Seit zwei Monaten ist der neue Gemeinderat Adrian Kubli im Amt. Wer ist er? Um das herauszufinden, traf sich Bäup.ch mit ihm zu Kaffee & Gipfeli.
Kubli schliesst sein schnelles Velo gerade vor dem «Puccini» ab, als ich komme. Er sei fast nur mit dem Velo unterwegs, «Bewegung und Sport sind mir wichtig».
Kubli ist Familienmensch, Sportler, Lehrer. Er ist Vater von zwei Mädchen (Kindergarten und 2. Klasse), Lehrer (Klassenlehrer einer 9. Realklasse und gestalterische Fächer an Sek-Klassen in Kehrsatz), Velofahrer, Marathonläufer und seit 2017 eben Belper Gemeinderat. Seine Frau ist Mutter und Reitpädagogin, sie führt ab 1. Januar 2017 eine Pferdepension in der Viehweid und bietet diverse Angebote rund um Kinderreiten an.
Ich will zuerst etwas zu Kublis sportlichen Seite wissen. «Ich mache Ultra-Trails. Das sind Läufe im Gebirge, wie zum Beispiel von Sierre nach Zinal, 32 Kilometer, 2000 Höhenmeter.» Früher war er Triathlet, nach gesundheitlichen Problemen ist es nun Trail-Running. Den GP Bern rannte er auch schon in 1:06, den Chäsizer in 49 Minuten. Bei Ultra-Trails gehe es mehr um Ausdauer und mentale Stärke, ums Kräfteeinteilen – da sei man acht oder mehr Stunden laufend unterwegs. «Mein aktuelles Ziel ist der Ultra Trail Montblanc.» 170 Kilometer in maximal zwei Tagen, dabei mehr als 10’000 Höhenmeter überwinden.
Kubli hat also Ausdauer. Seine Wahl in den Gemeinderat geschah aber ohne ausdauerndes politisches Hinauf-Arbeiten, sondern zackig. Er war die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Kubli sollte den erhofften zweiten SP-Sitz im Gemeinderat holen. SP-Spitzenkandidat Stefan Neuenschwander machte im Kampf ums Gemeindepräsidium viel von sich reden und holte damit 1919 Stimmen für den Gemeinderat. Kristin Arnold stand mit 1479 Stimmen auf dem SP-Podestplatz 2, konnte aber ihren Gemeinderats-Sitz nicht annehmen, weil ihre Schwester Susanne Grimm-Arnold (EVP) weiterhin im Rat sitzt. So kommt es, dass Adrian Kubli mit 922 Stimmen in den Gemeinderat einzieht.
Kubli wuchs in Kirchlindach auf, einige Jahre auch in Belp. Nach absolvierter Volksschule und Gymnasuimverbrachte er ein Jahr an einer Sportschule in Südfrankreich. Danach entschloss er sich ans Lehrerseminar zu gehen. «Da hat man direkter mit Menschen zu tun.» In Kehrsatz erhielt er seine erste Stelle als Lehrer, die ihm bis heute sehr zusagt. Einen zweijährigen Abstecher Richtung Architektur hat ihn nicht befriedigt, sondern noch klarer die Vielseitigkeit des Lehrerberufs aufgezeigt.
Kubli wohnt mit seiner Familie seit 2010 in Belp, vorher wohnte er in Bern. «Weil es in Belp einfach alles hat, die Schulen gut sind und unsere Arbeitssituation stimmt.»
Kubli übernimmt das Departement Bildung. «Das ist natürlich ideal, auch weil ich weiterhin in Kehrsatz Lehrer bleiben kann.» Er sehe seine Rolle nicht als Vorgesetzter, sondern eher als Unterstützer. «Belp hat eine sehr gute Schule, mit vielen Angeboten. Jedes Schulhaus hat seinen ganz eigenen Charakter, eine ‹Schule Belp› ist gut erkennbar. Auch das Multikulturelle muss seinen Platz haben. In Kehrsatz haben wir 43 Prozent Ausländer an der Schule, da ist Integration das normale.» Sein Ziel sei es für seine Realklasse in Kehrsatz, dass möglichst alle Schüler/-innen ohne 10. Schuljahr direkt eine Lehre beginnen können.
Schon früher hat Kubli oft mit seinem Vater, der FDP-Mitglied war, über Politik diskutiert. «Später hat mich mein Umfeld am Lehrerseminar und andere Freunde darauf gebracht, mich politisch zu engagieren. Die Rechten brachten vor ein paar Jahren nacheinander diverse Intiativen durch. Das kann ja nicht sein, dachte ich immer wieder. Und wurde SP-Mitglied.»
Multikulturalität ist für ihn wichtig. Oder eine gute Lebensqualität für Familien und kleine Kinder. Zum Beispiel durch gute Spielplätze. Mit diesem Thema machte Kubli in Belp zum ersten Mal im 2015 breit auf sich aufmerksam. Im SP-Infoblatt «Lupe» hinterfragte er die etwas langweiligen, konservativen Spielplätze Belps, inklusive Bilder von anderswo, wo Spielplätze moderner und ideenreicher gebaut werden (siehe PDF).
Es wird Belps Lebensqualität gut tun, dieser frische Wind.
Kubli ist als Fussgänger und Velofahrer im Dorf unterwegs und macht sich aus dieser Sicht Gedanken auch zum Verkehr. «Wer auf der Käsereistrasse mit 50 durchs Dorf fährt, ist ein Raser», sagt er zum Teilstück zwischen Restaurant Frohsinn und Lindenkreisel.
Das sehen viele Belper sicher ähnlich. Wer an der Käsereistrasse diejenigen Autos und Lastwagen erlebt, die mit 50 durchdonnern, ganz legal, der gibt Kubli vermutlich Recht. Und von der Hohburgstrasse her (Bäckerei Fahrni) in die Käsereistrasse nach links einbiegen ist trotz Sichtspiegel schon fast Russisches Roulette.
Kubli: «Wenn Tempo-30 dort nicht gehen soll, dann wenigstens ein 40-er, wie zum Beispiel im Marzili», sinniert er. «Ich verstehe auch nicht, warum sich das denn beissen soll, in der Tempo-30-Zone die Fussgängerstreifen ganz einfach belassen.» Wie er zur Südumfahrung steht? «Ich finde, wir brauchen keine. Die Autotechnologie verändert sich sehr schnell. E-Autos, autonomes Fahren, Sharing und bessere Ausnutzung, Dienste wie Uber, immer mehr E-Bikes… in 20 Jahren wird sich der Verkehrsfluss massiv verbessert haben. Also abwarten, bevor man Strassen sät.»
Was er mit den Erwartungen macht, die nun an ihn gelangen? «Das ist nicht so einfach. Ich weiss gar nicht, wieviel sich umsetzen lässt. Die volle Opposition ist wohl nicht möglich. Aber wie ich das bis jetzt schon erlebt habe — ich war mit Beni Marti essen: Man kann zusammen reden. Ich hoffe schon, dass ich etwas beeinflussen kann. Ich freue mich jedenfalls auf diese neue Aufgabe.»
Wie entscheidet Kubli, wenns um entweder—oder geht? In folgenden Gegensätzen zauderte er nie lange, höchstens bei den letzten Fragen, wo er kurz und präzis zu differenzieren wusste – aber dann doch 1 Antwort geben musste…
(Fettschrift = Adrian Kubli)
Early Bird | Nachteule
Migros | Coop
Meer | Alpen
Velofahren: bergauf | bergab
Selbstverantwortung | Subventionen
Steuern: senken | erhöhen
Weltwoche | WOZ
Hillary | Donald
Lehrplan 21: Ja | Nein
Schulnoten: Ja | Nein (zögert… «Jein»…)
Hausaufgaben: Ja | Nein
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