Der Flughafen Bern-Belp ist ein wichtiger Teil von Belp, lange nicht nur bezüglich des Landanteils. Ein systematischer Überblick aus wirtschaftlicher Sicht gibt nachfolgend Katharina Stampfli, Mitglied der Geschäftsleitung Wirtschaftsraum Bern. Dies ist der erste Artikel des Themendossiers «Flughafen» auf bäup.ch.
Im internationalen Raum hat sich zur Erfassung der Bedeutung der Luftfahrt die Methode gemäss Airports Council International (ACI) etabliert, die vier verschiedene Effekte unterscheidet, welche ausgehend von den Flugplätzen berechnet werden (1):
- Der direkte Effekt umfasst die Wertschöpfung (Umsatz abzüglich Vorleistungen) und Beschäftigung der Unternehmen auf dem Flugplatzareal. Massgebend für die Wertschöpfung der international tätigen Unternehmen sind die Beschäftigten mit Basis auf Schweizer Flugplätzen. Es werden die drei Segmente „Airport-related“ (Flugplatzbetreiber, Polizei, Zoll, Post, SBB, etc.), „Airline-related“ (Airlines, Bodenabfertigung, technische Betriebe, etc.) und „Retail/Gastro/Service-related“ (Non-Aviation Services).
- Der indirekte Effekt umfasst die Wertschöpfung und Beschäftigung aus den Vorleistungsprozessen der „on-airport“-Unternehmen. Im Zentrum stehen demnach Unternehmen, die ausserhalb des Flugplatzareals als Zulieferer für die Unternehmen auf dem Flugplatz tätig sind. Der Umsatz dieser Zulieferer ergibt sich aus der Höhe der „off-airport“-Vorleistungen der Betriebe mit Sitz auf einem Flugplatz.
- Der induzierte Effekt umfasst die Wertschöpfung und Beschäftigung, die dadurch entstehen, dass die Beschäftigten/Kapitalgeber der Unternehmen des direkten und indirekten Effekts ihr Einkommen wieder ausgeben: Multiplikatorwirkungen der im direkten und indirekten Effekt generierten Einkommen.
- Der katalytische Effekt umfasst den Nutzen für die Gesamtwirtschaft durch die bessere Erreichbarkeit dank der Luftverkehrsverbindungen und bezieht sich im Unterschied zu den obigen Effekten nicht auf die Produktion der Flugverkehrsleistungen sondern auf deren Nutzung (z.B. Ausgaben im Tourismus und Geschäftsreisebereich).
Davon lässt sich der Nutzen für die Gemeinden ableiten:
- Die Beschäftigten wohnen mehrheitlich in den umliegenden Gemeinden und bezahlen Steuern. Dieses Einkommen würde ohne Flugplatz für die Gemeinden wegfallen.
- Die Zulieferanten in den Gemeinden haben relativ stabile Umsätze, was auch sichere Arbeitsplätze bedeutet.
- Geld, das auf dem Flugplatz verdient wird, wird zum Teil wieder in den Gemeinden ausgegeben.
- Bei guten Organisation können zwischen Gemeinden, Flugplatzbetreiber, Polizei, Zoll, Post, SBB Synergien erzielt und öffentliche Gelder gespart werden.
- Die Gemeinden sind verkehrsmässig international gut angeschlossen, was ein positiver Standortfaktor ist und Unternehmen anziehen kann. Wichtig ist eine kompetente Standortberatung vor Ort.
Neben dem Nutzen dürfen die externen Kosten des Luftverkehrs nicht ausser acht gelassen werden. Sie werden in der eingangs erwähnten Studie in die sechs Kostenkategorien Klima, Lärm, Luftverschmutzung, Natur- & Landschaft, vor- & nachgelagerte Prozesse sowie Unfall grob unterteilt.
Text: Katharina Stampfli, Mitglied der Geschäftsleitung Wirtschaftsraum Bern
Bild: commons.wikimedia.org > Hawkeye29
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(1)
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER ZIVILLUFTFAHRT IN DER SCHWEIZ, Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL)/Aerosuisse, Schlussbericht, Zürich, 30.05.2011, Autoren INFRAS: Martin Peter, Remo Zandonella, Markus Maibach, Begleitgruppe: Peter Müller Direktor, Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL), Paul Kurrus Präsident Aerosuisse (Dachverband der Schweizer Luft- & Raumfahrt), Manuel Keller Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL)
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