Belps Spitalteich ist im Frühling Laichplatz für hunderte von Grasfröschen und Erdkröten. Gäbe es an der Strasse dort keinen Froschzaun, wären hunderte platte Frösche das Resultat.
Bäup.ch stapfte heute morgen mit Stefan Steuri, der jedes Jahr für die Froschrettung verantwortlich ist, dem Zahn entlang. Die Frösche und Kröten kriechen über die Wiese, dann dem Zaun entlang in der Hoffnung auf eine Lücke. Sie landen dann im Kübel, der im Boden eingegraben wurde. Sie können hüpfen, aber nicht hoch, sondern nur weit. Darum müssen Sie im Kübel ausharren, bis die Helferperson sie wieder rausholt.
«Voilà, der erste dieses Jahr», lacht Stefan Steuri und legt eine Erdkröte in den Transportkessel. Zwischen Waldrand und Spital/Altersheim Belp hat er mit ein paar Helfern erst gerade die Froschzäune installiert. Bäup.ch war heute morgen beim Einsammeln dabei. Die ersten zwei Erdkröten in diesem Jahr machten auch mit und warteten brav in zwei Kesseln. Für die grosse Masse sei es noch etwas zuwenig warm.
Froschzaun beim Spital Belp from Bäup.ch on Vimeo.
In den nächsten Wochen werden hier hunderte von Erdkröten und Grasfröschen jede Nacht ihren (immer gleichen) Laichplatz aufsuchen – eben den Teich beim Spital/Altersheim Belp. Die Frösche kommen aus dem Cholholzwald oberhalb der Seftigenstrasse, welche vor allem am morgen stark befahren ist. «Dank dem Froschzaun bleiben aber diese Populationen hoffentlich noch lange erhalten», sagt Steuri.
Steuri ist Tierpfleger im Dählhölzli und Bärenpark sowie Mitarbeiter im Naturpark Gantrisch. Er wohnt in Belp, ist auch hier aufgewachsen. Das Froschzaun-Projekt macht er in seiner Freizeit. Warum macht er das?
«Schon lange hatten Leute als Belp jeweils einen Zaun gestellt. Vor acht Jahren aber, als ich frühmorgens beim Spital vorbeifuhr, sach ich ein Frosch-Gemetzel auf der Strasse. ‹Naja, die sind heuer aber spät mit dem Zaun, sehr schade…› Als am Abend noch immer kein Zaun da war, telefonierte ich herum. Ich rief am gleichen Abend nach Gerzensee an, ob dort noch Zaun übrig sei. In einer Nachtschicht gemeinsam mit meinem Vater montierte ich die Zäune. Wir mussten an diesem Abend immer wieder den Fröschen nachrennen, die schon ännet dem Zaun waren und geradewegs unter die Autoräder krochen», erinnert sich Steuri. «Diese Population ist nun stabil, eben wegen des Zauns. Das heisst, dass die wichtige Nahrungskette im Gleichgewicht bleibt. Raubvögel, besonders auch der Uhu, haben sehr Freude an unserer Arbeit…»
Die Frösche harren über den Winter im Wald unter dem Laub in Winterstarre aus. Sobald es etwas wärmer wird und regnet, kommen sie aus dem Wald und suchen ihren Laichplatz. Im Dunkeln, um ihren natürlichen Feinden möglichst wenig Jagdchancen zu liefern. Der Zaun hält sie nun auch von ihren unnatürlichen Feinden auf der Strasse ab.
«Im Teich beim Spital hats leider noch ein paar fremde Goldfische, welche die Laiche teils fressen. Nicht ideal… Jedenfalls, die Laiche werden dann ja Kaulquappen, und als Jungfrösche kehren sie genau dorthin zurück, wo ihre Mutter hergekommen ist. Das geht dann im April schon los.» Er habe einmal auch einen Retour-Zaun auf der Spital-Seite der Strasse montiert, das habe aber aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. «Das ganze muss halt pragmatisch bleiben. Es ist wichtiger, dass die ausgewachsenen, laichenden Tiere vor den Autos geschützt werden.»
Jeweils am Abend seien es freundlicherweise die gleich neben der Wiese wohnenden Priska Bühler und Tom Kiener, welche diesen Job erledigen.
Steuri macht diese Arbeit nicht alleine. Er hat nach einem Aufruf, u.a. auf der Facebook-Seite Bäup, mis Dorf, für dieses Jahr genügend Helfer auf seiner Liste. «Ich bin aber froh um weitere Interessierte, die mich kontaktieren. Es gibt ja immer wieder Helfer, die auch wieder aufhören.» Das Aufstellen/Abbrechen der Zäune sei einer der Jobs; sehr hilfreich sei dann aber jemand, der verlässlich und selbständig den Froschtransport übernehme. «Jemand, der sich zum Beispiel für jeden Dienstagmorgen während der ganzen Laichzeit verpflichtet.»
Demnächst werde Steuri sein Projekt auch im OSZ Belp vor Schulklassen vorstellen. «Wir haben in den letzten Jahren vermehrt wieder ganze Schulklassen, die sich an der Strasse engagieren. Das freut mich sehr!»
Kontakt Stefan Steuri: 079 695 13 42 | ampiystufi@bluewin.ch
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