Trauriger Tag für den Flughafen: Das Grounding der Skywork bringt Leere in den Belper Terminal. Kein einziger Linien-Abflug ist heute auf dem Plan. Die Skywork wäre nach Amsterdam, Wien, London City, Hamburg, Berlin Tegel und München geflogen. Alles CANCELLED.
Das Service-Personal schaut heute morgen nach dem Rechten wie immer, die Abfallkörbe sind geleert wie immer, die Prospektständer voll wie immer, die Charly’s Bar bedient Fernweh-Berner wie immer, sogar zwei Skywork-Mitarbeiter sind an ihrem Desk und grüssen freundlich – wie immer.
Aber es ist nicht wie immer.
Die Skywork fliegt nicht mehr.
Nie mehr, ist zu befürchten.
Es kommen heute wohl schon Leute vorbei, schleichen in den Terminal, sehen sich nochmal die Uniformen des Skywork Bodenpersonals an, holen sich einen letzten gedruckten Flugplan fürs Winterhalbjahr. Die Fliegerei hat Sehnsucht eingebaut und Emotionen, sie fasziniert. «Bäupmoos, spick mi furt vo hie…»
Für Insider ist es schon lange ersichtlich, für die Öffentlichkeit seit der Meldung vor zwei Wochen: Wenn nicht neues Geld kommt, lässt das Bundesamt für Zivilluftfahrt die Skywork (zu Recht) nicht mehr fliegen.
Seither gabs nur vage Informationen, eigentlich nichts Neues. Gestern schrieb Martin Inäbnit, CEO und Präsident des Verwaltungsrates: «Morgen Sonntag evaluieren wir die Situation neu und ich werde dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Wir von der Geschäftsleitung von SkyWork Airlines arbeiten intensiv an einer Lösung, diese will ich hier jedoch nicht bewerten. Wir wollen nach wie vor den Finanzierungsnachweis erbringen und den Flugbetrieb weiter führen. Ich lebe nach dem Zitat von Churchill „we shall fight on the beaches“ und ich gebe erst auf, wenn die letzte Chance verronnen ist. Und das gesamte SkyWork Team kämpft mit!»
Das Zitat Churchills diente vor allem der Stärkung des Widerstandswillens der britischen Bevölkerung, nach dem «Wunder von Dünkirchen» im zweiten Weltkrieg.
Das «Wunder von Belp» in den Farben von Skywork gibts wohl nicht. Die Chancen sind minim. Wenns die Skywork in den letzten zwei Wochen (und in den Monaten davor) nicht geschafft hat, siehts nicht so aus, dass sie es über Nacht und heute Sonntag noch schafft, auch mit einem «Neu-Evaluieren der Situation» nicht mehr. Warum eigentlich diese ganze Hinhalte-Taktik? Skywork hat nun überall massiv an Vertrauen und Goodwill verloren, und noch wenn sie überlebt: Potentielle Fluggäste sind nun vorerst mal sehr skeptisch geworden. Was leider auch auf die Flughafen Bern AG abfärbt.
Die Chefetage des Flughafens Bern AG um Mathias Gantenbein mochte in den letzten zwei Wochen nicht spekulieren. Sie musste sich spätestens jetzt aber gewisse Szenarien paratlegen. Die Skywork ist mit Abstand der grösste Kundes des Flughafens.
Ein Szenario wäre: Eine neue Fluggesellschaft füllt die Skywork-Lücke. Dazu brauchts Investoren. Regionale Investoren gibts wohl keine (mehr) — es wären höchstens Investoren, die ohne grosse Emotionen vor allem eines wollen: Return on Investment. Und dies scheint in Belp nicht möglich. Gantenbein und sein Team sind nicht erst seit zwei Wochen am «Klinkenputzen» bei möglichen Airlines, die sich doch bitte in Belp niederlassen mögen. Wenns die Skywork mit ihren grosszügigen Start-Geldgebern (Rolex-Dynastie) und einem sehr guten, sympathischen Marktauftritt nicht schafft, wer dann?
Szenario zwei: Eine bestehende Fluggesellschaft holt sich die lukrativen Linien von Belp. Es gibt einen Teil-Einbruch der Flugbewegungen.
Szenario drei: Der Flughafen muss sich auf den grossen Rückgang der Flugbewegungen einrichten. Was überall eine Reduktion erzwingt, leider auch bei der Anzahl Mitarbeiter. Kündigungen werden nicht nur bei der Flughafen Bern AG unvermeidlich.
Die Linienflüge in Belp kommen deshalb nicht komplett zum erliegen, es bleiben gemäss Flughafen-Website von den «grossen» noch Germania Flug, Helvetic Airways und Etihad Regional. Diese sind alle aber nicht regional verwurzelt, fliegen vor allem im Sommerhalbjahr (wo es sich lohnt) und haben viel weniger Emotionen und regionale Bindung eingebaut.
Neben der Linienfliegerei bleiben der Flughafen Bern AG weiterhin die Privatfliegerei, die Business Aviation und die Bundesbasis – alles sichere Werte. Aber eben kleinere, mit wenig Umsatz.
Neu ausrichten müssen sich nun auch Dutzende anderer Firmen am Flughafen: Angefangen von der Charly’s Bar mit dem Kiosk über SIXT Autovermietung, Taxis (Die Gemeinde Belp stellt rund 40 Lizenzen für in Belp Flughafen stationierte Taxifahrer aus), Firmen im Bereich Maintenance, Catering (auch Lieferanten aus dem Dorf), Limousinen-Services, Security und auch die Bundesbetriebe (Zoll, Sicherheit).
Ob Skywork im Kampf «on the beaches», wie Churchill, am Schluss doch noch siegen wird? Alle Tatsachen sprechen dagegen. Man muss es wohl endlich einsehen. Let’s face it – das musste Churchill auch oft.
So richtig frustrierend ist der Tag heute vor allem für die rund 120 Skywork-Mitarbeiter.
Euch, dem aufgestellten Skywork staff, sagen wir ein grosses THANK YOU and FAREWELL!
Video von TheSaemi: Die Skywork-Saab 2000 HB-IZD hebt gestern Samstag vom Belpmoos nach Mallorca ab (Tonspur mit Fotografie-Klicks der Spotter). Der letzte Skywork-Abflug in Belp?
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