Was vor zwei Wochen in der Trampolinhalle Belp geschah, hat uns einmal mehr gezeigt, wie nahe Fröhlichkeit (beim Trampolinspringen) und schlimmste Tragik (bei einem tödlichen Unfall) beieinander liegen.
Ein 13-jähriges Mädchen aus Bern hat am Sonntag vor knapp zwei Wochen auf einer Matte neben den Trampolins ein paar Bodenrollen gemacht. Sie schlug mit dem Kopf seitlich der Matte auf dem Boden auf – dann war nichts mehr wie vorher. Ersthelfer und der Geschäftsführer der Halle waren sofort da. Ambulanz – Spital – Befund Hirnblutung – Operation. Fünf Tage später die Nachricht des Todes.
Die Meldung der Polizei vom 15. Februar: «Am Sonntag, 9. Februar 2020, gegen 1900 Uhr, wurde der Kantonspolizei Bern gemeldet, dass es in einer Trampolinhalle in Belp zu einem Unfall gekommen sei. Gemäss bisherigen Erkenntnissen war ein Mädchen aus noch zu klärenden Gründen gestürzt. Es wurde sofort durch Ersthelfer betreut und anschliessend durch ein umgehend ausgerücktes Ambulanzteam ins Spital gebracht. Am Freitag, 14. Februar 2020 erlag das 13-jährige Mädchen aus dem Kanton Bern dort ihren schweren Verletzungen.» Der Unfall kann dank Videokameras analysiert werden, was für die Staatsanwaltschaft und Polizei eine wertvolle Unterstützung in ihrer Arbeit bedeutet.
Das Mädchen wurde am vergangenen Dienstag in engstem Kreis beigesetzt. Beim Wohnhaus der Familie und in der Schule des Mädchens gibt es einen Traueraltar. Blumen, Briefe, Kerzen, Fotos.
Bei einem tragischen Ereignis wollen viele Menschen möglichst viel wissen: Wie genau ist es passiert? Wann – Wo – Wie – Warum – Wer war sie – Was war ihr Umfeld –
Je näher das Ereignis, desto mehr Betroffenheit. Bei den meisten von uns wohl weniger aus Sensationsgier. Sondern um den Schock zu verarbeiten.
Nach der Nachricht des Todes lief das Telefon der Trampolinhalle heiss. Der Medienansturm war so gross, dass der Geschäftsführer Marcel Meier zu einer Medienkonferenz eingeladen hat.
Ich war nicht dabei, habe aber Videos geschaut. Meier hat das sehr gut gemacht. Er hat sich nicht versteckt, er war klar und transparent, mutig, echt, sichtlich in Trauer. Und er versucht, unter anderem mit einer Geste (Einnahmen der Halle als Spende), der Trauerfamilie beizustehen.
Als Medienmacher wollen wir bei einer solchen Geschichte immer mittendrin dabei sein. Weil wir wissen, dass solche Berichte höchstes Interesse hervorrufen. Spezialisten kommen zu Wort, welche drängende Fragen beantworten. Was für uns Medienmacher auch immer dabei ist: Ein ethisches Dilemma. Solche Berichte bringen immer sehr hohe Klickzahlen.
SIE könnten das ändern. Indem Sie nicht online gehen. Aber Sie, wie ich, wollen auch verarbeiten. Und ich möchte mit Bäup.ch dokumentieren, was in unserem Dorf passiert.
Ich habe zuerst fast alles angeklickt, was geschrieben/gefilmt wurde. Allgemeiner Tenor: «Unglaublich tragisch, der Unfall» — «Aber das ganze Leben ist ein Risiko».
Ich schlittere oft in all die Kommentare, wo es schnell nicht mehr um den Unfall geht, sondern um Besserwisserei. Besser weglicken.
Und innehalten. Ein so naher Todesfall führt einen zu sich selber.
Was bleibt?
Tun, aktiv, kann ich ja nichts. Wer das Mädchen / seine Familie nicht kannte/kennt, kann keine direkte Unterstützung bieten.
Was ich tun kann: Innehalten. Nicht sofort wieder betäubender Vollgasalltag. Handy, Compi, Ohrstöpsel, TV auch mal OFF — Ruhe und Stille — Denken.
Sich bewusst werden, was das Leben ist.
Mal einen ganzen Tag ohne Betäubungsmittel (Handy) verbringen. Sich draussen herumschauen. Sinn suchen. Bewusst und dankbar leben.
Richard Cescatti meint
Super Bericht. Danke
In der Tat bewegt dies auch mich sehr und möchte mehr wissen.
Auch weil ich jemand kenne die dort arbeitet.
Und doch ist so ein Fall teil des Lebens und kann schneller kommen als wir denken können.
Es wäre schön wenn nachhaltig in den Köpfen erhalten bleibt, dass Glück und Gesundheit sehr schnell weg sein kann. Dankbarkeit daführ sollte Eigeninteresse, Hass und Gewalt verbannen.
Leider scheint dies nicht der Fall zu sein
Die Medien sollten sich mal grundsätzlich überlegen wo sie Kommentare ungeprüft zulassen.
Besser zu beginn gleich deaktivieren statt zensurieren.
Leserbriefe in Zeitungen werden auch bewusst ausgesucht.