruss (zusätzliche extra-Belohnung am Osterwochenende mit einem Schoggi-Osterhasen)
- Eine Mutter bzw. ein Vater schiebt einen Kinderwagen und plaudert nicht in ihr/sein Handy, sondern mit dem Kind (der Gemeinderat vermutet, dass dies fast nie vorkommt und erhöht hier die Belohnung mit einem Lindt-Jahresabo: Jede Woche 3x 100g Lindt direkt in den Briefkasten geliefert)
Die Securitas-Beamten wurden sorgfältig auf diese zusätzliche Aufgabe instruiert. Die Schulterkamera erkennt das richtige Verhalten und piepst dann sofort dreimal. Die Belohnung wird unmittelbar verteilt. Die Kamera hat nur eine kleine SD-Karte für die Videospeicherung und löscht den Videoclip nach 5 Minuten komplett (sog. Snap-Modus).
Die Beamten müssen neu einen Rucksack mittragen, damit sie die Belohnungen immer dabei haben. Der Gemeinderat bestätigt auf Nachfrage von Bäup.ch, dass die Securitas wegen dieser Massnahme einen Zusatzbonus erhalten. Man habe dies auch so entschieden, damit es keine Diskussionen mit den Gewerkschaften gebe.
Der Belper Ressortchef Sicherheit, Gemeinderat Johann Walther, beklagte sich beim Redaktor schon vor einiger Zeit, dass er etwas wenig zu tun habe in seinem Ressort. Belp gilt als sichere Gemeinde. Weil Walther auch beruflich mit «visual people monitoring» zu tun hat, sei er auf diese Idee gekommen. «Es hat nicht mit direkter Sicherheit zu tun, indirekt erhöht es aber die Offenheit und das Vertrauen untereinander.»
Man habe im Gemeinderat vor allem von den Mitte-Links-Parteien bezüglich Datenschutz kritische Stimmen gegen diese Massnahme vorgebracht. Adrian Kubli (SP) habe bei einem Juristen auch sofort erste Abklärungen machen lassen: «Die Sachlage ist aber nicht so klar, wie ich mir erhoffte. Weil die Videoclips ja nach fünf Minuten gelöscht und keine Namen von Personen registriert werden, können wir uns wohl nicht dagegen wehren.»
«Diese Massnahme soll gewährleisten, dass Belp die Atmosphäre eines Dorfes behält», so Gemeindepräsident Benjamin Marti. «Wir stellen fest, dass es Belp zunehmend anonymer wird. Lächeln, einander ins Gesicht schauen ist wichtig.» Marti hat dieses Thema in einer seiner ersten Kolumnen als neuer Gemeindepräsident im «Belper» im Herbst 2016 thematisiert.
Der Gemeinderat machte in der offiziellen Medienmitteilung keine Angaben zu den Kosten, die dieses System verursachen. Bäup.ch fragte genauer nach. Etwas ungern rückte Finanzchef Beat Bürgy mit den Zahlen raus. «Für die Anfangs-Investition, also Kameras, Software-Programmierung und Instruktion, hat der Gemeinderat 35’000 Franken bewilligt. Das Budget des Ressorts Sicherheit kann so endlich etwas verbraucht werden. Die Schokolade wird aus den laufenden Erträgen der Parkbussen bezahlt.»
Der Gemeinderat hofft, dass Belps Bürger nicht nur freundlicher würden, wenn gerade ein Securitasbeamter in der Nähe sei. Denn die Schulterkameras hätten ein sogenanntes «Wide Field Super Zoom» eingebaut, sie würden das richtige Verhalten auf bis etwa 300 Meter Distanz erkennen.
Wer also lächelnd durchs Dorf spaziert und anderen Personen kurz in die Augen schaut, wird vielleicht mit Schoggi beschenkt. Jedenfalls fast sicher mit einem Lächeln zurück.
REgina dubach meint
Regina Dubach meint: Guter Aprilscherz, der macht auch am 4.4. noch Spass! Ich werde weiterhin die Menschen im Dorf grüssen, auch wenn ich dafür keine Schokolade erhalte!
Roland Schmied meint
1. April!!!!!