In den nächsten Monaten wird sichs zeigen, wie lange es die Schule Belpberg noch gibt.
Ich treffe mich mit Gemeinderat Adrian Kubli auf dem Belpberg, um mehr darüber zu erfahren. Kubli mag den Belpberg auch deshalb, weil er Bergmarathon-Läufer ist. Er macht an diesem Morgen den Hohburg-Hang wohl so als lockeres Warm-Up.
Die älteren Schüler/-innen sind nach der ersten Lektion gerade dran, einen Kleinbus zu entern. Es geht fürs Turnen runter nach Belp. Kleinere Kinder kommen nun zum Schulhaus, mit knallgelber Weste, teils mit dem Velo (und ich glaube ohne Elterntaxi – gut!). Sie freuen sich am Büsi, dieses wiederum weiss, dass es hier Streicheleinheiten gibt.
Adrian Kubli hat den Bereich Bildung der Gemeinde Belp unter sich und leitet auch die Projektgruppe Schule Belpberg. Als Lehrer (in Kehrsatz) kennt er das Schulsystem «von innen» und hat im Auftrag des Gemeinderats nach Möglichkeiten für den Erhalt der Schule Belpberg gesucht.
Bei der Frage um die Schule Belpberg gehts eigentlich «nur» um ein paar Ziffern in einer Statistik. Die Gemeinde Belp muss dem Kanton zeigen, dass auch in Zukunft genügend Schüler/-innen auf dem Belpberg die Schulbank drücken. Der Kanton zählt die Anzahl Kinder pro «Überprüfungsbereich» (siehe Tabellen unten).
Die Projektgruppe Schule Belpberg hat in den letzten Monaten über verschiedenen Möglichkeiten getüftelt und schon mal angekündigt, dass die Lösung vermutlich eine Schule mit Mehrjahrgangs-Klassen werde, wo Dorfkinder auf den Belpberg gefahren würden. «Es geht dabei um nur ein paar Kinder, so drei, vier, fünf… Und selbstverständlich wird die Gemeinde den Transport organisieren. Wenn möglich würde auf dem Berg dann auch eine Tagesschule, also eine Betreuung über Mittag, eingerichtet.»
Dieses Modell hat nun den etwas sperrigen Namen «Zyklusschule» erhalten. Die Infos dazu (u.a. ein Flyer) und eine Einladung für einen Infoanlass gehen in diesen Wochen an die relevanten Kontakte in Belp. Hohe Beachtung erhofft sich die Gemeinde vor allem bei den Eltern im flachen Belp, deren Kinder derzeit in den Kindergarten und die Primarschule bis und mit 2. Klasse gehen.
Geplant ist im Schulhaus Belpberg eine Mehrjahrgangsschule mit zwei Zyklen: Basisstufe (2 Jahre Kindergarten + 1.–2. Klasse) sowie Mehrjahrgangsklasse (3.–6. Klasse). Kubli dazu: «Mit einem altersdurchmischten Schulmodell bietet die Gemeinde eine Alternative zu den klassischen Modellen im Zentrum. Ich fände es sehr gut, wenn wir diese doch etwas spezielle Schule, mit anderen pädagogischen Ansätzen in ländlicher Umgebung, erhalten könnten und genügend Eltern fänden, welche auf der Suche nach genau so etwas sind. Für Belp wäre diese Schule gewinnbringend, haben wir doch sonst nur klassische Schulmodelle.» — «Mit der Lösung, Schüler/-innen vom Dorf auf den Berg zu holen, ist ein Erhalt der Schule Belpberg möglich. Auch der Kanton gibt uns das OK dafür. Aus finanzieller Sicht wäre diese Lösung auch nicht unbedingt teurer, da der Schülertransport bei einer Schliessung ja auch von oben nach unten gewährleistet werden müsste.»
Die ganze Aktion Zyklusmodell will Kubli als langfristige Sicherung der Schule Belpberg verstanden wissen. Im Januar, als man das Problem anpackte, sagte der Leiter Abteilung Bildung Michel Weber gegenüber Bäup.ch, es sehe leider eben nicht so aus, dass durch neue Belpberger Bautätigkeit ein Potential von mehr Kindern in Aussicht sei. Man begann also mit Projektgruppe, Ideensuche, Zyklus- und Jahrgangsrechnereien.
Im Juni und Juli erschienen plötzlich Baupublikationen für zwei grössere Projekte auf dem Berg (hier und hier), eines von einer «Generationenhaus Belpberg AG» lanciert – beide Projekte hören sich eher nach «Kinder» an. «Das hat mich zuerst auch etwas überrascht. Aber es war lange eher unklar, was genau da kommt. Und wir haben damit ja keine ‹Garantie› für Kinder. Wir müssen langfristig schauen und beim Kanton mit konkreten Zahlen kommen», so Kubli.
Am 19. September (19.30 Uhr, Schulhaus Belpberg) organisiert die Gemeinde einen Infoanlass für alle Interessierten. Bis nach den Herbstferien erhofft man sich ein paar provisorische Anmeldungen zur Zyklusschule. «Das ist aber noch nicht verbindlich, sondern dient uns vorerst zur Einschätzung des Interesses.» Definitive Anmeldungen erhoffe man sich dann auf den Dezember.
Hilft das Dorf dem Berg, seine Schule zu behalten? Im Zeitalter von Zeitschriften wie «Landliebe» müsste eigentlich «Landschule» ja attraktiv sein.
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