[Serie Ortsplanungsrevision] Auch das Areal Traube, an der Seftigenstrasse hoch über Belp, soll gemäss Ortsplanungsrevision zu einem neuen Wohnquartier werden. Es soll parallel zur leichten Kurve der Seftigenstrasse gebaut werden, mit Hochstammbäumen als visuelle Trennung zur Strasse. Das ehemalige Restaurant Traube würde abgerissen werden.
Die Belper Ortsplanungsrevision 2020 enthält mehrere Projekte im ganzen Dorf. Bäup.ch stellt diese in loser Folge vor. Die Gemeinde hat einige davon im August 2020 an einem Infoabend präsentiert. Details zu Projekten und zum Prozess der Ortsplanungsrevision finden Sie auch hier.
Im Infoposter steht zum Projekt Traube: «Verdichtete, sorgfältig gestaltete Überbauung mit gemischter Nutzung, maximal 3 Vollgeschosse bzw. 14 Meter Fassadenhöhe traufseitig.»
Geplant sind Flachdächer oder schwach geneigte Pultdächer.
Es sollen private Gärten und Gemeinschaftsgärten entstehen, auf dem Infoposter wird auch die «Aufwertung der Wiese als Hostet» erwähnt. Die Zufahrt soll direkt ab der Seftigenstrasse (Mehrzweckstreifen) über einen gemeinsamen Anschluss auf Höhe des Moosblickwegs gebaut werden.
Am Infoabend im August war die Erschliessung für Fussgänger, insbesondere Schulkinder, das Thema einer Frage. Gemeindepräsident Benjamin Marti betonte, dass man die Wege in den Steinbach-Kindergarten und die Neumattschule durchgedacht und als machbar eingestuft habe. In Diskussion sei ebenfalls, zwischen der Steinbach-Garage und dem BLS-Perron der Station Steinbach einen direkten Weg zu erstellen.



Kurt Blunier meint
Mit Kommentar vom 16.9.2020 habe ich mich bereits zum Beitrag „Aemmenmatt: Wohnzone mit Mehrfamilienhäusern“ vom 13.9.2020 geäussert. Der Artikel und damit auch mein Kommentar ist nach wie vor auf www. bäup.ch aufgeschaltet und einsehbar. Die in meinem damaligen Kommentar enthaltenen Überlegungen gelten für sämtliche Einzonungen von Landwirtschaftsland, mithin auch für das Gebiet der „Traube“ an der Seftigenstrasse.
In einem Gespräch mit dem Gemeinderat kam zum Ausdruck, dass die Einzonungen der Gebiete Aemmenmatt, Muracher, Traube sowie Veränderungen im Dorf selber (bestehende Wohnzonen) zu unterschiedlichen Infrastrukturkosten führen. Zumindest für die neu einzuzonenden Gebiete gilt, dass die Gemeinde massiv Geld ausgeben muss. Der Gemeinderat nimmt an, dass die Steuereinnahmen diese Infrastrukturkosten dereinst kompensieren und in der Gesamtbilanz die Gemeinde zu Wohlstand kommt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse auf welcher diese Hoffnungen beruhen, wurde bis anhin nie präsentiert! Die Fakten und die Erfahrungen aus Köniz und und Ostermundigen sprechen klar gegen den vermuteten Wohlstand: beide Gemeinden haben eine ähnliche Strategie verfolgt und mussten am Schluss erkennen, dass die Rechnung nicht aufging (siehe Artikel im Internet „das rasante Wachstum ist nicht für alle Agglo-Gemeinden ein Segen“ publiziert im „Bund“ vom 2.11.2019). Die Bürger der beiden Gemeinden werden auch in den nächsten Jahren für die fehlgeleitete Politik der Gemeindebehörden in Form von höheren Steuern und finanziellen Löchern in der Gemeindekasse büssen. Neben Steuererhöhungen werden die beiden Gemeinden in den nächsten Jahren nur noch das Allernötigste finanzieren können und mit einem Investitionsstop (auch für wichtige und dringende Geschäfte) ist zu rechnen.
Die Einzonung des Gebietes „Traube“ an der Seftigenstrasse ist gemäss Aussagen des Gemeinderates offenbar das kostspieligste Einzonungnsprojekt. Hier fehlt es an allem und es kann nicht auf bereits bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Konkret: es fehlt an der Erschliessung mit einer Strasse, welche in das Wohngebiet führt, an Kanalisationsleitungen, Beleuchtung und der Infrastruktur wie Kindergarten, Ortsbuslinie, Haltestellen etc. Diese Erkenntnis gilt grundsätzlich für alle Umzonungsprojekte, im Speziellen aber für das an der Seftigenstrasse. Nebst ökologischen Bedenken sind alle Einzonungsprojekte aus finanziellen Gründen abzulehnen, wobei das Projekt „Traube“ an der Seftigenstrasse in Bezug auf Kosten besonders hervorsticht und daher auf jeden Fall abzulehnen ist (allenfalls Ausklammerung von den Projekten der Ortsplanung).
Ich wünsche mir, dass der Gemeinderat auf Grund eigener Erkenntnisse und auf Grund der Verantwortung, welcher er in dieser Sache alleine trägt und alleine zu tragen hat, die bestehenden Projekte noch einmal überdenkt. Die Ortsplanungsrevision ist zuwenig durchdacht – jeder auch nur halbwegs funktionierende KMU-Betrieb hätte bei solchen Projekten Businesspläne und Kostenrechnungen erstellt: die Gemeinde Belp mit über 10’000 Einwohnern dagegen findet das offenbar nicht als notwendig (oder legt diese nicht auf). Sofern der Gemeinderat nicht noch einmal über die Bücher geht, muss sein Vorgehen als Zwängerei betrachtet werden und diese Haltung würde in keiner Weise dem Wohl der Gemeinde dienen.
Haiswirth Samuel meint
Komplett daneben
Pascal Tobler meint
Dass die gesamte Ortsplanung kein stimmiges Gesamtkonzept hat und das hier beschriebene Projekt „Traube“ am falschen Ort realisiert werden soll, habe ich schon in einem anderen Kommentar kritisiert (s. o. den Link zum „Infoabend“).
Ergänzend dazu kommt noch, dass einmal mehr die Zonenplanung ungenügend auf das Verkehrskonzept abgestimmt wurde. Im Letzteren ist die Rede von einer Kanalisierung des Verkehrs. Gedacht hat man dabei an die „Hauptverkehrsstrassen“, zu welchen die Seftigenstrasse gehört. Ausgerechnet an dieser soll nun eine Wohnzone realisiert werden – auf der falschen Strassenseite notabene!
Jetzt, wo man im Ortskern Tempo 30 realisiert, sollte man den Autofahrern aus dem Gürbetal eine taugliche Alternative bieten. Das dürfen aber nicht Schleichwege durch Belp sein, sondern ist sinnvollerweise die Seftigenstrasse, wo man die Tempolimite eigentlich auf 60 oder sogar 70 erhöhen sollte. Aber nein, gerade dort soll ein in neues Quartier entstehen! Typisch Belp: Man zont ein, baut Häuser und an die Verkehr denkt man – wenn überhaupt – zuletzt.
Susanne Ritter-Lutz meint
Das geplante Quartier „Traube“ liegt abseits der bisherigen Verbindungen des öffentlichen Verkehrs. Es ist zu hoffen, dass ein solch peripher gelegenes Quartier mit einer neuen oder bestehenden Buslinie erschlossen wird. Sonst wird zweifellos mit erheblichem privatem motorisiertem Verkehr zu rechnen sein.
D. Brönnimann meint
Die Gemeinde Belp scheint erst glücklich, wenn alles verbaut ist. Und der Verkehr? Wieder die Idee mit Tempo 30? Einmal mehr: Entscheide fallen, wie gewählt wurde. Weitsichtiges Denken verkommt. Es zählen nur noch die kurzfristigen Erfolgsideen. Die Gewinner sind auch hier wieder die Landspekulanten 🤷🏼♂️