Nur etwa 15 Minuten dauerts, das Heben und Senken über die Autobahn beim Anschluss Belp/Rubigen – schon steht eine neue Brücke in der Landschaft.
Aus Sicht der Zuschauer lief letzte Nacht alles perfekt. Sternenklare Nacht ohne April-Kapriolen wie noch ein paar Stunden zuvor, wenig Verkehr, man hat an alles gedacht, die Spezialisten machen so etwas sichtlich nicht zum ersten Mal. Eindrücklich wars, ein Spektakel fürs Auge, eine Show für Schweizer Handwerk, Ingenieurskunst, Projektmanagement, Timing.
Etwa 50 Zuschauer wollten sich das dann auch live ansehen. Wohl ebensoviele Ingenieure, Beamte, Konstrukteure und Holzbauer waren da. Zwei XXL-Pneukrane und ein Tieflader nahmen während des Abends sorgfältig ihre Ausgangs-Position ein, die Holzbrücke stand ja fixfertig schon ein paar Tage auf dem Kiesplatz bei der Mühle Hunziken. Sie ist ein schönes, eigenwilliges Emmentaler Werkstück und wurde per Tieflader nach Rubigen geliefert.
Etwa Viertel nach Mitternacht sperrt die Polizei das Autobahnteilstück unter den Brücken. Eine Umfahrung gibts über die Ausfahrt-/Einfahrtsrampen. Schon seit 20 Uhr fährt der Verkehr von Belp nach Rubigen nur einspurig und LKWs und Cars müssen grossräumig umfahren.
Wer nicht beteiligt ist, wartet geduldig jeden Arbeitsschritt ab. Plötzlich gehts dann richtig los. Fast unmerklich und leise. Brücke weiter anheben, beide Krane drehen sich langsam, keine Motoren heulen auf, die Brücke schwebt sanft gegen die Betonsäulen, dort warten die Monteure, die Brücke touchiert ein wenig das Baugerüst was aber niemanden stört, langsam senkt sich die von Innen leuchtende Stahl-Holz-Konstruktion (Stromgeneratörli…) auf die Brückenköpfe. Sieht so einfach aus, wie Lego.
Nach etwa 20 Minuten sind die Tragbänder auf dem Dach der Brücke gelöst, die Krane schwenken wieder zurück. Zusammenpacken, nach Hause ins Bett…
Holz ist schön! Und Holz war schon mal da, ein paar Meter Richtung Aare. 1973/1974 half die ganze Schweiz dank einer TV-Sammelaktion mit, die heutige Auguetbrücke von der Hunzige Aare-abwärts hinter den Flughafgen zu zügeln. Sie musste der Betonbrücke über Aare und Autobahn weichen, eigentlich wollte man «abwracken». Die Brückenköpfe und das alte Zollhaus (beim Restaurant Campagna) stehen noch immer und sind beliebte Badeplattformen.
Seit 1974 gabs also nur noch Beton, seit gestern wieder ä Bitz schöns Holz. Zwar nur über der Autobahn, aber: schön!
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