«Ortsplanungsrevision»: Ein trockenes Wort. Geht es da um ein paar Pläne von Belp, die etwas umgezeichnet werden? Bürozeugs, Fachdiskussion unter Planern? Was geht die Bewohner von Belp das an?
Sehr viel!
Es geht um sehr viel sehr Konkretes. Neue Quartiere, Wachstum, viele Hunderte mehr Bewohner in Belp. Bagger, Baukräne, Beton. Komplett neue Quartiere auf der grünen Wiese. Veränderte Quartiere mit renovierten Wohnblöcken, die dann 5 statt 3 Stockwerke haben werden. Mehr Einwohner.
Es geht also um die Zukunft von Belp. Für die einen eine positive, für die anderen eine negative. Die einen finden, Wachstum brauche es nicht. Die anderen finden, Wachstum sei überlebenswichtig. Die meisten können kaum abschätzen, wieviel Wachstum «richtig» ist (auch der Schreiberling kanns nicht).
Es geht auch um das Wohngefühl in Belp. Für die meisten wird Belp momentan wohl noch knapp als Dorf wahrgenommen. Nach der vorgeschlagenen Wachstumsetappe könnte es eher schwierig werden, von Belp noch als «Dorf» zu reden, es wird eher «Agglo-Stadt».
«Belp bleibt Belp». So heisst ein Komitee, das sich gegen die Vorschläge des Gemeinderats stemmt. Dieses Komitee hat die Briefkästen Belps mit einem Prospekt bedient und nun im ganzen Dorf Abstimmung-Parolen plakatiert. Es emfpindet die Pläne der Gemeinde als «masslos» und legt den Belper «4 x Nein» nahe.
Was diese Gruppe genau meint mit dem ersten «Belp» oder dem zweiten «Belp» im Aktions-Namen, liest man auf der Aktions-Website. Man wehre sich nicht grundsätzlich gegen Wachstum, aber Die Ortsplanungsrevision sei überladen, es gebe kein Verkehrskonzept, es sei unklar wie zusätzliche nötige Infrastrukturen finanziert würden. Belp bleibe also nur dann Belp, wenn Belp langsam wachse statt «masslos». Der Anfangswunsch bezüglich Wachstumsquote (2015) sei 5% gewesen – nun sei man bei 15 oder, wenn alle Projekte kämen, sogar 25% Wachstum.
Gegenwind spürt der Gemeinderat auch von den vielen einzelnen Einsprechern. Sie haben der Bauverwaltung Belp viel Arbeit verursacht. Es sind natürlich die direkten Anwohner von geplanten Projekten, die sich zum entsprechenden Vorhaben «vor ihrem Haus» wehren. Auch ohne direkt betroffen zu sein, kommentieren viele Belper die Pläne kritisch.
Eine weitere Seite, die mitmischen will, sind Investoren, Immobilienfirmen und Baukonzerne. Das versteht sich von selber. Zuviel zu billiges Geld liegt herum, ist in Gefahr (Frau Lagarde grüsst) und will in Konkretes (english: concrete…) verarbeitet werden.
Bauprojekte halten das die Wirtschaft am Laufen (in der Bauphase), lassen Belp wachsen und bringen also mehr Einwohner (was die lokale Wirtschaft auch langfristig ankurbelt).
Wir alle leben von «der Wirtschaft», wir alle sind Wirtschaft. Unser System ist nun mal auf Wachstum, Investition, Multiplikation ausgelegt.
Es ist eine Überlegung wert, sich vorzustellen, wie Belp aussehen würde nach 20, 30, 40, 50 Jahren ohne genügend Wachstum: Wir wären eine einzige grosse Alterssiedlung.
Im übrigen: wir alle wohnen in einem Gebäude, wo vorher grüne Wiese war.
Die Bürgerlichen in Belp (hier ein undefinierter Begriff) wurden aufgeschreckt von der «Nein»-Kampagne, sie publizieren nun auch von ihrer Seite Abstimmungswerbung – für ein JA. Dahinter stehen die Belper KMU und die Parteien Belps, vermutlich kommen in den nächsten Tagen neben Parolen auch Argumente. In der Werbung steht etwas undifferenziert «alle Parteien sind für ein JA». Die SP zum Beispiel ist gemäss einer Pressemitteilung in der Hauptvorlage für ein «JA» (Revision der baurechtlichen Grundordnung), ebenso bei der «Aemmenmatt». Bei «Traube» empfiehlt die SP «Nein», im «Muracher» Stimmfreigabe. Alle andere Parteien verschicken keine Medienmitteilungen.
Mittendrin in der Debatte ist der Gemeinderat, der irgendwie versucht, es allen recht zu machen (wobei das vermutlich nicht alle Belper unterschreiben würden).
Er stellt Infos auf seine Website, macht kommentierte Dorfspaziergänge, hat Modelle ausgestellt im Dorfsaal. Die Argumente in der Abstimmungs-Botschaft gehen in Richtung «es ist ein massvolles Wachstum», es sei verträglich, man kenne die Mehreinnahmen für die Gemeinde (aus den Bauprojekten fliesse 40 Mio. an die Gemeinde, «Mehrwertabschöpfung»). Eine Aufstellung in Zahlen, wieviel Wachstum aber welche Folgen (in Mio.) habe, ist in der Botschaft nicht ersichtlich.
Im Sommer hat die Gemeinde 120 Einsprachen bearbeiten müssen, 58 Verhandlungen seien geführt worden. Die Einsprecher haben u.a. erreicht, dass neue Hochhäuser neben dem Hochhaus nicht so hoch wie geplant gebaut würden (bei einem «Ja»). Oder dass das Projekt Güter-/Sägetstrasse, das Gebiet rund um die Gemeindeverwaltung, ganz gestrichen wird.
Die Gemeinde hat sich auch zur definitiven Abstimmungs-Taktik durchgerungen (1 + 3 Vorlagen). Ursprünglich war die Rede von 1 grossem Paket. Einzelvorlagen senken das Risiko, dass im schlimmsten Fall nur einzelne Projekte ein «Nein» erhalten, aber nicht gerade alle.
Jetzt läuft die Debatte. Aus Sicht der Gemeinde vermutlich «zu heiss». Jahrelange Vor-Arbeit könnte wieder in der Schublade landen, wenn zuviele «Nein» auf den Zettel geschrieben würden.
Was ist Ihre Meinung? Das Formular ist parat:
Kurt Blunier meint
Der Gemeinderat und der Gemeindepräsident vermitteln in allen Auftritten und Publikationen den Eindruck, dass die zur Abstimmung gelangende Ortsplanung in ihrem gesamten Umfang durchdacht, sinnvoll und faktenmässig die einzige Lösung für die Zukunft sei. Mit Hinweis auf 6 Jahre Planung und einer Stellungnahme zu einem Flyer sowie dem ständigen Hinweis auf die Notwendigkeit von Wachstum soll der Eindruck erweckt werden, dass alle anderen Sichtweisen zumindest für die Gemeinde nicht von Vorteil seien.
Kurz vor den Abstimmungen wären noch einmal folgende Fragen und die Antworten zu überdenken:
Will ich, dass in Belp Grünzonen verschwinden?
Will ich zu einer Verstädterung von Belp ja sagen?
Will ich mehr Verkehr und mehr Lärm?
Will ich, dass Belp vom Dorf zur Vorstadt von Bern wird und durch Zuwachs Anonymität einkehrt und ich meine Mitmenschen in Belp nicht mehr kenne?
Will ich in Belp einen Bauboom?
Gehe ich das Risiko ein, dass die von der Gemeinde zu finanzierenden Infrastrukturkosten nicht von zusätzlichen Einnahmen abgedeckt werden?
Beantworten Sie diese Fragen mit einem Nein? Dann stimmen Sie am 26.9.2021 4 x Nein!
P.R meint
Ganz klar 4x JA!!
Gegen Stillstand und für mehr Weitsicht !!
G.M. meint
Es scheint offensichtlich, dass die Parteien in Belp den Puls der Bevölkerung nicht mehr spüren. Die allgemeine Besorgnis über das städtische Wachstum und den zunehmenden Verkehr scheint bei den Politikern nicht angekommen zu sein. Schade, denn so hätte man sich viel Ärger ersparen können…
Nach dem 4xNEIN sollten die Behörden/Parteien eine umfassende Umfrage erstellen lassen, wohin die Belgierinnen und Belper wollen etc… und dann umsetzen…
Heinz Haussener meint
Dass man in der heutigen Zeit (Klimawandel) noch immer landwirtschaftliches Land einzonen und überbauen will, ist mir schleierhaft! Immer weniger Grünflächen und immer weniger Natur! Immer mehr Beton und Teer und damit u.a. mehr Überschwemmungen! Daran können nur die Bau Lobby mit ihrer Entourage und die, die ihr vieles Geld anlegen wollen oder müssen, ein Interesse haben, aber sicher nicht das normale Volk! Belp ist von allen Gemeinden im Kanton die, die in den letzten 20 Jahren prozentual am meisten gewachsen ist und jetzt soll es so weiter gehen, obschon die meisten BelperInnen das nicht wollen! Belp wird auch ohne die Neueinzonungen immer noch zu schnell schnell wachsen und die Verkehrsbelastung und die finanzielle Belastung werden weiter zunehmen; dies allen Gegenargumenten des Gemeinderates zum Trotz! Deshalb sicher nein zu den Neueinzonungen!
Schelm meint
Klimawandel? Baulobby mit Entourage? Verschwinden von Grünflächen?
Nun gut, blickt man ein paar Jahrzehnte zurück, so hat man z. bsp. am Gurnigel- und Gantrischweg (um nur ein Beispiel zu nennen) total etwas mehr als 20’000 m2 an Grünfläche zugunsten der damaligen Baulobby mit Entourage (und neuen Eigentümer!!!) vernichtet. Dazu kommt eine unterirdische Ausnützungsziffer, welche so tief ist, dass sie ihresgleichen sucht (das Riedli 1 mal abgesehen).
Ob das „normale Volk“ (um Ihre Ausdrucksweise zu nutzen) es damals so gewollt hat oder nicht, sei an dieser Stelle offen gelassen. Vielleicht war es auch die damalige Unkenntnis der Sache, Gleichgültigkeit oder schlicht das eigene Interesse? Das ist unter dem Strich auch nicht mehr relevant, da Jahrzente her. Lassen wir die die Vergangenheit, wo Sie hingehört. Klimawandel gab es ja auch noch nicht…
Wenn man jedoch früher genau von den von Ihnen genannten Kritikpunkten im eigenen Interesse profitiert hat und diese damals als bedenkenlos und völlig unproblematisch taxiert hat: gerade und insbesondere dann ist es fragwürdig diese Argumente heute als Kontra zur heutigen Ortsplanung zu verwenden…
Der Schelm würde den Ausdruck „DOPPELMORAL“ verwenden (was interessiert mich die Vegangenheit)…
A.R. meint
Laut dem Befürworter-Flyer sollen die Einnahmen aus den Um- und Aufzonungen für die heutige Infrastruktur bezahlen. Und wer bezahlt für die Infrastruktur, die durch diese neuen Projekte nötig wird? Die Tiefpreis-Strategie der Gemeinde Belp ist damit offensichtlich gescheitert. Die Frage ist nur noch ob wir jetzt eine harte Landung oder morgen einen Crash-wollen. Diese Vorlage ist als „Flucht nach vorne“ zu verstehen, eine tragende, nachhaltige Strategie ist das nicht.
4 x Nein und grundsätzlich über die Bücher ist wohl der einzige Weg.
Pascal Tobler meint
Nicht alles bei der vorgelegten OPR ist schlecht. Persönlich finde ich Projekte wie z. B. beim alten Spital oder „Hohburg“ sinnvoll. Aber die OPR ist in Summe völlig überladen. Dies gilt sogar für die Hauptvorlage allein!
Ich denke, niemand in Belp ist gegen gegen Entwicklung, auch #3B (www.belpbleibtbelp.ch) nicht! Die vorgelegte OPR ist zu umfassend, zu gross, zu extensiv und greift zu weit. Wäre nicht ein etappiertes Vorgehen viel zielführender?
Es ist keine Katastrophe, wenn die OPR am 26.9.21 abgelehnt wird. Im Gegenteil: Es ist eine Chance! Es eröffnet die Möglichkeit, dringend notwendige Überarbeitungen vorzunehmen, so dass sich Belp in den nächsten Jahren vernünftig und finanzierbar entwickeln kann. Zurück an den Absender – für eine vernünftige Überarbeitung!
Das ist nicht Stillstand, sondern bringt Belp wirklich weiter!! 4x NEIN zur masslosen Ortsplanung.
Aufgeschlossener Belper meint
Ich bin für 4x Ja!
Mir gefallen die Projekte und ich finde man muss nicht immer gleich den ,, Teufel an die Wand malen“. Nur weil etwas NEUES kommt muss es doch nicht schlecht sein. Wer nichts wagt der nichts gewinnt.
Vielleicht bin ich auch einfach zu jung zu dynamisch und zu aufgeschlossen um mich von solchen Projekten und Ideen eher zu begeistert als sich gleich die Hosen voll zu machen…
Die ganzen Nein-Parolen, alles nur Angstmacherei und Spekulationen, ich kann’s nicht mehr hören.
Aber lieber ja nichts ändern und alles belassen wie es ist, das bringt Belp sicher weiter …
Ist Stillstand wirklich so viel besser? Ich denke nicht und deshalb bin ich für 4x JA.
Ach ja und wem das zu masslos ist, der kann ja auch nur 1x, 2x oder 3x Ja stimmen ganz einfach…
Pascal Tobler meint
Gewusst? (Nr. 13)
Am 26.9.21 geht es nicht nur bei den Teilvorlagen ums Zubetonieren von heute unbebautem Land, sondern auch bei der Hauptvorlage! In der Viehweid soll zusätzlich(!) zu „Traube und Muracher“ eine weitere „Fläche von knapp 1 ha [10’000 m2] von der Landwirtschafstzone in eine Arbeitszone A1“ umgezont werden (S. 15). Es wird damit argumentiert, dass man Landreserven für Arbeit schaffen wolle. Paradoxerweise soll gleichzeitig bei der Teilvorlage „Eichholzweg“ (Aemmenmatt) die heutige Arbeitszone A1 für Wohnen geöffnet werden – und dies wohlgemerkt am Rand des Siedlungsgebiets und im Wissen um die dortige Lärmsituation (Fluglärm, Strassenlärm)!! Warum will man beim „Eichholzweg“ Fläche für Gewerbe und Industrie zugunsten von Wohnen aufgeben, aber dafür eine neue Arbeitszone auf Kosten wertvollen Landwirtschaftslandes schaffen?
Ist nicht auch sehr fragwürdig, dass bei der „Traube“ vorgebracht wird, das Land sei zwar in der Landwirtschaftszone, aber sowieso nicht wertvoll, weil teilweise bebaut. Beim „Eichholzweg“ hingegen wird umgekehrt verschwiegen, dass es sich um eine wunderbare Ackerfläche handelt. Da betont man viel lieber, dass das Areal jetzt schon als Bauland eingezont sei. Aber ist das dem Boden nicht schlicht egal, wie er im heutigen Zonenplan aufgeführt wird? Seien wir uns bewusst: Was einmal verbaut ist, ist verbaut!
Übrigens: Ebenfalls zur Hauptvorlage gehören Einzonungen von Landwirtschaftsland auch am Engeweg, an der Hohburgstrasse und am Allmendweg (S. 15).
Wie ist es überhaupt möglich, dass es Belp vom Kanton erlaubt wird, 31’500 m2 Fruchtfolgeflächen (FFF, das ist „ackerfähiges Kulturland“) zu überbauen (S. 16)? Man hat noch „das Glück“, dass es oberhalb der Seftigenstrasse viel Landwirtschaftsland gibt, das bisher keine FFF war. Man lässt dieses Gebiet ins FFF-Inventar aufnehmen, und dafür darf man anderes Landwirtschaftsland überbauen. Dies bedeutet: Man lässt ackerfähiges Land neu als FFF erfassen (oberhalb Seftigenstrasse), damit man heutige FFF (z. B. „Muracher“) freibekommt. Dies geschieht aber nur auf dem Papier. Es ist bloss eine Scheinkompensation. In der Realität führt es aber dazu, dass wertvolles Ackerland verbaut wird. Wollen wir das? Was verbaut ist, ist verbaut!
Nein zu sinnlosem Landverschleiss!
4x NEIN zur masslosen Ortsplanung!
Weitere Informationen und Beiträge zur Serie „Gewusst?“ unter
https://www.facebook.com/groups/3718705768252757
Michael K. meint
Guter Artikel unten – Man fragt sich wirklich: Wo bleiben die Interessen der heutigen Einwohner, die ja alle Steuerzahler sind (Haushalte 21 Millionen; Firmen 3 Millionen)? Wieso ist das Vorgehen diese OPR durchzubringen so intransparent (auch die Abstimmungsbotschaft finde ich undurchsichtig) und irgendwie an den Hauptbetroffenen den Einwohnern vorbei. Was haben die heutigen Einwohner von dem Riesen-Projekt, als den Weg in die Kosten- und Verkehrsfalle? Ein Blick nach Köniz zeigt die Konsequenzen… .
Schelm meint
Blick nach Köniz?
Köniz: 43’000 Einwohner (2020)
Belp: 11’600 heute, ca. 13’500 (2040)
Der Vergleich mit Köniz ist wie der zwischen Äpfel und Birnen…
Zum Thema „Intransparenz“: waren Sie an einer der Mitwirkungsveranstaltungen? Haben Sie an den Begehungen vor Ort teilgenommen? Welche Möglichkeiten habe Sie genutzt Ihre Meinung einzubringen?
Blunier Kurt meint
Der Gemeinderat und die Befürworter der Ortsplanungsrevision gehen davon aus, dass Belp Wachstum braucht. In den Diskussionen konnte niemand genau erklären, warum Belp zwingend wachsen müsse.
Gemeint ist wohl, dass Bevölkerungszuwachs durch mehr Wohnraum generell irgendwie für die Gemeinde gut sei. Primär wird daran gedacht, dass der Zuwachs auch zu Steuermehreinnahmen führe, was dann irgendwie allen Belpern/Belperinnen zu Gute kommt. Fakt ist aber auch, dass das Wachstum einer Gemeinde zu mehr Infrastrukturkosten führt. Es müssen Strassen gebaut werden, Beleuchtung muss errichtet werden und zu Hausanschlüssen müssen Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom, etc gezogen werden. Daneben müssen Kindergärten und Schulen erweitert und der ÖV sichergestellt werden. Das alles führt zu Kosten, welche die Gemeinde finanzieren muss. Besteht nun ein Überfluss an Wohnungen, welche nicht genutzt werden oder findet ein Zuzug von Personen statt, welche auf Grund des Einkommens wenig Steuern bezahlen, dann könnte das Ganze schnell kippen. Die Infrastrukturkosten würden in diesem Fall nicht durch Steuereinnahmen abgedeckt. Generell ist aber überhaupt nicht erwiesen, ob die Steuereinnahmen die Ausgaben decken.
Wirtschaftswachstum ist zudem nicht das Mass um Wohlstand zu definieren! Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie in Belp leben und nicht im Liebefeld, Ausserholligen, Gäbelbach etc?
Viele Bewohner/innen von Belp schätzen es, dass Belp auf Grund der Grösse heute immer noch als Dorf verstanden wird. Belp ist noch irgendwie überschaubar, man kennt die Nachbarn, das Quartier und eben auch andere Bewohner/innen von Belp. Belp ist noch nicht anonym – man kennt sich. Hinzu kommt eben, dass bis heute nicht alles verbaut ist – es sind noch Naherholungszonen da, man ist schnell draussen im Grünen. Wollen Sie das aufgeben? Wollen Sie, dass in Belp eine Verstädterung stattfindet? Die Ortsplanungsrevision ist der Lebensqualität nicht förderlich. Ihr persönlicher Wohlstand wird geopfert: Grünzonen werden zu betoniert, der Verkehr nimmt zu und Belp wird zur Vorstadt von Bern. Auch stadteigene Problembereiche, welche durch Zuwachs und resultierender Anonymität entstehen, werden dann hinaus nach Belp exportiert. Belp und damit Sie als Bewohner/in von Belp werden durch die Verstädterung mit Problemen konfrontiert, welche Sie bis anhin gar nicht kannten oder welchen Sie durch die Wahl Ihres Wohnortes ausgewichen sind.
Einige KMU gehen davon aus, dass die Bevölkerungszunahme dazu führt, dass auch in Belp mehr Geld ausgegeben wird. Glauben Sie daran, dass ein Grossinvestor den kleinen Gewerbebetrieb in Belp für Bauarbeiten berücksichtigen wird? Der Grossteil der Aufträge, welche sich aus dem Baubetrieb ergeben, landet bei Auftragnehmern, mit welchen Investoren seit Jahren zusammenarbeiten und das sind im Regelfall grössere Betriebe, welche in der Lage sind, innert nützlicher Frist Badezimmer oder Treppen für eine ganze Überbauung zu liefern/installieren/montieren. Der kleine Gewerbebetrieb aus Belp wird davon kaum profitieren. Auch beim Kaufverhalten ist es bereits heute so, dass der Online-Handel den Direktverkauf abgelöst hat. Überdies sind in Belp mit Migros, Coop und Aldi sowie der Landi grosse Detailhändler vor Ort, welche bereits heute in grossem Ausmass das Kaufverhalten der Belper beeinflussen. Das Wachstum von Belp wird kaum in relevanter Weise zu mehr Umsätzen bei den Gewerbetreibenden führen.
Prüfen Sie für sich selber, was Ihnen Wohlstand bedeutet. Die Grünzonen haben Sie vor sich, Ihre Mitmenschen in Belp kennen Sie, zusätzlichen Verkehr wollen Sie nicht. Das sind Fakten – alles andere sind leere Versprechungen oder eben auch Risiken weil eben Sie mit Ihren Steuern bei der Finanzierung der Infrastruktur mithelfen müssen.
Verbaut ist verbaut – Fehler auf Grund von Fehleinschätzungen können nicht rückgängig gemacht werden!
Überlegen Sie gut was Ihnen in Belp wichtig ist.
Zbinden Susanne meint
Ich gehe vollkommen mit Ihnen einig, und gerade in Zeiten, da man den Klimawandel bekämpfen muss, ist doch eigentlich klar geworden, dass es mit dem ewigen Wachstum so nicht weitergehen kann, immer mehr ist schlichtweg nicht zeitgemäss, wir haben einen einen hohen Lebensstandart, wir müssen uns nun beschränken und nicht wachsen, das gilt in allen Lebensbereichen, eben auch der Entwicklung in den Gemeinden. Grösser heisst mehr Lärm, mehr Infrastruktur, mehr Anonymität, mehr Abfall und so weiter, seien wir mutig und beschränken wir uns, wir alle müssen jetzt damit beginnen!
Schelm meint
Erschliessungen wie Wasser und Abwasser werden aus GEBÜHREN finanziert und haben keinen Einfluss auf die Steuern. Spezialfinanzierung heisst das Zauberwort. Ausserdem können Erschliessungskosten auch den Bauwilligen übertragen werden. Stichwort Infrastrukturvertrag…
Inwieweit die Ortsplanung die Naherholung beeinflussen soll ist zudem etwas fragwürdig (die Aare, Giesse, Gürbe, Belperg bleiben wie sie heute sind).
Belp ein Dorf? Oder doch schon Stadt? Es trifft wohl beides zu. Die Ortsplanung wird aber kaum zur „Verstädterung“ führen, da war der Einfluss der 70er bis 90er Jahre massiv höher. Auch in einem neuen Quartier kann man „Belper“ werden und sich aktiv am Dorfleben beteiligen. Die Anonymität entsteht nicht aus der Ortsplanung sondern in der Frage ob man bereits ist auch neue Menschen im Dorf oder Stadt aufzunehmen.
Der Schelm meint: Belp ist schon lange Vordorf (oder Vorstadt) von Bern, auch wenn man das nicht wahr haben will. Die jetztige Ortsplanung verändert diesen Umstand unwesentlich.
Markus Giacomelli meint
eine Umfahrungsstrasse von Belp , Untertunnelung der Seftigenstrasse mit Anschluss nach Toffen am Belpbergfuss bis Vieweid hätte doch Vorrang. danach eine effizientere Umzonung von Bauland
Patric meint
Belp soll und darf Wachsen und sich weiterentwickeln da ist man sich ja zum Glück einig ob pro oder kontra…..
Aber gewisse KMUs zu boykottieren wäre falsch….
Oder werden z.B die Grossverteiler boykottiert bezüglich:
-Zu niedrige Löhne
-Arbeitszeiten
-Food Waste
-Holz aus Urwälder
-Kinderarbeit
Ich denke nicht…….
Vergessen wir nicht: die KMUs sind die Stützen von Belp.
Markus Liechti meint
Die Belper KMU behandelt uns Einwhohner als MELK-KÜHE. Verkehr, Schulen, steigende Infrastrukturkosten – alles egal, Hauptsache +20% mehr Konsumenten. Wir Belper sollten diese Ja-KMU’s boykottieren.
Jan Griessen meint
Unglaublich Herr Liechti was sie da ins Netz stellen. Das noch von einem KMU…
Belper KMU meint
Geehrter Herr Liechti
Nur weil vor ihrem Haus die Migros PK aufstocken möchte, müssen sie doch nicht gleich auf ein solches Niveau sinken. Bei jeder Verdichtung sind einzelne Personen benachteiligt. Zudem ist es anmassend von Ihnen ohne jegliche Kontaktaufnahme mit dem Belper KMU Vorstand, solcher Schwachsinn von sich zu geben.
Ich habe persönlich die Gruppe Belp bleibt Belp angeschrieben und um Kontaktaufnahme gebeten. Leider erfolgte dieser bis heute nicht…
Es wäre toll wenn einige Leute das Gesamtwohl vor ihr eigenes Wohl stellen würden. Die Belper KMUs
KMU Belp meint
Welch schlaue Aussage, bravo… klar kann der Coiffeur, Bäcker, Metzger, Käser, Kleiderladen, Optiker, Restaurants usw. von Zuwachs in Belp profitieren. Hoffentlich auch sonst gehen diese nämlich früher oder später ein.
Aber am liebsten mit dem Auto zum Einkaufen nach Bern oder Thun fahren und sich dann über den Verkehr oder die fehlenden Lehrstellen beklagen!
Und bedenken Sie, auch dort wo Sie wohnen war früher eine grüne Wiese…
Fabienne Griessen meint
Das KMU und alle Parteien für ein JA sind muss nicht extra begründet werden- es gibt genug Argumente welche nicht zuletzt durch den von den Bürger*innen gewählten Gemeinderat publiziert wurden. Die Angst Kampagne des „nein“ Komitees ist auf falschen Tatsachen aufgebaut welche zum Glück vom Gemeinderat inzwischen aufgezeigt wurden- das wäre an dieser Stelle auch ein Bericht wert.
Markus Klopfenstein meint
Könnte es sein, dass die Parteien den Puls zu den Bürger*innen verloren haben?
Belp-bleibt-Belp macht keine Angstkampagne, sondern nimmt die Befindlichkeiten der Belper*innen auf: a) weiterhin eine hohe Lebensqualität, b) finanzierbare Zukunft c) sorgsamer Umgang mit Land und d) nicht noch mehr Verkehr.
Der 26. September wird es zeigen.