Belps Finanzen gehts weiterhin gut. Die Gemeindeversammlung (105 Stimmberechtigte) hat gestern die Jahresrechnung 2018 diskussionslos und einstimmig durchgewunken. Ganz leise Kritik (in Form von Gegenstimmen) gabs beim Nachkredit fürs neue Familienbad. Auch der Kredit für neue Technik zu Wassererwärmung im Giessenbad wurde gutgeheissen – inkl. ziemlich variablen Wassertemperaturen ab nächstem Jahr.
Finanzen: 1,17 Mio. Franken Überschuss
Stefan Oester, im Gemeinderat zuständig für Finanzen, trug detailliert die Zahlen und Zusammenhänge zur Jahresrechnung 2018 vor.
Belp machte im 2018 bei einem Ertrag von 55 Mio. Franken einen Überschuss von 1,17 Mio. Franken. Budgetiert wären 208’000 Franken Überschuss gewesen. In Belp wird fleissig gearbeitet, so haben hier angesiedelte Unternehmen mehr Gewinnsteuern abgeliefert als budgetiert. Auch im Bereich Abwasser und Abfall sieht das Jahresergebnis besser aus als budgetiert.
Zum Beispiel die Spezialfinanzierung Abwasser «arbeitet» immer gut, so sind nun 3.5 Mio. Franken «zuviel» in der Kasse. «Das hat zur Folge, dass wir die Kosten fürs Abwasser anpassen werden», so Oester.
Kernzahlen und Beispiele, wo Teilbudgets unter- oder überschritten wurden, liest man in der Botschaft – die Abrechnung im Detail gibts in der Jahresrechnung:
Oester: «Die Revisoren geben dem Detailgrad und der Genauigkeit der Jahresrechnung ein high level – in unserer Verwaltung arbeitet man sehr genau.»
Die Versammlung hatte keine weiteren Fragen, einstimmig und diskussionlos stimmte sie der Jahresrechnung zu.
Eine der Kennzahlen ist die Verschuldung. Sie bleibt bei 26 Mio. Franken. Darin sind u.a. die Liegenschaften enthalten.
Im Vergleich zu anderen Gemeinden stehe Belp aber sehr gut da. Zum Vergleich rechne man dies hinunter auf Franken-pro-Einwohner. Belp könne in Sachen Verschulung etwa +1000 Franken vorweisen. Köniz, als Vergleich, weist rund –2000 Franken pro Einwohner vor. Belp liege also 3000 Franken vor Köniz – pro Einwohner. «Und Köniz erhält vom Kanton das Attribut ‹gesund›. Also sind wir in Belp sehr gesund», kommentiert Benjmain Marti im Gespräch beim Apero. «Und es braucht keine Eile, irgendwelche Steuerfüsse erhöhen zu wollen.»
Familienbedli: Kreditüberschreitung gross, Transparenz in der Erklärung auch – Belp winkt durch
Stefan Neuenschwander, Vorsteher der Liegenschafts-, Freizeit- und Sportkommission, hatte viel zu tun an dieser Versammlung. Sein erster Brocken war der Abschluss der Teilsanierung Familienbad im Giessenbad. Die Versammlung war gespannt zu erfahren, warum sie Mehrkosten von 90’000 Franken bewilligen solle.
Zwei Jahre ist die neue Anlage zwar schon in Betrieb, nun erst komme die Schlussabrechnung. Warum? «Wir haben in dieser Zeit höchst aufwändige, längere Nachverhandlungen geführt», machte Neuenschwander glaubhaft.
Budgetiert waren 840’000 Franken. Am Eröffnungstag habe es sogar so ausgehen, dass das Budget unterschritten wurde – «wir haben auch mehrmalig nachfragt bei den Baufirmen», betonte Neuenschwander.
Bäup.ch, 30. Juni 2017: «Platsch! Das neue Familienbedli ist offen»
«Das Controlling und die Detailtiefe der Abrechnungen war aber mangelhaft.» So seien plötzlich Mehrkosten auf den Tisch geflattert. «Die externe Projektleitung muss sich diesbezüglich den Vorwurf einer nicht erfüllten Kostenkontrolle gefallen lassen», konstatierte Neuenschwander. Man habe die Mehrkosten letztlich nicht weiter als 10% (SIA-Norm) runterbringen können.
Viele Aspekte seien in diesem Projekt nicht voraussehbar gewesen.
Zum Beispiel habe der Kanton unerwartet viel Einfluss genommen – Thema Naturschutz. «Das Familienbad befindet sich mitten in einem Wald. Es gibt in der Schweiz kein anderes Bad dieser Art», so Neuenschwander.
Viel Wurzelwerk habe die Baggerarbeiten erschwert. Die Wasserspielfiguren hätten zwischen Offertstellung und Bau einen Preisaufschlag erhalten (ähm, 17’971.45 Franken…). Und dann noch der Biber; er habe für exakt 3720.00 Franken Schaden angerichtet. (Niemand sagte ihm, er solle doch die Wurzeln beseitigen)
Neuenschwander machte die Sache sehr transparent. Die Versammlung hat die Mehrkosten von 90’800 Franken durchgewunken – es gab aber 3 Gegenstimmen.
Neue Wassertechnik für die grossen Bassins im Giessenbad – Temperaturen werden wetterabhängig
Nun gings übers Giessebrüggli zurück (im Giessebad), zu den jetzt «alten» Bassins. Die Gemeinde wollte von der Versammlung wissen, ob es OK sei, wenn das Wasser im Bad nun eher kälter sei als bisher.
Eventuell fange die Saison mit etwa 16 Grad Wassertemperatur an.
Die Versammlung wollte das. Aber immerhin mit 8 Gegenstimmen.
Es ging um die Erneuerung der technischen Anlage im Hauptbereich des Giessenbades. «Die Anlage fürs Aufwärmen des Wassers hat nun 39 Jahre auf dem Buckel. Ebenfalls die Chlorgas-Anlage, deren Technik heute als nicht ganz ungefährlich angesehen werden muss», zeigte Neuenschwander auf.
Die Gemeinde hat ein Projekt mit Absorbermatten auf Dächern erarbeitet, die das Badwasser ab 2020 erwärmen sollen. «Es ist um vieles ökologischer, bringt aber nicht ganz die Leistung wie das alte System.» Will heissen: Wenn kühles Wetter, dann kühles Wasser.
Ebenfalls soll die alte Chlorgas-Anlage durch eine Granudos-Anlage ersetzt werden: Chlor als Granulat, das aufgelöst und mit Schwefelsäure neutralisiert wird.
Im gleichen Zug soll auch die alte Pumpen-/Pneumatikanlage erneuert werden.
Neuenschwander musste sich ein paar Schlucke Wasser genehmigen (es war glaub ich nicht Whiskey), bevor er erklärte, dass man dieses Projekt mit der genau gleichen Firma (Kannewischer) machen wolle. Kannewischer war die Firma, der im Familienbedli die finanzielle Projektkontrolle nicht wirklich gelang.
Neuenschwander: «Vier Firmen reichten auf unsere Ausschreibung hin schon gar keine Offerte ein. Es blieben Beck (Winterthur) und Kannewischer (Cham / Bern).» Letztere habe ein praktisches Gesamtpaket angeboten, man sei nun auf beiden Seiten sehr sensibilisiert, darum möchte man der Firma Kannewischer den Auftrag vergeben. «Das Budget von 398’000 Franken ist ein verbindliches Kostendach», versicherte Neuenschwander. «Diese Zahl wurde übrigens auch als marktkonform überprüft. Und: Wir, die Gemeinde selber, werden dieses Mal die Kostenkontrolle machen.»
Es gab dann doch ein paar Fragen im Saal – nicht wegen der ausführenden Firma, sondern wegen der Wassertemperatur.
Ein Bürger wollte wissen, wieviel kälter denn das Wasser sei mit diesem neuen System auf die Dächer komme. Beat Biedermann (Kannewischer) war zuerst nicht so klar – auf Nachfrage von Benjamin Marti dann doch: «Die Wassertemperatur wird mit dem neuen System sehr wetterabhängig. In Kirchberg, wo dieses System installiert ist, begann die Schwimmsaison wegen kühlen Wetters auch schon mit nur 16 Grad. Dauerschwimmer behelfen sich dort mit Neoprenanzügen.»
Weitere Stimmen aus dem Saal: «Ihr seid euch das schon bewusst: Wenns kälter wird, kommen also die Leute nicht, dann kommen auch Einnahmen nicht. Einfach so als Feststellung.» (Lächeln auf der Bühne)
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«Ich finde einfach, das Wasser ist dann schon sehr kalt.»
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«Schlägt ihr uns nur diese eine technische Lösung vor?» Antwort: «Wenn wir wieder Wärmepumpen wie bisher installieren würden, hätten aktuelle gesetzliche Vorgaben zur Folge, dass man die Bassins über Nacht zudecken müsste. Das wäre sehr aufwändig und würde rund 2 Mio. Franken kosten.»
Die Mehrheit sagte ja zu den 398’000 Franken, dieses Mal gabs 8 Gegenstimmen.
Gemeindepräsident Benjamin Marti: «Die Gemeinde nimmt aber dann keine Finanzierungsanträge für Neoprenanzüge entgegen.»
Dann halt zum Beispiel hier für [Damen] oder [Herren].
Dank aufmerksamer Bauverwaltung kommen Regenwasserableitungen eine Viertelmillion günstiger
Die Kreditabrechnung der neuen Regenwasserableitung Linde–Gürbe, vorgetragen von Gemeinderat Jean-Michel With, wurde «zur Kenntnisnahme» vorgetragen.
Weil die Leute in der Belper Abteilung Bau die Augen offen haben und mitdenken, konnte dank einer Intervention die geplante Leitungslänge reduziert und ein ARA-Direktanschluss realisiert werden. Das ergab eine Kosteneinsparung gegenüber dem Budget von knapp 250’000 Franken.
Zum Abschluss wurde über die weiterhin geschlossene Neumatt-Turnhalle informiert. Mehr dazu demnächst auf Bäup.ch
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